„Keramische Säule” – Anni Jung (1986), Wiedereinweihung 2018 im Hof der VHS Schwerin
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Dieses Kunstwerk zeigt bewegende Geschichte – und hat selbst schon eine bewegte Geschichte hinter sich. Das Kunstwerk Anni Jungs, bestehend aus 27 farbigen Relieftafeln, entstand zwischen 1981 und 1985. Die Künstlerin erhielt den Auftrag, die Schweriner Stadtgeschichte bildlich darzustellen. Ihre Entwürfe ein Jahr später zeigten bereits die Verbindung von Ereignissen und Persönlichkeiten der Stadt – eingebettet in allgemeine deutsche Geschichte.
Bis 1985 arbeitete Anni Jung an der Keramischen Säule, am 7. Juni 1986 wurde sie schließlich feierlich enthüllt.
Damals zierte sie das umgestaltete Altstadtviertel und erhob sich in der Straße Großer Moor/Ecke Puschkinstraße. Dann traf die Kunst auf harte Realität – oder umgekehrt: Ein Lastwagen beschädigte 1993 mehrere Relieftafeln komplett, einige andere trugen Risse davon. Außerdem war die Statik ruiniert, sodass die gesamte Keramische Säule eingelagert wurde. Die Schweriner vermissten das eindrucksvolle Kunstwerk, das 800 Jahre Stadtgeschichte darstellte. Sie fragten danach, sie wollten es zurück. Und so kam es dann auch – allerdings sollte es 25 Jahre dauern: Die „Aktion Stadt-und Kulturschutz“ forderte eine moralische Rehabilitation der Menschen, die in der Zeit vom 16. bis 18. Jahrhundert Opfer der Hexerei- und Zaubereiverfolgung geworden waren. Da sich eine der 27 Reliefs von Anni Jung mit der Hexenverfolgung befasste, entstand die Idee, die gesamte Keramische Säule als Erinnerung an die Opfer zu nutzen. Gesagt, und alsbald getan: Der Steinbildhauer Friedrich-Walter Beckmann restaurierte das Kunstwerk. Im Juli 2018 erhielt es seinen neuen Standort: Die Keramische Säule ziert nun den Hof der Volkshochschule Schwerin. Das passt, denn eine der Tafeln zeigt auch das Gesicht ihres Namenspatrons und Neugründers Ehm Welk.
Wer die Säule betrachtet, wird ausdrucksstarke Gesichter und Figuren entdecken, deren Wirkung durch viel Farbigkeit verstärkt wird. Wer analysiert, erkennt: Hier geht es um geschichtliche Ereignisse, aber auch um politische Instrumentalisierung. Wer dazu noch lesen will, findet am Kunstwerk eine detaillierte Dokumentation, die die Relief-Tafeln erläutert.
Anni Jung wurde 1938 in Warschau geboren. Sie absolvierte von 1957 bis 1962 ihr Studium der Malerei und Plastik an der Hochschule für bildende Künste in Dresden. Später, in den 1960er Jahren, unterrichtete sie selbst als Kunstpädagogin am Gymnasium Meißen. Seit 1966 ist sie als freischaffende Bildhauerin und Malerin tätig.