Es ist nie zu spät anzufangen
Förderunterricht greift bei Lese-Rechtschreib-Schwäche in jedem Alter und hilft über die Schule hinaus
Schwerin • Auch Kinder aus weiterführenden Schulen werden im LOS gefördert. Sowohl Jugendliche aus den Realschulen der Umgebung als auch Gymnasiasten kommen zweimal wöchentlich in die Innenstadt zum Förderunterricht. Die hauspost sprach mit Institutsleiterin Anja Seemann über die Möglichkeiten bei einer Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS).
hauspost: Können Schüler mit LRS überhaupt aufs Gymnasium gehen?
Anja Seemann: Na klar – sie können jede Schulform besuchen, die ihrer Intelligenz und Begabung entspricht. Denn Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten sind weder eine Krankheit noch eine Behinderung und haben auch nichts mit Intelligenz zu tun. Es ist lediglich eine Beeinträchtigung, die prinzipiell jedes Kind treffen kann, aber unsere Lernförderung hilft hier definitiv.
hauspost: Das heißt, es kommt darauf an, wie mit der Schwäche umgegangen wird?
Anja Seemann: Ja, richtig. Unbehandelt können Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten dem Schulerfolg massiv schaden. Denn abgesehen von schlechten Noten für die Rechtschreibung beeinträchtigt eine LRS auch dahingehend, dass das Kind viel mehr Zeit für das Üben und die Hausaufgaben braucht. Es hat zum Beispiel Schwierigkeiten, Texte und Textaufgaben flüssig zu lesen und Informationen herauszufiltern, und natürlich hat es häufig Misserfolgserlebnisse, zum Beispiel wenn Leistungskontrollen nicht in der vorgegebenen Zeit geschafft werden. So geraten leider viele Kinder in einen emotionalen Teufelskreis und trauen sich immer weniger zu. Aber hier gibt es Hilfe!
hauspost: Und das in jedem Alter?
Anja Seemann: Stimmt genau! Es ist nie zu spät, bei uns die Förderung zu beginnen. Wir testen jedes Kind ausführlich. Hierbei stellen wir erst einmal den aktuellen Kompetenzstand fest. Verglichen mit Gleichaltrigen derselben Schulform können wir so feststellen, was schon gut sitzt und wo es noch Lücken gibt. Danach richten wir dann den Förderunterricht aus. Habe ich zum Beispiel einen Achtklässler im Beratungsgespräch, bei dem bis dato gezielte Fördermaßnahmen versäumt wurden oder Hilfsangebote in der Vergangenheit nicht den gewünschten Erfolg brachten, kann ich ihm trotzdem gut helfen. Unser Förderplan richtet sich ganz nach den individuellen Bedürfnissen des Kindes.
hauspost: Welche drei Tipps haben Sie für LRS-Betroffene?
Anja Seemann: Als erstes gilt: Stecken Sie nicht den Kopf in den Sand. Jedes leserechtschreib-schwache Kind kann bei uns unterstützt werden. Ein Test- und Beratungsgespräch ist kostenlos und unverbindlich: Verschaffen Sie sich und Ihrem Kind Klarheit, egal in welchem Alter. Der zweite Tipp deshalb: Besser spät als nie! Manchmal braucht es bei Jugendlichen im Oberstufenalter viel Zeit, bis alle Lücken geschlossen sind und sich das Rechtschreibkönnen gefestigt hat. Aber es lohnt sich fürs ganze Leben. Und zu guter Letzt: Wir helfen auch bei Problemen in Englisch. Lese-rechtschreibschwache Kinder haben nämlich in diesem Schulfach häufig Schwierigkeiten. Lassen Sie uns darüber sprechen.
LOS