„Rettung aus Seenot” – Brunnenstatue aus Bronze von Hugo Berwald (1911) zu sehen am Grunthalplatz
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Adonis, wie er mutig doch das Mädchen rettet, von Robbenmäulern so umbettet, sorgte für viel Ärgernis. Schildkröten, wie einst mal angedacht, hätten nichts geändert an des prüden Residenzstädters Unmut, das Bildnis sei nicht angebracht. Auch die Stifterin selbst vergaß die anfängliche Euphorie sehr schnell, die Meinung der Anderen galt schließlich als offiziell und in einem Leserbrief an die Zeitung hieß es: „Schäm dich, Schwerin! (...) Nun ist die Keuschheit hin. O laßt mich weinen, Schwerin, du bist um deinen Ruf betrogen, oder es werden – Trost gibt’s weiter keinen – dem Denkmal Badehosen angezogen.“
Die nackten Figuren des Schweriner Künstlers Hugo Berwald sorgten direkt nach ihrer Aufstellung für Furore. An einem Felsenriff trägt ein kräftiger Mann eine nackte Frau aus dem Wasser. Umrahmt werden die beiden Protagonisten von vier Seehunden. Das war im Entwurf zunächst anders vorgesehen gewesen. Hugo Berwald wollte Schildkröten fertigen. Da man dies für Schwerin nicht als passend empfand, musste er umdenken. Und nicht nur die Darstellung brachte Kritik. Auch die 60.000 Mark, die der Brunnen kosten sollte, kamen nicht so gut an. Die Stifterin Emma Mühlenbruch hatte sich außerdem leicht bekleidete Figuren gewünscht... das sollte anders kommen.
Die feierliche Enthüllung hatte einen Aufschrei der Öffentlichkeit zur Folge. Nackte in der Residenzstadt? Das war für konservative Gemüter wohl zuviel gewesen. Zwar stimmt es nicht – wie einige Gerüchte behaupten – dass Emma Mühlenbruch in Ohnmacht gefallen war, aber eine Richtigstellung ihrerseits in der Zeitung ist belegt: So habe sie das Werk nicht in Auftrag gegeben, betonte sie darin. Die obigen lyrischen Zeilen stammen zudem aus einem Gedicht, das ein Schweriner zum Spott in der Zeitung veröffentlicht hatte. Seinen Vorschlag, den Figuren „Badehosen anzuziehen“, setze man nicht um – stattdessen aber den ganzen Brunnen. Als Reichpräsident Paul Hindenburg bei einem Schwerin-Besuch das Erscheinungsbild des Marktes kritisierte, kam Bewegung in die Stadt. Im Juli 1927 wurde der Brunnen am Markt demontiert und schließlich vor dem Bahnhof wieder neu aufgebaut.
Der Künstler Hugo Berwald wurde am 10. Februar 1863 in Schwerin geboren und starb am 14. Februar 1937. Er absolvierte ein Studium an der Berliner Kunstakademie. 1887 schuf er ein Denkmal mit einer Büste des Großherzogs Friedrich Franz II für Neukloster – dadurch entstand eine enge Verbindung zum Schweriner Hof. Hugo Berwald bewarb sich schließlich um einen Aufenthalt in Rom, Großherzog Friedrich Franz III. urteilte positiv. Er fand, der Künstler eigne sich hervorragend für eine Unterstützung des Kunstministeriums. Er schuf größere Plastiken, aber auch Plaketten und Medaillen. Die gesellschaftspolitische Situation nach dem Ersten Weltkrieg stürzte den Künstler in eine finanzielle Krise. Völlig verschuldet kehrte er nach Schwerin zurück. Das Wohlfahrtsamt übernahm einen Teil der Schulden und gewährte Hugo Berwald eine kleine Ehrenpension.
Fotos: maxpress