Segel auf Zukunft setzen

Dome of Sails wollte Touristen nach Schwerin lotsen

Das Alltägliche ist das Gewohnte, das, was das Leben in Bahnen lenkt. Das muss nicht automatisch langweilig und trist sein. Doch wer mal einen Blick von außen riskiert, wird das Gewohnte in neuem Licht sehen.
Der „Dome of Sails“: Eine Konstruktion aus beweglichen Segeln sollte ihr Licht auf den Marstall werfen, Visualisierung: LHS

Altstadt • Das Alltägliche ist das Gewohnte, das, was das Leben in Bahnen lenkt. Das muss nicht automatisch langweilig und trist sein. Doch wer mal einen Blick von außen riskiert, wird das Gewohnte in neuem Licht sehen. Was also sehen Menschen, die das erste Mal nach Schwerin kommen? Wenn Touristen gefragt werden, sind sie häufig überwältigt von der Schönheit des Schlosses und der Landschaft. Schwerin ist nicht umsonst bekannt als „Stadt der Seen“. Es ist ein Luxus, der in der Fülle der alltäglichen Beschäftigung oft kaum noch wahrzunehmen ist. Das wollte ein Projektteam ändern: Der sogenannte „Dome of Sails“ sollte den Blick erneut auf die Wasserkante lenken und einen phänomenalen Anziehungspunkt am Schweriner See schaffen.

Bei dem Projekt aus dem Jahr 2004 ist der Name Programm: Der Dome of Sails stellt eine Konstruktion dar, die aus mehreren einzelnen Segeln besteht. Fest verankert auf einer schwimmenden Plattform sollten sie am Marstall „andocken“ und dieses Gebäude sogar noch überragen. Überragend war auch ihre Funktionsweise: Dem Entwurf nach konnten die einzelnen Segel von einer Vielzahl farbiger Lichter illuminiert werden. Dieses Leuchtspektakel wurde sogar noch durch die Beweglichkeit der mechanischen Segel unterstrichen, die durch Öffnen, Schließen und verschiedene Drehungen einen wahren Lichtertanz auf dem Schweriner See aufgeführt hätten. Der Dome of Sails sollte ein weiteres Wahrzeichen Schwerins werden – ein Unikat, weithin sichtbar, mit Wiedererkennungswert und maritimem Charakter – zumindest, wenn es nach den Planern der Arcadia Real Estate AG gegangen wäre. Diese entwickelte das imposante Illuminationsprojekt und reichte den Vorschlag zur Prüfung bei der Stadt Schwerin ein. Damit sollte die geplante Projektentwicklung in der Grünen Straße ergänzt werden, wo ein belebter Stadthafen entstehen sollte, inklusive Läden zum Bummeln, Gastronomie, Freizeitangeboten und dem Technischen Museum. Direkt am Marstall waren zusätzlich ein Hotel und neues Tagungszentrum angedacht (siehe hauspost März 2021).

Von dort aus hätten Touristen einen direkten Blick auf die imposante Kulisse des Dome of Sails gehabt. Tagungsteilnehmer hätten bei einem kurzen Mittagsspaziergang mit Blick auf den Dom verweilen können oder abends – nach einem langen Tag der Lernerfolge – bei einem Glas Wein das Leuchten der Segel im heraufziehenden Nachthimmel bewundert. Wie viele Hochzeitsanträge wohl kniend im Schein des Doms stattgefunden hätten? Wenige vermutlich, denn schnell wurde klar, dass für ein solches Projekt nicht ausreichend Fördergelder generiert werden konnten. Diesbezüglich stand die Stadtplanung dem skeptisch gegenüber. So wurde dem Traum ein schnelles Ende gesetzt: Der Dome of Sails wollte einen neuen Kurs für das Erscheinungsbild Schwerins setzen und mehr Touristen an die Stadt am Wasser navigieren – doch ohne öffentliche Gelder war für das Projekt ganz schnell Land unter.

maxpress/Reica Lindner

Dome of Sails“: Eine Konstruktion aus beweglichen Segeln sollte ihr Licht auf den Marstall werfen Visualisierung: LHS
So hätte die Draufsicht auf den „Dome of Sails“ aussehen können, Visualisierung: LHS
Der „Dome of Sails“: Eine Konstruktion aus beweglichen Segeln sollte ihr Licht auf den Marstall werfen
Luftbild mit Blick auf die Bauvision, Visualisierung: LHS
Der „Dome of Sails“: Eine Konstruktion aus beweglichen Segeln sollte ihr Licht auf den Marstall werfen
Geometrischen Mustern folgend sollte das Projekt gebaut werden, Visualisierung: LHS