Ein Haus mit vielen Geschichten

Am Schlachtermarkt verwaltet das ZGM eine Immobilie mit interessanten historischen Hintergründen

Am Schlachtermarkt verwaltet das ZGM eine Immobilie mit interessanten historischen Hintergründen
Jakob Schwichtenberg und Dirk Kretzschmar vom Kulturbüro besichtigten mit Yvonne Meslien vom ZGM das Gebäude in der Landesrabbiner-Holdheim-Straße. Dabei fanden sie viele kostbare Schätze aus der Vergangenheit, Fotos: ZGM

Schwerin • Lange Zeit wurde das alte Gebäude in der Landesrabbiner-Holdheim-Straße von der Jüdischen Gemeinde als Hauptsitz in Schwerin genutzt. Nach dem Umzug der Gemeinde in das benachbarte Haus steht das Gebäude leer. Anlass für das ZGM, zusammen mit dem Kulturbüro der Landeshauptstadt Schwerin eine Bestandsaufnahme zu machen. Das gilt nicht nur für die Erfassung des baulichen Zustandes und eine Schätzung des Sanierungsaufwandes.

Zahlreiche Fakten über die beeindruckende Geschichte des Gebäudes traten zu Tage. Das genaue Datum der Errichtung ist ungewiss. Vermutlich wurde das Haus Mitte des 18. Jahrhunderts errichtet. Ab dem 19. Jahrhundert finden sich dann zahlreiche Dokumente, die von der Nutzung des Hauses berichten. Max Zander – Bauherr, Restaurateur, Weinhändler und Ehrenvorsitzender des Vereins Schweriner Gastwirte – ließ eine damals im rückwärtigen Gebäudebereich vorhandene Kegelbahn zur Gaststube umgestalten. Dann wurde das Haus lange Zeit als Gasthaus betrieben. Ab 1915 diente das Haus als Soldatenheim. Bekannt ist, dass die oberen Räume gern an Soldaten in weiblicher Begleitung vermietet wurden, weshalb das Haus damals einen zweifelhaften Ruf hatte. Zeitweilig war dort der Sitz der Mecklenburgischen Kartoffel Großhandelsgesellschaft. 1924 kaufte die Stadt Schwerin die Immobilie, 1925 zog die „Städtische Volksbücherei“ ein. Zwischen 1928 und 1931 diente der Saal als Wärmehalle für erwachsene Erwerbslose. Der Rest des Hauses wurde von der Kämmerei und der Friedhofsverwaltung genutzt. 1934 bis 1939 wurde das Gebäude teilweise von der NSDAP in Beschlag genommen. Nach dem Zweiten Weltkrieg schließlich diente die damalige Adresse Schlachterstraße 7 wieder friedlichen Zwecken. Zunächst war die „Volksmusikschule“ dort ansässig und schließlich ab 1963 das Staatliche Sinfonieorchester. „Aus dieser Zeit stammen wohl auch die zahlreichen Notenbücher“, meint Dirk Kretzschmar, Leiter des Kulturbüros, die er kürzlich zusammen mit dem ZGM entdeckte.
Die Zukunft des Hauses ist noch ungewiss. „Der bauliche Zustand und daraus entstehende Sanierungskosten zeigen uns mögliche Nutzungen des Gebäudes“, so Stefan Schlick, Bereichsleiter für Liegenschaften im ZGM.

Katrin Janik