Niederdeutsch in der Bildung

Ulrike Stern fördert den Erhalt des Plattdeutschen als Dozentin sowie in Schulen und Kitas

Plattdeutsch stirbt aus‘ wurde schon vor 200 Jahren erzählt“, so Ulrike Stern (Foto), die im Kompetenzzentrum für Niederdeutschdidaktik an der Universität Greifswald tätig ist
Ulrike Stern vom Kompetenzzentrum für Niederdeutschdidaktik, Foto: maxpress

Schwerin • „‚Plattdeutsch stirbt aus‘ wurde schon vor 200 Jahren erzählt“, so Ulrike Stern, die im Kompetenzzentrum für Niederdeutschdidaktik an der Universität Greifswald tätig ist. Nachdem die Schwerinerin in Hildesheim Kulturwissenschaften studiert hatte, zog es sie als Regieassistentin zum Mecklenburgischen Staatstheater und kurze Zeit später an die plattdeutsche Fritz-Reuter- Bühne.

Seit 2017 arbeitet sie nun zusammen mit zwei Kolleginnen am Kompetenzzentrum. Der Arbeitsalltag von Ulrike Stern ist vielfältig und abwechslungsreich: Als Dozentin hält sie nicht nur Vorlesungen für Lehramtsstudenten, sondern forscht auch zum Plattdeutschen. Um den Erhalt dieser Sprache zu fördern, gibt sie zudem Weiterbildungen sowie Online-Sprachkurse. Unter anderem bietet sie Erziehern aus Kitas in Mecklenburg-Vorpommern Fortbildungen zur niederdeutschen Sprache an. „Mit Ritualen wie Tischsprüchen oder Liedern möchten wir Plattdeutsch in den Alltag integrieren.

So schaffen wir für die Kinder positive Erinnerungen und Verknüpfungen“, erzählt Ulrike Stern. An Schulen unterstützt sie Lehrer bei der Unterrichtsvorbereitung, da Plattdeutsch häufig als Querschnittsthema im Rahmenplan vorgegeben ist. Damit sich die Lehrkräfte bestmöglich vorbereiten oder sich selbst noch weiterbilden können, hat das Kompetenzzentrum verschiedene Hilfen auf Lager. „Wir stellen kostenlose Arbeitsmaterialien für alle Schulstufen zu Verfügung und bieten Sprachkurse an“, sagt sie. Diese und weitere Projekte wie die Heimatschatzkiste werden vom Land gefördert. An der Universität in Greifswald sind vor allem Studenten des Grundschullehramts an den Seminaren interessiert.

Zukünftige Lehrer für Gymnasien und Regionale Schulen können mit einem Beifachstudium die Zusatzqualifikation für den Niederdeutschunterricht erwerben. In den Vorlesungen bespricht sie plattdeutsche Themen wie Sprachgeschichte und gibt Beispiele, wie sie in der Praxis angewendet werden können. Seit 2021 steigen die Teilnehmerzahlen in diesen Seminaren. „Häufig kommen die Studenten aus Interesse dazu“, sagt die Kulturwissenschaftlerin. Das Ziel ist klar: „Wir möchten weiter die Lücken in der Forschung schließen und an aktuelle Standardwerke aus der niederdeutschen Literatur und den Autoren forschen“, so Ulrike Stern. Zurzeit ist sie mit ihren Kolleginnen dabei, bis 2026 eine CD mit plattdeutschen Liedern der Band Seeside aus Greifswald rauszubringen. „Die CD soll als Arbeitsmaterial für Schulen zur Verfügung stehen“, kündigt sie an.

mxpress/ass

Modern lernen mir Beo

Schwerin • Seit vergangenem Jahr ist die Sprachlern-App „Platt mit Beo“ in den gängigen App-Stores verfügbar. Egal ob Ost- oder Westniederdeutsch – mit vier verschiedenen Themenfeldern und Lektionen können die Nutzer spielerisch und unkompliziert Plattdeutsch lernen. Plattdeutsch lernen leicht gemacht – das geht jetzt ganz einfach mit der App „Platt mit Beo“.

Seit dem 26. November 2024 können sich Interessierte die kostenlose Sprachlern-App herunterladen. Das Besondere ist: Die Nutzer haben die Möglichkeit, zwischen Ostniederdeutsch, so wie es in Mecklenburg-Vorpommern gesprochen wird, und Westniederdeutsch zu wählen. So kann die App im gesamten Norden, aber auch bundesweit genutzt werden. Die Idee zur Sprachlern-App kommt aus Niedersachsen. „Wir wurden gefragt, ob wir dabei unterstützen können“, so Kulturwissenschaftlerin Ulrike Stern vom Kompetenzzentrum für Niederdeutschdidaktik an der Uni Greifswald. „Das Projekt nahm viel Zeit auf sich. Während der Zusammenarbeit haben wir beschlossen, dass es die App nicht nur für Niedersachsen geben soll, sondern auch für Mecklenburg-Vorpommern“, sagt sie weiter.

Mit Lektionen Plattdeutsch lernen
Zwischen vier Themenfeldern können die Nutzer wählen – Lektionen, Grammatik, Wissen und Mehr. Im ersten Schritt lernt der Nutzer die App kennen. Beo bezieht sich auf einen sprachbegabten und vom Aussterben bedrohten Vogel. Nach dem Kennenlernen der App können die Nutzer in verschiedenen Lektionen etwas über Bereiche wie Essen und Trinken oder Reisen lernen. Durch verschiedene Aufgaben, zum Beispiel Lückentexte füllen oder Wörter übersetzen, kann Plattdeutsch ganz einfach gelernt werden.

Neben den Übungen bietet die App auch verschiedene Spiele, die das Lernen abwechslungsreich gestalten. Zu den zehn Lektionen gibt es zusätzlich einleitende Texte und eine Vokabelliste. Hilfe zur Aussprache geben Audiostücke, die vorgelesen werden. Rund 4.000 Aufnahmen sind in der App zu finden.

Und es gibt noch mehr zu entdecken: „Die Nutzer können mit Beo nicht nur Vokabeln pauken, sondern auch die norddeutsche Kultur besser kennenlernen und mehr über die Geschichte von Plattdeutsch und der Literatur seit dem 8. Jahrhundert erfahren“, erzählt Ulrike Stern. „Wir sind super glücklich, dass es nun so einen zeitgemäßen Zugang zum Plattdeutschen gibt.“

maxpress/Anna Sophie Schulz

Plattdeutsches Wort des Jahres

„Tauversicht“, also Zuversicht, war es 2024, Fräden (Frieden) wurde 2023 gekürt. Bereits seit 1995 wird das Plattdeutsche Wort des Jahres ausgezeichnet. Bis 2003 wurde „dat schönste plattdütsche Wurt“ gesucht. 2004 kamen zwei Kategorien hinzu – der beste aktuelle plattdeutsche Ausdruck (de beste aktuelle plattdütsche Utdruck) und die liebste Redensart oder das Lieblingssprichwort (de leiwste Redensort oder dat leiwste Sprichwurt). Welche Ausdrücke das Rennen machen, wird am 31. Mai verkündet. Vorschläge können vom 1. bis 31. März per Online- Voting (Infos folgen in der Presse) oder per E-Mail unter
bojarra@heimatverband-mv.de eingereicht werden.

Weitere witzige Worte:

Brägenplietschmaschin: künstliche Intelligenz (bester aktueller Ausdruck 2023)

Hartpuckern: Herzklopfen (Wort des Jahres 2018)

Tippschnack: Online-Chat (bester aktueller Ausdruck 2022)