Vom Ministerpalais zum Konservatorium

Das Zentrale Gebäudemanagement ist verantwortlich für die Immobilien der Landeshauptstadt Schwerin. Eine der damit verbundenen Aufgaben – die Instandhaltung – ist von besonderer Bedeutung für geschichtsträchtige Bauwerke.
Fotos: Landeshauptstadt Schwerin/Konservatorium

Das Zentrale Gebäudemanagement ist verantwortlich für die Immobilien der Landeshauptstadt Schwerin. Eine der damit verbundenen Aufgaben – die Instandhaltung – ist von besonderer Bedeutung für geschichtsträchtige Bauwerke.

Schelfstadt • Das Konservatorium, heute die städtische Musikschule Schwerins, ist seit 1950 in einem Gebäudeensemble aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts untergebracht. Es ist Teil der sogenannten „Kulturmeile“ entlang der Puschkinstraße – zwischen dem Marktplatz und dem Soziokulturellen Zentrum „Der Speicher“. Obwohl es im Straßenbild unauffällig wirkt, ist das Fachwerkhaus mit der Hausnummer 6 sowohl hinsichtlich seiner Geschichte als auch wegen der Fülle an Relikten aus der historischen Innenausstattung ein wahres Kleinod unter den Schweriner Baudenkmälern.
Genau 150 Jahre, zwischen Monarchie und Drittem Reich, diente das Bauwerk den obersten Beamten und Regierungschefs Mecklenburg-Schwerins als Wohnsitz. Die Namen der hier logierenden Regierungsräte, Kanzleidirektoren, Staatsminister und -räte, aber auch Ministerpräsidenten spiegeln diese Facette wider: Von Bülow, Graf von Bassewitz, von Lewetzow, von Pressentin, von Blücher und Freiherr von Brandenstein logierten hier. Nach der Novemberrevolution 1918 bezog der erste Ministerpräsident des nunmehrigen Freistaates, Hugo Wendorff (1864 bis 1945), hier seine Wohnung.
Diese bereits lang zurückliegende Epoche ist im Inneren des Gebäudes noch immer ablesbar. Zahlreiche historische Details, vor allem aus dem 19. Jahrhundert, sind erhalten geblieben und zeugen von der glanzvollen Nutzungsgeschichte. Am augenscheinlichsten ist der zur Gartenseite gerichtete Festsaal im Obergeschoss: Er wurde nach der edlen Mäzenin und Schweriner Ehrenbürgerin Brigitte Feldtmann benannt. Entstanden ist der im Stil des Empire gestaltete Saal wohl nach 1820. In den benachbarten Räumen zur Straßenseite zeigen die Decken noch den galanten Geschmack früherer Generationen. Die im Flur des Erdgeschosses erhaltenen Einbauschränke, Fliesen sowie das Treppenhaus stammen dagegen aus dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts und repräsentieren die Spätzeit der mecklenburgischen Monarchie. Doch nicht nur im Haupthaus, sondern auch im Nebengebäude lassen sich Schätze finden – so auch im ehemaligen Stall: Hier blieb eine Pferdebox aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erhalten – einschließlich Futterraufe.
Die fachkundige Pflege und damit Erhaltung dieser Kulturgüter ist Aufgabe des ZGM. So werden gegenwärtig die Fenster des Konservatoriums nach denkmalschutzrechtlichen Standards restauriert und mit neuem Schutzanstrich versehen. Dazu ist es notwendig, die Flügel auszubauen.
Die mit Speerholzplatten verschlossenen Fensteröffnungen sind also kein Zeichen von Vandalismus, sondern Teil der beständigen Restaurierungs- und Unterhaltungsarbeiten.
Zusammen mit zahlreichen weiteren Gebäuden zählen die Bauten in der Puschkinstraße 6 zu den potenziellen Welterbestätten Schwerins.

Dr. Jakob Schwichtenberg