Stiere mit zwei Gesichtern

Sie wollten in die Erfolgsspur zurückfinden, die schmerzliche 20:37-Heim-Niederlage gegen den HSV Hamburg vergessen machen und den Fans in der Sport- und Kongresshalle zeigen, dass sie besser Handball spielen können als zuletzt. Was die Mecklenburger Stiere in der gestrigen Drittliga-Partie gegen den 1. VfL Potsdam beim 26:22-Sieg vor allem aber gezeigt haben, waren zwei völlig unterschiedliche Gesichter.

30 Minuten lang sah es vor 1245 Zuschauern überhaupt nicht danach aus, als würden die Stiere eine Reaktion auf die HSV-Niederlage zeigen. Abwehr-Fanatiker – zumindest die, die es mit den Stieren hielten – kamen so gar nicht auf ihre Kosten. Beide Mannschaften legten ein ordentliches Tempo vor und agierten auf Augenhöhe. So stand es auch nach 15 Minuten folgerichtig 8:8. Während sich die Hausherren anschließend in der Offensive mühten und in der Defensive nicht richtig zupackten, kam Potsdam immer wieder zu einfachen Toren und zog bis zum Halbzeitpfiff auf 17:12 davon. Den Schweriner Fans schwante zu diesem Zeitpunkt nichts Gutes.

Die Stiere-Coaches Dirk Schimmler und Stephan Riediger schienen allerdings in der Kabine die richtigen Worte gefunden zu haben. Mit deutlich mehr Schwung und mit deutlich mehr Emotionalität agierten die Stiere im zweiten Durchgang. So hatten die Gastgeber nach 38 Minuten den Fünf-Tore-Rückstand bereits egalisiert (18:18) und wenig später in eine Führung (20:18, 44.) umgemünzt. Die Kominek, Pedersen und Co. profitierten dabei vom konsequent ausgenutzten Überzahlspiel.

Zwar stabilisierte sich Potsdam in der Abwehr, das Schweriner Tor schien dagegen wie vernagelt für die Gäste. Dabei hielt nicht nur Keeper Jan Kominek richtig gut, auch die Stiere packten besser zu und verbuchten so am Ende ihren sechsten Saisonsieg.

Am Sonnabend sind die Landeshauptstädter mal wieder auswärts gefragt. Die Stiere gastieren beim Tabellenvorletzten Hannover-Burgwedel. Dort sollten sie vor allem an die Leistung der zweiten Hälfte anknüpfen.Hagen Bischoff 

Mecklenburger Stiere: Kominek – Curcic 6, Pedersen 9/3, Grämke 1, Grolla 2, Marangko 1, Evangelidis 1, Zufelde, Aust 6