Neue Ideen für den Kunstverein
Zeitgenössische Kunst nahbarer und erlebbarer in die Stadt bringen
Schwerin • Seit Juni vergangenen Jahres hat die gebürtige Lübeckerin Hendrike Nagel die künstlerische und kaufmännische Leitung des Kunstvereins für Mecklenburg und Vorpommern in Schwerin e.V. übernommen. Ihr Ziel ist es, zeitgenössische Kunst nahbarer und erlebbarer in der Stadt zu inszenieren. Den Enthusiasmus dafür hat sie und ihre Ideen sprudeln.
Wer der quirligen Person zuhört, muss sich gut konzentrieren, denn sie spricht so schnell, wie sie denkt. Das geschieht in Bildern, Projekten, Visionen und in Räumen, die sie als Kuratorin mit Künstlern inszeniert. „Ein Kurator ist so etwas wie der Intendant am Theater“, beschreibt Sie das, was sie am liebsten tut und wofür sie sich viel Wissen angeeignet hat. Curatorial Studies und Kunstgeschichte hat sie an der Frankfurter Goethe-Universität und der Städelschule studiert.
Viel Inspiration für ihre spätere Arbeit erhielt die 35-Jährige auch während des Auslandssemesters an der ArtEZ University of Arts im niederländischen Arnheim. „Die Holländer denken viel offener über die Darstellung und Umsetzung von Kunst, das hat mir imponiert“, resümiert sie ihre Zeit in den Niederlanden. Wie Hendrike Nagel zur Kunst gekommen ist? Das ist aus heutiger Sicht das Ergebnis ihres beruflichen Werdegangs. „Meine Eltern haben meinen künstlerischen Weg zwar nicht geprägt, aber ich war sehr gut in der Schule, denn beide sind Lehrer“, erzählt sie schmunzelnd. Nach dem erfolgreichen Schulabschluss entschied sich Hendrike Nagel für ein Grafikdesign-Studium an der Düsseldorfer Fachhochschule, das ihren Kopf für ihren weiteren Lebensweg öffnete. Dieser führte sie an die Kunsthalle Portikus in Frankfurt am Main, zum Kunstverein Braunschweig sowie an den Schinkel Pavillon in Berlin. Von Frankfurt über Berlin zu ihrem jetzigen Wirkungsort Schwerin – wie geht das?
„Wenn man in Schwerin jemanden nach dem Kunstverein fragt, sehe ich häufig Schulterzucken. Das will ich ändern und den Kunstverein öffnen, aus seinem elitären Verständnis heraus in den öffentlichen Raum bringen, ihn sichtbar und erlebbar machen“, erzählt sie. Wer heute am Seiteneingang des ehemaligen E-Werkes in die weiß getünchten Räume tritt, ist mittendrin in der Welt von Hendrike Nagel. Stolz erklärt die Kuratorin, dass die gestalteten Objekte, wie zum Beispiel drehende Weihnachtspyramiden, zur aktuellen Ausstellung der amerikanischen Künstlerin Nancy Lupo gehören. Darüber mit den Mitgliedern, den Besuchern und Künstlern in den Dialog zu treten, ist einer der Wünsche der Leiterin des Kunstvereins. Das gelang vor Kurzem schon, als sie zum gemeinschaftlichen Dinner nach Ausstellungseröffnungen einlud. Beim ersten kamen fünf, beim zweiten bereits 35 Gäste.
Nun freut sie sich auf ein Projekt mit dem Jugendklub des Staatstheaters und dem Kinderschutzbund. Dabei geht es um eine Performance zu alternativen Lernmethoden mit der britischen Künstlerin Emily Jones, die am 20. Juni Premiere hat. Zuvor stellt der Künstler Julian Irlinger aus. Er kommt aus Erlangen und hat seine Werke bereits international zeigen können. Seine Ausstellung startet am 11. April.
maxpress/Steffen Holz