Zwei für die zweite Chance

Vormittags Gesamtschule – abends Volkshochschule

Sie geben als Lehrerinnen an der Integrierten Gesamtschule „Bertolt Brecht“ tagsüber alles. Weil ihnen aber die zweite Chance für Menschen ohne Schulabschluss ebenfalls sehr am Herzen liegt, unterrichten sie abends in der vhs.
Sabine Heinecke (Foto, r.) und Ulrike Pangert (l.) unterrichten berufsbegleitend an der Volkshochschule, Foto: vhs/Susanne Seibig

Mueßer Holz • Sie geben als Lehrerinnen an der Integrierten Gesamtschule „Bertolt Brecht“ tagsüber alles. Weil ihnen aber die zweite Chance für Menschen ohne Schulabschluss ebenfalls sehr am Herzen liegt, unterrichten sie abends in der vhs.

Gleichermaßen berichten die Lehrerinnen Sabine Heinecke und Ulrike Pangert darüber, wie sehr es sie beeindruckt, dass junge und ältere Menschen im zweiten Bildungsweg an der Volkshochschule neben Beruf und Familie ihr Ziel verwirklichen und ihren Schulabschluss nachholen. Dem aufmerksamen Betrachter wird klar, dass es ebenso beeindruckend ist, was die beiden Lehrerinnen in ihrer Freizeit leisten. Um den Teilnehmern die Abschlüsse zu ermöglichen, unterrichten beide seit mehreren Jahren in der Abendklasse der Volkshochschule.

Nach einem langen, oft prall gefüllten Arbeitstag an der IGS „Bertolt Brecht“ verbringen sie ihren Feierabend an mindestens einem Tag in der Woche in der Stadtteil-Volkshochschule im „Campus am Turm“. Sabine Heinecke, die Sozialkunde unterrichtet, ist es dabei besonders wichtig, dass die Teilnehmer verschiedene politische und gesellschaftliche Zusammenhänge verstehen lernen und mündige Bürger in einer Demokratie werden. Ulrike Pangert hingegen hat eher die Naturwissenschaften im Blick. Ihr fällt auf, dass viele der Teilnehmer mit wenig bis keinen Chemiekenntnissen in die Abendklasse kommen. Sie legt besonderen Wert darauf, dass die Teilnehmer neben den grundsätzlichen Kenntnissen der Chemie auch die verschiedenen Ansatzpunkte im Alltag und den Nutzen von chemischen Kenntnissen erkennen.

Für beide gab es in den Jahren in der Erwachsenenbildung verschiedene erinnerungswürdige Ereignisse, die den Unterschied zur Regelschule deutlich machen. Sabine Heinecke, die bereits seit dem Jahr 2009 dabei ist, berichtet etwa, dass während der Prüfungszeit einmal ein junger Mann kurz davor stand, Vater zu werden und alle in der Prüfungskommission hofften, dass der Anruf nicht während der Abschlussprüfung kommt. Die Prüfung hat der Teilnehmer ohne Anruf dann am Ende mit „sehr gut“ bestanden.

Ulrike Pangert, die im Jahr 2017 als Krankheitsvertretung einsprang und dann geblieben ist, erinnert sich, dass sie anfangs teilweise Kursteilnehmer unterrichtet hat, die über zehn Jahre älter waren als sie selbst. Kraft ihrer pädagogischen Kompetenz wurde sie aber immer schnell als Lehrperson akzeptiert. Für beide Lehrerinnen ist klar: Den vhs-Teilnehmern dabei zu helfen, in ihrem Leben beruflich wie persönlich vorwärtszukommen, ist ein gutes Gefühl. Und das motiviert sie.

Matthias Buck