Bahn frei für den großen Geysir beim Nahverkehr Schwerin

NVS bekämpft Wildkraut umweltfreundlich mit Heißdampf statt mit belastenden Pestiziden

Wasserdampf statt Chemie – mit einem speziell angefertigen Baukastensystem geht es Wildwuchs im Gleisbett an den Kragen, Foto: NVS
Wasserdampf statt Chemie – mit einem speziell angefertigen Baukastensystem geht es Wildwuchs im Gleisbett an den Kragen, Foto: NVS

Schwerin • Mit zwei bis drei km/h schleicht ein Unimog über die Gleise, vor sich her schiebt er eine zischende Dampfwolke. Zwei Universalgleiswagen, bestückt mit einem großen Wassertank und einer Wärmeerzeugungseinheit, folgen. Die Rede ist vom „Geysir“, der seit zwei Monaten die Straßenbahngleise von Wildkraut befreit, vorzugsweise nachts oder zu verkehrsärmeren Zeiten. Das Verfahren ist alles andere als heiße Luft, sondern funktioniert richtig gut.

Davon ist NVS-Prokurist Lothar Matzkeit überzeugt. Ihn beschäftigt die thermische Wildkrautbekämpfung schon lange, konkret wurde es über die vergangenen vier Jahre. In Kooperation mit der Firma „Geysir“ bei Magdeburg wurde das Gerätesystem entwickelt, gebaut und als Prototyp auf den deutschen Markt gebracht. „In unserer eigenen Werkstatt haben wir es dann noch straßenverkehrstauglich gemacht, also beispielsweise Beleuchtung angebracht“, erklärt Matzkeit und freut sich, dass der Nahverkehr europaweit zu den Vorreitern der ökologischen Wildkrautbeseitigung gehört. Brennerkammern erzeugen einen bis zu 110 Grad Celsius heißen Dampf nur aus Wasser, ohne jeglichen Zusatz. „Damit vermiesen wir den Pflanzen das Wachstum. Die Wurzeln bleiben, daher wird das Fahrzeug vier bis sechs Mal pro Vegetationsperiode ausrücken, damit ein nachhaltiger Effekt eintritt. Idealerweise beginnen wir ab Ende März“, ergänzt er. Damit der Dampf auch den gesamten, gut vier Meter breiten Gleisbereich abdeckt, kann der Frontanbau geschwenkt werden. Bis zu fünf Stunden ist der „Zug“ mit einer Ladung Wasser unterwegs. Getankt werden elf Kubikmeter aus einem Brunnen auf dem NVS-Betriebsgelände. Und wenn die Gleiswagen nicht gerade unerwünschtem Bewuchs den Garaus machen, transportieren sie Schotter oder kommen bei Schweiß- oder Gleisbauarbeiten zum Einsatz – universelle Zwecke fördern die Nachhaltigkeit umso mehr.

Meike Sump