So lebten die Bauern früher

Schwerin • Mit der ganzen Familie und den Tieren unter einem Dach leben und sich selbst um alle Lebensbedürfnisse kümmern – um 1900 war das in Mecklenburg selbstverständlich, bis zur eingeführten Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG) in der DDR-Zeit. Seitdem ist auf dem Land nichts mehr so, wie es mal war. Im Freilichtmuseum Mueß lässt sich die Zeit noch einmal zurückdrehen.

Mit einer neuen Bewirtschaftungsform ab Mitte der 1950er-Jahre war der Übergang von selbstversorgenden Kleinbetrieben in große Monokulturbetriebe vollzogen. „Bis dahin diente der Hof der Selbstversorgung und Absicherung der Grundbedürfnisse, wie Wohnen, Essen und Bekleidung. Die Arbeit war vielfältig und durch die Jahreszeiten bestimmt. Neben der Feldarbeit wurden Gärten- und Streuobstwiesen bewirtschaftet und ein kleiner Viehbestand gehalten. Erntearbeiten erfolgten im Dorf zumeist gemeinschaftlich.“ sagt Museumsleiterin Gesine Kröhnert. 

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Produktion an die Industrie angepasst. „Seitdem geht es um Masse, weniger um Qualität”, so die Volkskundlerin. Die Bauern heutzutage sind spezialisiert auf wenige Produkte. „Um einen komplexen Landwirtschaftsbetrieb wie vor 200 Jahren geht es dabei schon längst nicht mehr.” 

Mit der Technik, die sich ständig weiterentwickelt, wie Melkkarussels, komme sie nicht mehr mit. „Ab und zu sollte man sich doch noch darauf besinnen, wie alles mal entstanden ist. Es ist wichtig, zu schauen, was sich in der Vergangenheit bewährt hat und was nicht”, sagt die Ethnologin. Viele der ehemaligen Bauernhöfe wurden mittlerweile umgenutzt und sind zu Ferienhäusern oder gemütlichen Cafés geworden. Auch zu pädagogischen Zwecken wie einem Kinderbauernhof werden die Grundstücke nun genutzt. Bei nicht Wenigen ist die Liebe zum Landleben geblieben.

Interessante Fakten

Die Arbeit eines Bauern ist heute noch genauso eine harte Arbeit wie früher (Fotos: Freilichtmuseum). Von frühmorgens bis spätabends wurde und wird auf den Höfen im wahrsten Sinne des Wortes geackert. Dennoch war die Arbeit damals anders. Durch die Erfindung des Motors und die Entwicklung der Technik gibt es mittlerweile Traktoren, die mit GPS-Funktion gesteuert werden, viele Menschenhände können dadurch eingespart werden. Heute kann ein einziger Landwirt in einer Stunde so viel Getreide mähen, dreschen und abfahren wie früher 150 Mägde und Knechte zusammen. 1950 war fast jeder fünfte Erwerbstätige in der Landwirtschaft beschäftigt, heute ist das nur noch jeder 50.
Deutschlandweit gibt es heute 275.000 Höfe, wovon circa 20.000 Bio-Betriebe sind. Das am häufigsten angebaute Obst ist der Apfel. Insgesamt werden am meisten Weizen, Mais und Gerste angebaut. Junge Menschen für eine Ausbildung im Bereich Agrarwirtschaft zu gewinnen, wird in Mecklenburg-Vorpommern zunehmend schwieriger. So ging im laufenden Ausbildungsjahr die Zahl der Neuverträge um 5,7 Prozent zurück. Die Berufe Landwirt, Tierwirt Fachkraft Agrarservice und Rinderhaltung sind weniger beliebt als im Vorjahr. Hingegen wurden die Berufe Pferdewirt und Gärtner wieder beliebter.

Juliane Brettmann

Fotos: maxpress/Freilichtmuseum