Auf ein Wort

Liebe Leserinnen und Leser

 

Äpfel vom Baum pflücken, an der Hose abreiben, reinbeißen und den Apfelgriebsch mit aller Kraft aufs Feld feuern – Kind sein auf dem Lande war echt schön. Klar gab es zunächst nur ein Plumpsklo im Stall und ein Waschbecken in der Küche als wir 1989 aufs Land zogen. Doch ein Bad war schnell gebaut. Den Anbau von Kartoffeln und Erdbeeren gab mein Vater bald auf – zu viele hungrige Rehe, fleißige Maulwürfe und zu viel Arbeit am Haus nach Feierabend. Dafür gab es Äpfel, Birnen, Kirschen, Johannis- und Stachelbeeren. Im Herbst kommen die Leckermäuler des Dorfes, um heimlich die süßen Pflaumen zu plündern. Es wurde nie langweilig. Mittlerweile pflanzt mein Vater Tomaten, Gurken und Paprika im Gewächshaus. Bunte Kräuter wachsen auf einem Hügel und der alte Hundezwinger wird demnächst zu einem Hochbeet umgebaut. 

Ein Leben auf dem Land ist der Traum von Vielen. Ein Leben auf dem Land mit Hof und Tieren ist aber vor allem eines: harte Arbeit. Oft wird das Hofleben romantisiert – früher sah das noch ganz anders aus: Mit den Tiere aufstehen, sie versorgen und bis zum zu Bett gehen auf dem Hof werkeln. Die Nutztiere kannten keine Streicheleinheiten – das hat sich bis heute auf vielen Höfen geändert. Es gibt Hofbesitzer, die ihre Gänse lieben und ihre Pferde gegen nichts eintauschen würden. In meinem Freundeskreis gibt es viele Häuslebauer oder -umbauer – alle mit Familie und Kindern. Richtig so – Kind sein auf dem Lande ist immer noch echt schön. 

Herzlichst, Ihr

Andreas Mulsow