Zusätzliche Hilfe beim Lesen und Schreiben
Lerntherapeuten unterstützen beim Erkennen und Schließen von Wissenslücken
Schwerin • Das zweite Schulhalbjahr startet und viele Eltern sind besorgt, dass ihre Kinder in der Zeit der Schulschließungen trotz intensiven Homeschoolings viel verpasst haben. Dazu hat Anja Seemann vom LOS Schwerin der hauspost ein Interview gegeben.
hauspost: Wie können Eltern vorgehen?
Anja Seemann: Wichtig ist zunächst, sich darüber Klarheit zu verschaffen, wo genau das Kind Schwierigkeiten hat. Häufig ist die Lese- und Schreibkompetenz nicht gut genug gefestigt. Gerade jetzt im Homeschooling müssen Schülerinnen und Schüler in höheren Klassenstufen sich ihr Wissen selbstständig erarbeiten können und es dann verschriftlichen. Deswegen haben mangelndes Leseverständnis und Ausdrucksvermögen großen Einfluss auf alle Fächer, nicht nur auf die Deutschnote. Aber auch bei jüngeren Kindern sollte man mit einem Test nicht zu lange warten. Da ist der erste Ansprechpartner sicher die Schule, aber man kann sich auch extern beraten lassen. Wir testen zum Beispiel schon ab der zweiten Klasse.
hauspost: Aber Sie sind doch Lerntherapeuten für LRS (Lese-Rechtschreib-Schwäche). Was, wenn mein Kind gar keine LRS, aber trotzdem Probleme in der Schule beziehungsweise beim Lernen hat?
Anja Seemann: Generell kann man sagen, dass circa fünf Prozent aller Kinder eine ausgeprägte Lese-Rechtschreib- Schwäche haben. Aber auch Kinder ohne LRS-Diagnose sind in der Schule beziehungsweise im Homeschooling überfordert. Das zeigt sich unter anderem daran, dass sie große Schwierigkeiten haben, sich Wissen selbstständig zu erarbeiten. Viele Kinder verstehen Texte nur schwer, lesen sie sehr langsam durch und vergessen schnell wieder, was sie gelesen haben. Oder sie können Wissen, das sie schon haben, nicht gut in Worte verpacken. Sie formulieren sehr einfache oder immer ähnliche Sätze. Dadurch stellen dann auch andere Fächer eine enorme Herausforderung dar. Auch Fremdsprachen sind dann schwieriger zu meistern. Für fast jedes fünfte Kind ist alles, was mit Schriftsprache und Lesen zu tun hat, sehr mühsam.
hauspost: Heißt das, dass viele Kinder zwar das Wissen haben, es aber nicht anwenden können?
Anja Seemann: Ja genau! Viele Kinder haben inhaltlich den Stoff verstanden und können auch Rechtschreibregeln aufsagen, aber im Diktat oder unter Stress zeigt sich dann, dass die richtige Schreibweise nicht automatisiert ist. Sie machen scheinbar immer die gleichen Fehler oder ihnen fehlt die Zeit, alle Fragen zu beantworten oder Aufgaben zu bearbeiten.
hauspost: Das klingt ja wirklich frustrierend. Was können Eltern da tun?
Anja Seemann: Zuerst rate ich, diesem Gefühl zu vertrauen. Wenn Eltern denken, dass ihr Kind leidet, weil die Hausaufgaben regelmäßig zu großem Druck führen und ihr Kind in der Schule gestresst ist, sollten sie direkt Hilfe holen. Dann ist es wichtig, eine gründliche Testung vorzunehmen, so dass man Problemfelder eingrenzen und eine passende Lerntherapie beginnen kann. Die zeichnet sich dadurch aus, dass sie keine schnellen Erfolge verspricht, sondern kleinschrittig und gut strukturiert an der Automatisierung der Richtigschreibung arbeitet. Denn bis die wirklich verinnerlicht wurde, braucht es Zeit und Geduld. Sind die nicht vollzogenen Lernschritte im Schriftspracherwerb dann aber nachgeholt, hat das Kind gute Chancen, wieder mit den Klassenkameraden mithalten zu können und geht auch wieder gern zur Schule.
Die vom LOS-Verbund entwickelte pädagogische Therapie hat seit mittlerweile 39 Jahren Erfolg.
Vom 15. bis 19. März ist Testwoche im LOS Schwerin.
Hier können Eltern ihr Kind kostenlos und unverbindlich testen lassen. Eine Terminvereinbarung unter (0385) 593 226 77 ist notwendig. Test und Beratung sind auch online möglich.