Geprägt durch Tradition und Wandel zugleich: Die Schlosskirche

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Zwei Vorgänger und einen Seitenwechsel hat die heutige Schlosskirche vorzuweisen. Darüber hinaus erfand sie sich im Baustil und musikalisch immer wieder neu. Heute gehört die Schlosskirche dem Land Mecklenburg-Vorpommern. Der Landtag trägt die Verantwortung für die bauliche Erhaltung.

Schon immer war die Schlosskirche ans Schloss – früher an die Schweriner Burg – angeschlossen. Die erste Kirche wurde von Herzog Heinrich beauftragt und war im südwestlichen Bereich des Schlosses gelegen. Die Kirche im spätgotischen Stil war 1507 fertiggestellt worden. Nur sieben Jahre später stürzten die Gewölbe ein und ein erneuter Bau wurde notwendig. Herzog Johann Albrecht I. entschied sich 1560 für eine Kirche an der Stelle der heutigen Schlosskirche – also an der Nordseite der Burg. Ihr Bau war drei Jahre später abgeschlossen. Hier kam der Renaissance-Stil zum Tragen. Vorbild für diese Kirche war unter anderem die Kirche im Schloss Hartenfels zu Torgau, die noch von Martin Luther eingeweiht worden war.

Und noch mehr geschah bis zum heutigen Erscheinungsbild der Schlosskirche. Unter anderem kamen insgesamt vier verschiedene Orgeln zum Einsatz. Die erste erklang bereits 1602. Sie wurde mehr als 70 Jahre später umgebaut und zog schließlich deutlich später (1847) in eine Kirche in Redefin um. 1855 erst bekam die Schlosskirche ihre zweite Orgel, erbaut von Friedrich Friese III. Sie erklingt inzwischen ebenfalls in einer anderen Kirche und kam nach Groß Trebow. Marcus Runge baute der Schlosskirche 1912 schließlich eine neue Orgel. Wer die Kirche besucht, hört aber auch diese nicht. Erst 1950 zog die heutige Orgel in die Schlosskirche ein. Der Potsdamer Orgelbauer Schuke hatte sie errichtet, mit 21 Registern auf zwei Manualen und Pedal.

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Fotos: maxpress

Spätgotik, Renaissance, Neugotik – in der Schlosskirche vereinen sich verschiedene Stile

Auch abseits der musikalischen Veränderungen erfuhr die Schlosskirche Umbauten: Großherzog Friedrich Franz II. ließ sie Mitte des 19. Jahrhunderts neugotisch überarbeiten und spannte dazu den Kölner Dombaumeister Ernst Friedrich Zwirner ein. Der Choranbau kam dazu und wurde mit prächtigen Glasfenstern und einer Empore auf der Südseite versehen. 1855 wurde die Schlosskirche wieder geweiht.
Wer die Kirche betritt, wird einen Triumphbogen entdecken, der den Chor und den alten Kapellenraum verbindet. Die Kirchendecke ist als Netzgewölbe angelegt und zeigt 8758 goldene Sterne auf blauem Grund.
Seit dem Jahr 2005 konnten für diese Sterne Patenschaften erworben werden. Rund 8.480 Stern-Paten fanden sich, darunter Einzelpersonen, Vereine und Familien. Auch der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck hat einen. Dadurch kamen fast 500.000 Euro an Spendengeldern zusammen. Sie flossen in die Sanierung des Schlosses. Mittlerweile ist die Aktion „Kauf Dir einen Stern vom Himmel“ beendet. Die übrigen Sterne werden ausschließlich zu besonderen Anlässen durch das Protokoll des Landtages Mecklenburg-Vorpommern vergeben.

Ende des 19. Jahrhunderts wurden noch einmal die fünf Chorfenster neu verglast, der ursprüngliche Altar wurde ersetzt und steht heute im Museum. Abgesehen davon erlebt der Kirchgänger heute alles noch genauso wie damals. In der Schlosskirche treffen sich also Wandel und Tradition zugleich. Das gesamte Ambiente des Schlosses tut sein Übriges – der Besucher wird vieles entdecken können.

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Die Kirchendecke ist mit goldenen Sternen auf blauem Grund versehen