Runder Geburtstag für die Straßenbahn

50 Jahre verkehren die Schweriner Straßenbahnen bereits zum Großen Dreesch

Ab 1971 machte Schwerin einen echten Entwicklungsschub: Das Industriegebiet „Schwerin- Süd” ging an den Start und die Stadt wurde durch die drei Neubaugebiete auf dem Großen Dreesch wesentlich erweitert
Die heute historische Straßenbahn mit der „25“ zum 25. Jahrestag der DDR, Foto: NVS

Großer Dreesch • Am 6. Oktober 1974 wurde die Straßenbahnstrecke zum Großen Dreesch eröffnet – fünf Jahre nach der Inbetriebnahme der neu gebauten Trasse nach Lankow. Damit feiert der Nahverkehr in diesem Jahr runde 50 Jahre Anbindung des Stadtteils an das ÖPNV-Netz.

Ab 1971 machte Schwerin einen echten Entwicklungsschub: Das Industriegebiet „Schwerin- Süd” ging an den Start und die Stadt wurde durch die drei Neubaugebiete auf dem Großen Dreesch wesentlich erweitert. Um die Arbeiter zwischen Wohn- und Arbeitsort hin und her zu befördern, war ein leistungsstarkes Massenverkehrsmittel notwendig. Die Lösung erwies sich als denkbar einfach – der Bau einer Straßenbahn vom Platz der Jugend bis zum Großen Dreesch.

Im Januar 1973 begannen die Bauarbeiten an der Wendeschleife in der Bosselmannstraße. Kurz zuvor war die Straßenbahn- und Autobrücke über der Fernverkehrsstraße nach Crivitz fertiggestellt worden. Die Gleisbauarbeiten zogen sich bis September 1974 hin – so auch an der Stauffenbergstraße (ehemals Hermann- Duncker-Straße). Die Haltestellen wurden durch Unterführungen und in Ostorf über eine Brücke erreicht.

„Der Fahrgast brauchte an keiner Haltestelle das Gleisbett zu kreuzen. Die Planer hatten vorbildlich gearbeitet“, lobt NVS-Pressesprecher Wolfgang Block die Verantwortlichen von damals. Am 21. August 1973 traf der erste Tatra-Triebwagen vom Typ T3D in Schwerin ein. Im September lieferte das Werk in Prag einen weiteren Trieb- und einen Beiwagen. Damit stand der erste Großzug mit einer Länge von 45 Metern für die neue Linie 2 bereit. Die zweieinhalb Meter breiten Wagen waren im Prager Straßenbahnwerk auf die Ansprüche vor Ort in Schwerin angepasst worden.

Für einige Tage parkte der nagelneue Zug in der Schlossstraße (Foto unten), um den Bürgern die Gelegenheit zur Besichtigung zu geben. Am 6. Oktober 1974, zum 25. Jahrestag der Gründung der DDR, war es dann soweit: Die Tatrabahn weihte die neue Strecke zum Großen Dreesch ein. Die auf rund zehn Kilometer verlängerte Linie 2 verkehrte nun bis zur neuen Endhaltestelle „Zentrum” (heute Berliner Platz) auf dem Großen Dreesch. Die Gesamtfahrzeit betrug 29 Minuten von Lankow bis zur Haltestelle Zentrum. Zunächst wanderte die neue Tatrabahn allerdings wieder ins Depot, denn für ihren Einsatz musste noch die Stromversorgung gesichert werden. So fuhren auf der Linie 2 zuerst noch die bis dato vorhandenen Gotha- und Reko-Bahnen.

Im Einsatz waren täglich bis zu 18 Züge, um auch die Berufsspitzen abzudecken. Im Oktober 1975 trafen weitere acht Trieb- und vier Beiwagen aus Prag in Schwerin ein – in roter Werkslackierung mit elfenbeinfarbenen Schürzen. Dann ging es mit der Lieferung Schlag auf Schlag, sodass ab 1. Mai 1977 auf der Linie 2 ausnahmslos Tatrabahnen fuhren.

maxpress/Meike Sump