Ausflug ins Bunte

Durchatmen an der frischen Luft in nahen Parks und auf vielen Wegen

„Nun ist das Blätterbraun schon wieder in den Spitzen“, singt der Liedermacher Hans-Eckardt Wenzel in seinem Herbstlied mit melacholischer Stimme.
Rund um Schwerin gibt es im Herbst wunderbare Möglichkeiten zum Wandern, Foto: maxpress

Schwerin • „Nun ist das Blätterbraun schon wieder in den Spitzen“, singt der Liedermacher Hans-Eckardt Wenzel in seinem Herbstlied mit melacholischer Stimme. Und weiter: „Das Jahr geht fort mit schwerer Fracht, es bindet sich die Schuh.“ Dem folgen derzeit auch viele Mecklenburger. Sie machen sich auf die Socken und entdecken die bunte Seite der Parks, sammeln Kastanien und atmen an der frischen Herbstluft einmal tief durch.

Eben noch schossen die Pilze bei milden Temperaturen im goldenen Oktober aus dem Boden und zogen die Sammler schon früh morgens in die verwunschen wirkenden Mischwälder. „Zwei Stunden durch den Wald zu laufen ist fast wie eine Sauerstoffkur“, schwärmt Babette Barkholz auf ihrer Pirsch, um Steinpilze und Pfifferlinge bei Sukow zu sammeln. Doch die Zeit ist vorbei. Jetzt, im November, sind die Spazierwege mit einem bunten Blätterteppich zugedeckt. Gerade in dieser Jahreszeit lassen sich bei Spaziergängen wunderbare Lichtreflexe beobachten.

Einige Vögel locken mit ihren letzten Rufen vor dem Abflug in den Süden. Tannenzapfen fallen vor die Füße der Flanierenden. Manchmal klacken auch in einer Igelschale vermummte Kastanien auf den Weg. Die Parks in und um Schwerin sind zu dieser Jahreszeit Paradiese für Kinder und Erwachsene. Es gibt vieles zu entdecken und so hat sich die hauspost-Redaktion auf den Weg gemacht, um die schönste Orte ausfindig zu machen und vorzustellen.

Nicht ins hauspost-Ranking hat es die Meile rund um den Lankower See geschafft. Der einseitig ausgebaute Fahrradweg bietet auch Wanderern vom Süd- bis Nordufer herrliche Ausblicke auf den See. Nur auf der gegenüberliegenden Seite, an den Kleingärten vorbei, zeigt sich der Weg noch matschig und uneben. Trotzdem ist das ein schöner Ausflugpfad für den sonntäglichen Gang vor dem Kaffeekränzchen – versprochen! Auch die Wege am Ostorfer Außensee entlang der Gärten bis hoch zum Alten Friedhof bieten inzwischen beste Voraussetzungen. Hier hat die Stadt, wie am Lankower See, ordentlich in die Befestigung investiert.

Natürlich gehört zu den traditionellen Familienausflügen auch der Franzosenweg, der vom Schlossgarten aus, am Zippendorfer Strand vorbei, auch noch beim Mueßer Fischer einkehren läßt. Der Rundgang um den Faulen See, der am liebsten mit einem Zoobesuch über den Hintereingang verbunden wird, gehört ebenfalls auf die Ausflugliste.

Gerade im Zoo hat sich in den vergangenen Monaten richtig viel verändert. Die neue Löwenanlage als zentrales Prunkstück ist spannend für Jung und Alt. Viele Tiere sind immernoch in ihren Freigehegen und äugen nach den Besuchern. Der „Vielfalter“ am Humboldt-Haus ist als neues „Geschöpf“ im Zoo längst ein Anziehungspunkt geworden: Im Bistro der Dreescher Werkstätten werden den Pausierenden frischer Kuchen, feine Süppchen oder leckere Burger zur Stärkung angeboten.

Welche Ausflüge empfehlen hauspost-Leser?

Jetzt mitmachen! Die hauspost-Redakteure suchen weitere tolle Wege und Ausflugsziele. „Unsere Leserinnen und Leser können nun selbst zu Autoren werden und uns tolle Eindrücke schicken“, sagt Redaktionsleiterin Janine Pleger. „Wir freuen uns auf schöne Fotos und Beschreibungen, die wir auf www.hauspost.de, bei Facebook und Instagram veröffentlichen. Einfach per Mail an info@hauspost.de schicken und eventuell einen Überraschungspreis gewinnen.“

Holger Herrmann

Schöne Aussichten beim Spaziergang am Ostorfer See,
Schöne Aussichten beim Spaziergang am Ostorfer See, Fotos: maxpress

Pfade im Flemming-Park Lewenberg

Lewenberg • Der Nervenarzt Carl Friedrich Flemming initiierte die „Irren-Heilanstalt Sachsenberg“, die Großherzog Friedrich Franz I. schließlich am 15. Januar 1830 eröffnete. Bis 1854 leitete der Mediziner die psychiatrische Einrichtung, die seit 1998 auch seinen Namen trägt und heute zu den Helios Kliniken gehört. Auf dem Anstaltsgelände ließ er einen elf Hektar großen Landschaftspark anlegen, der sich bis zum Ziegelsee erstreckt und später um einen Friedhof erweitert wurde. Hier fand auch der plattdeutsche Dichter Rudolf Tarnow, der von 1906 bis zu seinem Tode 1933 Be- triebsoberinspektor des Hospitals war, seine letzte Ruhestätte. Auf dem inzwischen 21 Hektar umfassenden Areal wachsen zahlreiche in- und ausländische Gehölze, darunter Eichen, Buchen, aber auch Zypressen, Douglasienund ein auffälliger Mammutbaum. Ein Springbrunnen markiert den oberen Saum des Abhangs zum Ziegelsee, der damals nach englischem Vorbild als Lustgarten mit geschlungenen Pfaden, Baumgruppen und weiten Wiesenflächen gestaltet wurde. Einige Wegeführungen und Blickachsen sind bis heute erhalten.

Metallkunst im Wald entdecken

Wiligrad • Im Schlosspark bei Lübstorf wandelten schon die herzoglichen Generationen. Bereits 1930 wurde dieser Ort zu den drei schönsten Parkanlagen in Mecklenburg gezählt. Herzog Johann Albrecht brachte mit der Parkgestaltung auch die markanten Rhododendrenhaine auf den Weg, die vereinzelt noch heute im Park zu finden sind. Seltene Gehölze wie Gingkobäume, Pyra- mydeneichen, Kaukasusfichten, Blutbuchen oder Trompetenbäume begrüßen die Spaziergänger. Entlang des Naturpfades wohnen Künstler, die diese Abgeschiedenheit für kreatives Arbeiten nutzen. Auch internationale Schöpfer fanden den Weg nach Wiligrad und hinterließen Bilder und Skulpturen. Letztere werden gerade im November, wenn das Laub fällt und das Gras sich legt, wieder sichtbar. Dann lassen sich die im Grün verschwundenen Metallfiguren vom Bildhauersymposium 1999 wieder blicken. Der Wald gibt Trampelpfade sowie Infoschilder der Kunst frei. Dazu gehört auch ein rotes, zwischen zwei Metallplatten gepresstes Auto (Foto). Viel Spaß!

Wo Alexandrine wandelte

Raben Steinfeld • Käme Alexandrine hier gleich um die Ecke, ließe sich die adlige Schönheit auf jeden Fall schon von weitem erkennen. Der Park am Schweriner See ist offen und großzügig gestaltet und bietet eine Vielfalt von seltenen Bäumen und Sträuchern – von Ahornblättriger Platane bis Zirbelkiefer. Die mächtigsten Gewächse sind allerdings die dicken Eichen, die teilweise Stammumfänge von fünf bis sieben Metern besitzen. Die großherzogliche Familie hatte bereits 1849 ein Mustergut in Raben Steinfeld errichtet und verbrachte dort die „Sommerfrische“, den Erholungsurlaub der Städter in den warmen Monaten des Jahres. 1851 beauftragte die Familie den Hofgärtner Theodor Klett damit, einen Landschaftspark im englischen Stil zu errichten. Das tat der Meister und berücksichtigte bei seiner Planung Sichtachsen über den See zum Schweriner Dom und zum Schloss. Diese sind im Laufe der Jahre zugewachsen und Wandern ist heute auch ohne blaues Blut möglich. Der Park ist ein Gartendenkmal und bietet als barrierefreie Anlage viel Platz zum Spazieren.

Nach französischem Vorbild

Feldstadt • Rund 28 Hektar groß ist die Friedhofs- und Parkanlage. Sie besticht durch schöne Wege, eine üppige Baum- und Gehölzbepflanzung und lockt auch historisch Interessierte auf die Anhöhe. Der Standort wurde 1862 vom damaligen Schweriner Hofbaumeister Georg Adolf Demmler ausgesucht und ein Jahr später mit der ersten Beerdigung eingeweiht. Der Alte Friedhof gilt damit als ein sehr frühes Beispiel für einen Parkfriedhof. Er ist sogar dem in Hamburg-Ohlsdorf zeitlich voraus, denn dieser wurde erst 1877 eingeweiht. Die Gestaltung übernahm der großherzogliche Gartendirektor Theodor Klett. Seine Ideen sind prägend und verleihen dem Alten Friedhof bis heute seinen besonderen Charakter. Er nahm die Sache ernst und fuhr vor Beginn der Gestaltung zum Beispiel nach Frankreich, um dort parkähnliche Friedhofsanlagen zu besichtigen. Zahlreiche historische Grabstätten und Grabsteine geben dem Alten Friedhof Schwerin ein ehrwürdiges und nostalgisches Antlitz.

Der Erlebnispark für Jung und Alt

Mueßer Holz • Unter den Bäumen des Friedensdoms sitzen oder zusammen aktiv werden – der „PlattenPark“ und Gorodki-Park sind Orte der Begegnung, die Bürger selbst gestaltet haben. Extra angelegte Felder laden zu einer Partie „Gorodki“ ein. Bei dem russischen Wurfspiel geht es darum, fünf zu verschiedenen Figuren aufgebaute Klötze per Wurfstock mit möglichst wenig Versuchen aus dem Spielfeld zu befördern. Schwerin ist einer von nur sieben Städten in Deutschland, in denen turniertauglich gezockt wird. Der „PlattenPark“ verwandelte eine Brachfläche zwischen 2014 und 2020 in einen Erlebnispark mit Installationen aus Abrissmaterial. Künstlerisch bemalte Bänke und Plattenwände treffen auf eine Büchertauschbox, ein Labyrinth und einen Bewegungsparcours. Frei gestaltete Beete, Wildwiesen, Bienenstöcke und ein Insektenhotel versprühen den Charme des „Urban Gardening“.

Durchatmen in Friedrichs Wald

Friedrichsthal • Im Friedrichsthaler Wald führt ein Rad- und Spazierweg hügelig und kurvig oberhalb des Neumühler Sees entlang. Mal landen Gänse oder Enten zischend auf dem Wasser, oft schimmert das Nass durch Sträucher und Schilf hindurch – je nach Sonnenstand von orange bis lila. Über Trampelpfade geht es durch raschelndes Laub hinab zum See. Das Ufer öffnet sich zu idyllischen kleinen Buchten, zum Teil gleich einer Lagune umrahmt von alten knorrigen Baumwurzeln. Früher tummelte sich viel Wild in der Gegend. So diente das Jagdschloss Friedrichsthal, in dem Eigentumswohnungen entstehen sollen, einst als Jagdresidenz des mecklenburgischen Großherzogs Friedrich Franz I. Er selbst verpasste dem Schweriner Ortsteil 1798 seinen Namen. Gleiches tat er übrigens in Friedrichsmoor in der Lewitz. Hier starten Rad- und Wanderwege entlang historischer Eichenalleen bis ins Naturschutzgebiet Lewitzer Fischteiche sowie ein Sagenpfad. Das Jagdschloss Friedrichsmoor, früher genutzt für die herzogliche Jagd, beherbergt heute ein Café und Restaurant.