„Was willst du mal werden?“

Berufsorientierungsprogramme an Schulen erleichtern die Qual der Wahl

Spätestens ab der 7. Klasse wird wohl jeder Schüler nach seinem Traumberuf gefragt. Die Bandbreite der Antworten ist riesig – von genauen Vorstellungen bis hin zu „keine Ahnung“. Berufsorientierungsprogramme an Schulen erleichtern die Qual der Wahl.
Spätestens ab der 7. Klasse wird wohl jeder Schüler nach seinem Traumberuf gefragt, Foto: Adobe Stock/gpointstudio

Schwerin • Schulen haben per Gesetz den Auftrag, junge Leute auf ihrem Weg ins Arbeitsleben zu begleiten. Berufsorientierung ist fest im Lehrplan verankert – an Regionalschulen ab Klasse 8, in Gymnasien ab Klasse 10. Schüler schnuppern auf vielfältige Weise in die schier unendlichen Möglichkeiten der Berufswelt hinein – im Unterricht, in Betriebspraktika, auf Berufsmessen oder auch mithilfe von Beratung.

Ein wichtiger Partner der Bildungseinrichtungen ist die Arbeitsagentur. „Gemeinsam mit dem Bildungsministerium haben wir als Auftakt der Berufsorientierungsphase das Format ,Learn about Skills‘ in allen Westmecklenburger Schulen verankert. Siebt- und Achtklässler entdecken auf einem Berufswahlparcours spielerisch ihre Stärken und erhalten Impulse für die berufliche Orientierung“, erzählt Petra Groth von der Schweriner Agentur für Arbeit. „Danach ist regelmäßig an jeder Schule ein Berufsberater, der den Schülern individuelle Tipps gibt oder auch gemeinsam mit Unternehmen praxisnahe Infoveranstaltungen organisiert.

In Schwerin sind fünf Kollegen unterwegs. Eine Ausbildungsstellenvermittlerin bildet darüber hinaus die Schnittstelle zwischen Schule und Unternehmen“, so Petra Groth weiter. Schulen, die sich besonders in punkto Berufsorientierung engagieren, können sich mit dem Berufswahl-Siegel MV zertifizieren lassen. Auf Initiative der Vereinigung der Unternehmensverbände für Mecklenburg-Vorpommern e.V. und des DGB Nord honoriert es Einrichtungen, die strategisch vorgehen, theoretische Unterrichtsinhalte mit der Praxis verknüpfen, eng mit Firmen kooperieren oder auch Veranstaltungsformate kreieren. In Schwerin sind die Siemensschule, Neumühler Schule sowie das Förderzentrum am Fernsehturm bereits seit 2013 ausgezeichnet.

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Perspektiven in Schwerin und Umland

Schwerin • „Mit „erzählter Wirtschaft in Westmecklenburg“ spricht die IHK Schwerin auf Messen, in Schulen oder in individuellen Beratungsgesprächen junge Menschen an. Die Geschichten aus der Praxis punkten.

Wenn es uns gelingt, den Schülerinnen und Schülern zu transportieren, dass Zukunft gestalten in Schwerin Spaß macht, dann haben wir unsere Aufgabe mit Erfolg gemeistert“, so Peter Todt, Geschäftsbereichsleiter für Aus- und Weiterbildung bei der IHK Schwerin. „Jugendliche denken oft, dass sie woanders hingehen müssen, dass Schwerin und die Umgebung ihnen keine Perspektive bieten. Aber das Gegenteil ist der Fall!“ Die Industrie- und Handelskammer in der Landeshauptstadt bündelt rund 1.200 ausbildende Unternehmen mit 145 verschiedenen Berufen. „Hier ist Vielfalt“, betont Peter Todt und berichtet gerne von Überraschungseffekten in den Gesprächen oder Unterrichtsmodulen: „Ein vollkommen vergessener, aber von Seiten der Unternehmer her total nachgefragter Beruf ist Verfahrensmechaniker/in Kunststoff und Kautschuk.

Das klingt für einige nicht spannend, ist aber eine Eintrittskarte in viele international agierende Unternehmen – aus dem medizinischen Bereich ist das Ypsomed in Schwerin, in Wittenförden stellt Schöller Alibert Kunststoffkisten her, die jeder nutzt, und in Rehna baut die PMC GmbH die Nasen für den ICE. Die Schüler und Eltern sind regelrecht verblüfft, wenn Berufe so greifbarer werden.“ (Foto) Sich abseits des ersten Berufswunsches zu informieren und für die Bandbreite der Berufe zu öffnen, lohnt sich also. Außerdem nimmt die IHK Schwerin an der Bundeskampagne #könnenlernen teil. Azubis erfahren hierbei, worin ihre Stärken liegen und inwiefern sie ihre Zukunft selbst in der Hand haben. Bei erfolgreichem Abschluss winkt 15 Jugendlichen pro Jahr die Chance auf eine finanzielle Förderung von dreimal 2.900 Euro. „Damit lässt sich dann eine gewünschte Weiterbildung umsetzen“, so Todt.

maxpress/jpl