Vorhang auf im Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin

Mecklenburgisches-Staatstheater-Schwerin Luftbild c maxpress haupt
  • Erlebnisse

Allgemein

  • Abends
  • Bei Schietwetter
  • Parkplatz
  • Sitzgelegenheit
  • Wickelmöglichkeit

Barrierefreiheit

  • Barrierefreie WC's
  • Barrierefreier Zugang
  • Behindertenparkplatz
  • Rollstuhlgerecht

Das_Mecklenburgisches_Staatstheater.mp3

Das Mecklenburgische Staatstheater trägt seinen Namen seit 1926. Doch seine Geschichte reicht – eigentlich – bis ins Jahr 1563 zurück. Da nämlich berief Herzog Johann Albrecht I. den Kapellmeister David Köler zum Hofkapellmeister. Er sollte eine Hofkapelle gründen. Dies gilt als Ursprung der heutigen Mecklenburgischen Staatskapelle und führte später schließlich zu einem umfassenderen Spielbetrieb und dem Bau eines Gebäudes am Alten Garten.

Das heutige Mecklenburgische Staatstheater entstand aus verschiedenen Einflüssen. Schauspieler Conrad Ekhof – als Vater der deutschen Schauspielkunst bezeichnet – gründete 1753 gemeinsam mit anderen die erste deutsche Theaterakademie in Schwerin. Auch die musikalische Szene veränderte sich. 1767 musste die Mecklenburg-Schweriner Hofkapelle für 70 Jahre umziehen, und zwar in die neue Residenzstadt Ludwigslust. Hier wurden Opern gegeben. Dann kam „Harmonie“ ins Spiel. So nämlich hieß die neunköpfige Kapelle, die Friedrich Franz I. von Mecklenburg zu Beginn des 19. Jahrhunderts gründete und schließlich 1839 mit der bereits bestehenden Hofkapelle vereinigte. Beim Zweiten Deutschen Musikfest in Schwerin traten im Folgejahr 150 Orchestermusiker und 340 Chorsänger auf.

Schließlich kam es zum Bau eines neuen Gebäudes am Alten Garten: Das „Großherzogliche Hoftheater“ wurde 1886 fertiggestellt und 1918 zum Landestheater umbenannt. Seit 1926 trägt es den Namen „Mecklenburgisches Staatstheater“. Der Vorhang öffnete sich bis zum 31. August 1944, als Reichspropagandaminister Joseph Goebbels die Schließung aller Theater anordnete. Abgesehen davon blieb das Theater vom Zweiten Weltkrieg verschont, nichts wurde zerstört. So war es möglich, direkt nach dem Krieg den Spielbetrieb wieder aufzunehmen.

Mecklenburgisches-Staatstheater-Schwerin Buehne c maxpress content 1
Ein Blick hinter die Kulissen

Sechs Sparten, Nostalgie, moderne Technik und Open Air – das Mecklenburgische Staatstheater ist vielseitig und erstklassig

Wer heute das Mecklenburgische Staatstheater – ein Sechsspartenhaus – besucht, wird im Foyer vom roten Teppich begrüßt und atmet das Theaterflair des 19. Jahrhunderts. Der Große Saal lässt in eine längst vergangene Zeit eintauchen: Rote Samtsessel, Stuck und Goldverzierungen, ein riesiger Deckenlüster. Was hier gediegen, historisch und nostalgisch rüberkommt, wird hinter der Bühne von modernster Technik begleitet. Und: der Kostümfundus ist riesig. Rund 45.000 Einzelteile – von Schuhen über Kleider und Anzüge bis hin zu Gürteln und Schirmen – sind hier sorgfältig sortiert und bekommen immer mal wieder einen Auftritt, solange das Bühnenstück dazu passt und der Stoff nicht verschlissen ist. Gelegenheiten gibt es genug, denn etwa 20 Neuinszenierungen überraschen den Theaterfan pro Jahr.
Rund 200.000 von ihnen strömen im selben Zeitraum zu den Vorstellungen. Das Große Haus bietet 550 Sitzplätze, im prunkvollen Konzertfoyer können 240 Musikliebhaber Platz nehmen. Hier finden auch Matineen und Lesungen statt.
Das Mecklenburgische Staatstheater hebt den Vorhang aber nicht nur im Großen Haus. Am Pfaffenteich liegen noch zwei weitere Spielstätten: Das E-Werk und das E-Werk-Studio. Auch in Parchim spielt das Mecklenburgische Staatstheater: Die Theatergaststätte, der Malsaal sowie der Große Saal der Stadthalle sind weitere Spielstätten. Und: Die Eldemühle soll zur Kulturmühle werden und ein modernes Stammhaus für die Fritz-Reuter-Bühne und das Junge Staatstheater geben.

Das Mecklenburgische Staatstheater ist heute eine GmbH. Sie wird zu mehr als 70 Prozent vom Land Mecklenburg-Vorpommern getragen, sowie vom Landkreis Parchim und der Landeshauptstadt Schwerin. Da es lange Jahre hoch verschuldet war, kam es seit 2016 zu Umstrukturierungen und später auch zu Verkleinerungen der Ensembles. So hatte es das Land als Konsolidierungsmaßnahme vom damals neuen Generalintendanten und Geschäftsführer Lars Tietje gefordert. Das sorgte für einen Aufschrei in der Öffentlichkeit. Die Schweriner sahen eine Institution gefährdet und führten hitzige Diskussionen darüber, ob die Qualität des Theaters darunter leiden würde – auch in den lokalen Zeitungen. Die Akzeptanz der Veränderung und des neuen Intendanten fiel den traditionellen Schwerinern schwer. Tatsächlich gilt das Mecklenburgische Staatstheater aber nach wie vor als erstklassige Spielstätte.

Ein besonderer Anziehungspunkt zum Ende einer jeden Spielzeit sind seit 1993 die Schlossfestspiele. Dann wirkt das Staatstheater Open Air- und zwar buchstäblich: Die Bühne auf dem Alten Garten, als Kulisse das Staatliche Museum, Theatergebäude und das Schloss, bietet ein ganz besonderes Flair und garantiert ein einmaliges Theatererlebnis – solange natürlich das Wetter ebenso gut mitspielt. Im Rahmen der Schlossfestspiele wird auch der Innenhof des Schweriner Schlosses bespielt. In den vergangenen Jahren haben Schweriner und auswärtige Besucher so zum Beispiel den Freischütz, Dracula, Tosca, die Westside Story oder AIDA gesehen. Der Erfolg ebenjener der Verdi-Oper mit 70.000 Zuschauern ist bis heute ungebrochen, doch auch die erste Musical-Produktion war besonders erfolgreich.

Mecklenburgisches-Staatstheater-Schwerin Kostueme c maxpress content 2
Kostümfundus des Mecklenburgischen Staatstheaters Schwerin, Fotos: maxpress