Innenminister stellt Polizeiliche Kriminalstatistik 2016 vor

Anstieg der Fallzahlen

Innenminister Lorenz Caffier hat heute die Polizeiliche Kriminalstatistik für das Berichtsjahr 2016 vorgestellt.

Die jüngste Entwicklung der Kriminalität in Mecklenburg-Vorpommern ist geprägt durch:

1. eine gestiegene Gesamtzahl der Straftaten, die im vergangenen Jahr in Mecklenburg-Vorpommern begangen wurden gegenüber 2015 um 5.800 Fälle,

2. einen deutlichen Anstieg bei den nichtdeutschen Tatverdächtigen und dort insbesondere bei den Zuwanderern

3. einen Anstieg im Bereich der Sexualdelikte insgesamt

4. eine höhere Zahl der Widerstandsdelikte zeigt Tendenzen zur Verrohung der Gesellschaft gegenüber staatlichen Bediensteten.

2016 wurden 123.061 Straftaten (+4,9 %) erfasst. Die Fallzahl erhöhte sich damit insgesamt um 5.800 Fälle. Während der Straftatenanstieg im Vergleich der Jahre 2014/2015 ausschließlich durch den Bereich der ausländerrechtlichen Verstöße begründet war, hat die Kriminalität in Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2016 im Vergleich zum Vorjahr auch abseits der ausländerrechtlichen Delikte zugenommen. Bei einem Vergleich der Straftaten ohne die ausländerrechtlichen Straftaten stieg die Fallzahl insgesamt um 5.071 Fälle auf 115.525. Der Fallanstieg betraf fast alle Straftatenhauptgruppen. Einzig in der Gruppe der Straftaten gegen das Leben und beim Diebstahl ging die Anzahl der Straftaten zurück.

Die Aufklärungsquote hat sich insgesamt um 1,4 Prozentpunkte auf 62,8 % erhöht. Diese Entwicklung ist natürlich zum Teil auf die gestiegene Zahl der ausländerrechtlichen Straftaten zurück zu führen, da bei diesen der Tatverdächtige in der Regel von Anfang an bekannt ist. Aber auch unter Herausrechnung dieser Straftaten ist ein Aufklärungszuwachs zu verbuchen: So wurden unter Herauslassen der ausländerspezifischen Straftaten 4.584 Straftaten mehr aufgeklärt als im Jahre 2015. Die Aufklärungsquote erhöhte sich ohne ausländerrechtliche Straftaten auf 60,4 % (2015: 59,0 %).

Die Häufigkeitszahl erhöhte sich in Folge der beschriebenen Fallzunahme um ca. 300 auf 7.632 Straftaten pro 100.000 Einwohner. Sie lag damit unter dem Durchschnitt des Bundes im Jahr 2015 mit einer Häufigkeitszahl von 7.797. Der bereits in 2015 begonnene Anstieg der Häufigkeitszahl setzte sich in unserem Bundesland im vergangenen Jahr fort. Dennoch liegen wir in der Belastung noch unter der Häufigkeitszahl des Jahres 2012 und dem davor liegendem durchweg wesentlich höherem Niveau.

Im vergangenen Jahr wurden 38.918 deutsche Tatverdächtige und 5.662 nichtdeutsche Tatverdächtige - ohne ausländerrechtliche Verstöße - ermittelt. Während die Zahl der deutschen Tatverdächtigen um 911 Tatverdächtige stieg, erhöhte sich die Anzahl der nichtdeutschen Tatverdächtigen um 1.171. Bei den Nationalitäten dominieren die syrischen Täter mit 1.231, polnische Tatverdächtige mit 970 und rumänische Personen mit 288 Tatverdächtigen als die am stärksten vertretenden Herkunftsländer. Anstiege konnten dabei vor allem bei den syrischen Tatverdächtigen um 1.047 verzeichnet werden. Aus den polizeilichen Vorgängen geht hervor, dass ein großer Teil der Straftaten dabei unter den Zuwanderern selbst begangen wurden.

Zuwanderer begingen 5,2 % (3.620 Straftaten) der im Bereich der sonstigen Kriminalität aufgeklärten Fälle. Zumeist handelt es sich dabei um Rohheitsdelikte wie bspw. einfache Körperverletzungen, Nachstellungen sowie um Nötigungen und Bedrohungen (zusammen 1.009 Fälle). Des Weiteren waren sie hauptsächlich im Bereich des Ladendiebstahls (590) und bei Beförderungserschleichungen (490) auffällig, begingen aber vergleichsweise wenig schwere Straftaten.

In der Altersstruktur der Tatverdächtigen ist die Gruppe der 14- bis unter 21-Jährigen und die der 30- bis unter 40-Jährigen durch einen deutlichen Anstieg geprägt. So wurden im vergangenen Jahr 8.631 unter 21-Jährige als tatverdächtig registriert und damit 946 mehr als in 2015. Der Anteil unter 21-jähriger Tatverdächtiger an allen Tatverdächtigen betrug 19,4 %. Kinder machten dabei 3,6 %, Jugendliche 8,5 % und Heranwachsende 7,8 % aus.

"Der Anstieg bei den jungen Tatverdächtigen korreliert im Wesentlichen mit der Entwicklung der Wohnbevölkerung", erklärt Innenminister Lorenz Caffier und ergänzt: "Denn ein Plus an jungen Menschen führt auch zu mehr Tatverdächtigen der entsprechenden Altersgruppen, im vergangenen Jahr nicht zuletzt auch durch die Flüchtlingsbewegung begründet."

Die Zahl der nichtdeutschen unter 21-jährigen Tatverdächtigen erhöhte sich insgesamt im vergangenen Jahr um 83,2 % bzw. um 540 auf 1.189 Personen.

Korrespondierend mit der allgemeinen Kriminalitätsentwicklung erhöhte sich die Anzahl der Opfer. Insgesamt wurden 19.938 Personen als Opfer einer Straftat registriert, davon handelte es sich bei ca. 600 (592) von ihnen um Zuwanderer.

Entwicklung in einigen Kriminalitätsbereichen:

Straftaten gegen das Leben

Im letzten Jahr wurden 45 Straftaten gegen das Leben registriert, 5 Fälle weniger als 2015. Das ist der niedrigste Stand in den vergangenen 10 Jahren. 43 dieser Verbrechen konnten aufgeklärt werden. Die Aufklärungsquote betrug 95,6 %. Bei Mord ist ein Rückgang der Fallzahl von 8 auf 2 zu verzeichnen; in beiden Fällen handelte es sich um Versuche. Die Fallzahl beim Totschlag erhöhte sich dagegen um 2 auf 23 Straftaten und die der fahrlässigen Tötung um ebenfalls 2 Fälle auf 19 Straftaten. Auch im vergangenen Jahr wurde keine Tötungsstraftat mit einem politisch-motivierten Hintergrund registriert.

Straftaten gegen sexuelle Selbstbestimmung

Entgegen dem Rückgang in 2015 erhöhte sich die Zahl der Straftaten um 144 auf 1.050 Fälle. Ein ähnlich hohes Niveau hatten wir bereits in den Jahren 2007/2008 und 2014. Der Anstieg im vergangenen Jahr liegt vor allem in der gestiegenen Fallzahl des sexuellen Missbrauchs um 121 Fälle begründet. Der darin enthaltene sexuelle Missbrauch von Kindern stieg um 72 auf 378 Fälle. Die meisten Tatverdächtigen sind hier aber nicht etwa Ausländer, sondern Deutsche. Nichtdeutsche Tatverdächtige machen 7,7 % an allen Tatverdächtigen der Sexualstraftaten aus.

Rohheitsdelikte

Der Fallanstieg in der Gruppe der Rohheitsdelikte umfasste 8,8 % (+ 1.292 Straftaten) und führte zu einer Gesamtfallzahl von 16.020 Fällen. Vor allem erhöhte sich die Zahl der einfachen Körperverletzungen (+ 655) sowie Delikte der Nötigung, Bedrohung und Nachstellung, deren Fallzahl - zusammengenommen - um 408 Straftaten auf ca. 4.900 stieg. Ein Jahr zuvor hatten wir in diesen Bereichen sowie bei den einfachen Körperverletzungen noch Rückgänge registriert. Anders dagegen die gefährliche und schwere Körperverletzung. Der bereits in 2015 registrierte Anstieg setzte sich im vergangen Jahr fort. Die Zahl derartig schwerer Straftaten stieg um 165 auf knapp 2.500 Fälle.

Diebstahlsdelikte

Im Phänomenbereich des Diebstahls setzte sich der seit vielen Jahren bestehende Abwärtstrend auch im vergangenen Jahr fort. Die Fallzahl ging um 4,4 % bzw. 1.795 Fälle auf insgesamt 39.393 Straftaten zurück. Damit handelte es sich in etwa bei jeder 3. Straftat in unserem Land um einen Diebstahl. 2015 wurden noch etwas mehr als 41.000 Diebstähle registriert. Die Aufklärungsquote ging im vergangenen Jahr leicht zurück, dürfte aber dennoch über dem Bundesdurchschnitt liegen, der 2015 ganze 27,0 % betrug. Einfache Diebstähle gingen um 835 Fälle auf 18.423 zurück und schwere Diebstahlshandlungen um 960 auf 20.970 Straftaten. Von dieser Entwicklung ausgenommen ist beispielsweise der Diebstahl von Kraftwagen, der um 35 auf 746 Fälle stieg.

Ein Rückgang liegt aber auch wieder bei dem zum schweren Diebstahl gehörenden Wohnungseinbruchdiebstahl vor. So hat sich im vergangenen Jahr die Fallzahl um 2,9 % bzw. um 44 Fälle auf 1.477 Straftaten reduziert. Die Aufklärungsquote konnte noch dazu von 31,8 % auf 35,3 % gesteigert werden.

Der zuletzt in 2015 zunächst mit minus 9 Fällen zaghafte Rückgang ist damit im vergangenen Jahr etwas deutlicher ausgefallen. Dies trifft im Übrigen auch für den Grenzbereich, den Landkreis Vorpommern-Greifswald zu, in dem sich die Zahl der Wohnungseinbrüche um 11 auf 254 verringerte. Dennoch weist dieser Landkreis nach wie vor die höchste Fallzahl unter den Landkreisen auf - was für die Gesamtfallzahl der Straftaten nicht zutrifft. Hier weist der Landkreis die dritthöchste Fallzahl auf.

Vermögens- und Fälschungsdelikte

Vermögens- und Fälschungsdelikte erhöhten sich um 2.527 Fälle bzw. um 12,6 % auf insgesamt ca. 22.600 Straftaten. Ein Fallanstieg bestand insbesondere beim Betrug, darunter vor allem beim Waren- und Warenkreditbetrug sowie bei der Leistungserschleichung.

Sonstige Straftatbestände

In der Hauptgruppe der Sonstigen Straftatbestände des StGB, in der vor allem Straftaten wie Sachbeschädigung, Brandstiftung, Widerstand gegen die Staatsgewalt und Straftaten gegen die öffentliche Ordnung zusammengefasst sind, wurden insgesamt 29.001 Fälle erfasst. Der Fallanstieg um 6,8 % (+ 1.835) resultiert unter anderem aus der entsprechenden Entwicklung beim Widerstand, der Beleidigung und der Sachbeschädigung. Die Zahl der Widerstandsdelikte erhöhte sich um 10,2 % (+359) auf 3.880 Straftaten. "Hier zeigt sich die aktuelle Tendenz zur Verrohung in der Gesellschaft und gegenüber staatlichen Verantwortungsträgern sehr deutlich. Ich begrüße angesichts dieses Straftatenumfangs die vom Bundesgesetzgeber auf den Weg gebrachte Strafverschärfung bei derartigen Delikten", so Innenminister Lorenz Caffier.

Strafrechtliche Nebengesetze

Die Strafrechtlichen Nebengesetze beinhalten alle Straftaten der Polizeilichen Kriminalitätsstatistik außerhalb des Strafgesetzbuches. Hier stieg die Fallzahl um 13,7 % bzw. um 1.802 auf 14.948 Fälle. Die ausländerrechtlichen Straftaten erhöhten sich im vergangenen Jahr um 729 auf 7.536 Fälle. Zugenommen haben daneben weiter die Rauschgiftdelikte, deren Fallzahl um 732 auf 5.464 Straftaten stieg. Zu diesem Fallanstieg führten vor allem die weiterhin verstärkten Kontrollen und Ermittlungen im Rauschgiftmilieu, die auch künftig fortgesetzt werden.

Fazit: Die in unserem Bundesland erfolgte Zuwanderung beschäftigt uns im Bereich der einfachen und mittleren Kriminalität wie einfache Körperverletzung, Nötigung und Bedrohung. "Viele dieser Delikte werden untereinander begangen, oftmals spielen dabei gruppendynamische Prozesse bei vor allem jüngeren Altersgruppen eine Rolle", fasst Innenminister Caffier zusammen. "Für diejenigen, die sich partout nicht an Recht und Gesetz halten, muss es eine Null-Toleranz-Strategie geben. Insbesondere Wiederholungstäter müssen schnell ermittelt und hart bestraft werden. Hierauf müssen sich Polizei und Politik einstellen."

OTS: Ministerium für Inneres und Europa Mecklenburg-Vorpommern

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