Zierlich und stark zugleich: Die St. Paulskirche trotzte jeder Zerstörung

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Allgemein

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Auf einem Hügel in der Altstadt gelegen, ragen Turm und drei Türmchen der Paulskirche in den Himmel. Beinahe zierlich präsentiert sich die neogotische Kirche aus dem Jahre 1869. Umso erstaunlicher ist es, dass ihr seit ihrer Weihe nichts etwas anhaben konnte. Ihre Ausstattung im Inneren trotzte beiden Weltkriegen und anderen stürmischen Zeiten.

Ihre Glasfenster, Gestühl, Kanzel sowie eine mächtige Orgel von Friedrich Friese III. sind daher noch so erhalten wie zum Zeitpunkt ihrer Erbauung. Die Orgel besticht durch einen kraftvollen warmen Klang – so, wie Kenner es allen Instrumenten Frieses nachsagen. Sie seien für die Kompositionen der Romantik geschaffen, heißt es. Immer wieder erklingt die Orgel zu Konzerten, denn die Kirchenmusiktradition wird in der Paulskirche seit ihrer Weihe ebenso gepflegt wie das Instrument selbst.

Doch nicht nur die Orgel strotzt vor Kraft. Auch das Fundament der Kirche ist außergewöhnlich massiv. Das hat einen simplen Grund: Die Paulskirche liegt direkt an Bahngleisen, beinahe führen diese unter ihr her. Das Fundament, auf dem sie steht, umfasst daher das Zweifache ihrer eigenen Baumasse. Überhaupt kamen beim Bau der Kirche modernste Methoden zum Tragen. Ihr Dachstuhl ist aus Stahl, ihr Maßwerk aus witterungsbeständigem Klinker.

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Fotos: maxpress

Ein neues Glocken-Geläut wartet auf seinen Einsatz

Dem schönen Bau liegt das Eisenacher Regulativ zugrunde. Dabei handelt es sich um einen Vorschriftenkatalog. Er sollte ab 1861 für den genormten Bau protestantischer Kirchen sorgen. Der Schweriner Oberkirchenratspräsident Theodor Kliefoth hatte dabei maßgeblich mitgewirkt.
Wer sich im Inneren der Paulskirche umsieht, wird die Kanzel bewundern. Aufwändige Schnitzerein im gotischen Stil bedecken sie – dabei erkennt der Betrachter die vier Evangelisten sowie Moses und Paulus.
Das Altarbild ist dreiteilig und stellt die Heilsgeschichte dar: Die Menschwerdung Gottes in der Geburt Jesu, sein Tod am Kreuz und die Auferstehung. Damit ist der Bezug zu den drei Eckdaten des Kirchenjahres hergestellt: Weihnachten, Karfreitag und Ostern. Die Fenster der Kirche sind ebenso beeindruckend. Sie erzählen biblische Geschichten aus dem Alten und Neuen Testament und gelten als leuchtendes Beispiel Schweriner Kirchbaukunst.

In naher Zukunft soll noch umgebaut werden: Die Stahlglocken im Turm der Paulskirche sollen weichen, denn die größte ist bereits defekt und wird nicht mehr regelmäßig geläutet. Schön ist, dass die Gemeinde Neheim bei Arnsberg fünf Glocken geschenkt hat. Ihre Paulskirche ist entwidmet worden und so sollen deren Bronzeglocken jetzt neu in Schwerin erklingen. Dann ergeben ihre Töne den Beginn des Liedes „Herrgott, Dich loben wir. Herrgott, wir danken Dir.“ Die neuen Glocken wiegen insgesamt mehr als 35 Zentner. Die Größte bringt dabei etwa zwölf Zentner auf die Waage und hat einen Durchmesser von 1,02 Meter. Bis die neuen Bronzeglocken läuten können, müssen noch einige Vorarbeiten gestemmt werden. Um den Glockenstul anzupassen, braucht es Geld. Aus diesem Grund müssen sich die Schweriner und Touristen noch gedulden. Bis dahin lassen sich die geschenkten Glocken in der Paulskirche bestaunen. Dort sind sie aufgestellt – ein Besuch lohnt sich.

Hinweis

Die Paulskirche kann nach Voranmeldung im Gemeindebüro besichtigt werden.