Onkologisches Zentrum verbessert Überlebensrate
Rund eine halbe Million Menschen erkranken jedes Jahr neu an Krebs

Schwerin • Rund eine halbe Million Menschen erkranken jedes Jahr neu an Krebs, davon etwa 11.000 Patienten in Mecklenburg-Vorpommern. Prof. Oliver Heese, Leiter des onkologischen Zentrums in Schwerin, erklärt die Vorteile einer zertifizierten Therapie.
Die Deutsche Krebsgesellschaft zertifiziert onkologische Zentren in Deutschland, wenn diese einheitliche Qualitätsstandards einhalten und eine Therapie nach aktuellen Leitlinien für ihre Patienten anbieten. Das beinhaltet unter anderem die interdisziplinäre Zusammenarbeit im Krankenhaus, das Vorhalten von Personal und Equipment und die aufwändige Dokumentation der Fälle. Die Zentren müssen einmal im Jahr ein Audit durchlaufen und zeigen, dass sie sich an die strengen Vorgaben halten. Doch warum tun sich das die Fachbereiche an? „Dieser ganzheitliche Ansatz stellt sicher, dass jeder Patient die individuell beste Behandlung erhält“, erklärt Prof. Oliver Heese, Leiter des Onkologischen Zentrums an den Helios Kliniken Schwerin und Chefarzt der Klinik für Neurochirurgie und Wirbelsäulenchirurgie.
Ein wesentlicher Vorteil der spezialisierten Zentren liegt in der engen Verzahnung verschiedener Fachdisziplinen. Onkologen, Chirurgen, Radiologen, Strahlentherapeuten, Pflegekräfte und weitere Profis arbeiten Hand in Hand, um maßgeschneiderte Therapien zu entwickeln. So kann sich etwa im sogenannten Tumorboard jeder Fachbereich in Schwerin die Expertise aus den anderen Kliniken einholen, um die beste Therapie für seinen Patienten zu finden. Dadurch lassen sich nicht nur die Behandlungserfolge verbessern, sondern auch Komplikationen reduzieren.
Gerade bei komplexen Tumorerkrankungen seien diese umfassenden Ressourcen entscheidend, so Prof. Heese. Die Studie „Wirksamkeit der Versorgung in onkologischen Zentren“ bestätigt, dass Patienten bei elf der häufigsten Krebserkrankungen signifikant bessere Überlebenschancen haben, wenn sie in einem zertifizierten Zentrum behandelt werden. Je nach Krebsart wurden zwischen 11.000 und 170.000 Fälle in der Studie betrachtet. Dabei ergab sich für alle Erkrankungen eine durchschnittlich längere Überlebensdauer.
Laut Bundesgesundheitsministerium könnten so pro Jahr mehr als 20.000 Lebensjahre gerettet werden. Besonders sticht dabei das Mammakarzinom hervor. Patientinnen haben in einem zertifizierten Zentrum eine fast 25 Prozent höhere Überlebenswahrscheinlichkeit. „Diese Ergebnisse bestätigen, dass die Konzentration auf spezialisierte Zentren die Versorgung von Krebspatienten nachhaltig verbessern kann“, so Prof. Heese. Gerade für die frühen Stadien einer Krebserkrankung sei dies sehr wichtig. „Leider werden immer noch 40 Prozent aller Erkrankungen in nicht zertifizierten Zentren behandelt.“ Deshalb sieht der Chefarzt großen Nachholbedarf bei der Aufklärung der Patienten und bei der Spezialisierung von Kliniken.
Helios/Patrick Hoppe