ZGM: Fund aus der Vergangenheit
Bauarbeiter fanden 95 Jahre alte Zeitzeugnisse
Schelfstadt • Im August haben die Bauarbeiten zur inneren Sanierung der Heinrich-Heine-Schule begonnen. Für den Anfang heißt es gründlich aufräumen und entkernen. Dabei kamen viele Dinge aus der Vergangenheit zum Vorschein, die erst auf den zweiten Blick interessante Details preisgeben.
Aufmerksame Bauarbeiter fanden zum Beispiel in Pappkassetten eingewickelte Holz-Leisten mit Beschriftungen sowie in einem Umschlag aufbewahrte Münzen. All dies wurde dem ZGM übergeben. „Zunächst haben wir Dinge von einer Grundsteinlegung vermutet“, so Ulrich Bartsch, Werkleiter des ZGM. Dabei wird nämlich eine so genannte Zeitkapsel mit entsprechenden Zeitzeugnissen wie Münzen oder Zeitungen gefüllt und im Fundament versenkt, um die Nachwelt darüber zu informieren, wann die Menschen vor ihnen gebaut haben.
Bei dem Fund der Heinrich-Heine-Schule handelt es sich nach näherem Hinsehen wohl um Korrespondenz und Notizen von Handwerkern, die seinerzeit in dem Gebäude der heutigen Schule tätig waren. In diesem Fall sind die Beschriftungen sehr persönlich. Fachmännische Unterstützung bei der Untersuchung des Fundes erhielt das ZGM durch Volker Janke vom Freilichtmuseum für Volkskunde Schwerin-Mueß. So konnten beispielsweise folgende Informationen entziffert werden: „1923 Stundenlohn 1 Million / 5000 / 500 Mark“ ; „1 Brot in Pfd. / 1 Butter“; „H(einrich) Stropahl Zimmergeselle Stdl. 1.01 M hoch lebe der Acht Stunden Tag“; „Dr. Voß, Lübecker Str. heute noch mal vorkommen, Schlafzimmer grün streichen, morgen beginnen schönen Gruß“.
„Wir erfahren also ein wenig über die damalige Situation der Handwerker im Jahr 1923.”, so Ulrich Bartsch. Annehmbar sei, dass die Notizen zu den Geldangaben auf die herrschende Inflation hinweisen. Heinrich Stropahl und Friedrich Severin könnten Zimmerleute – vielleicht Meister und Geselle – gewesen sein.
In jedem Fall sind derartige Funde auch heute noch für das ZGM sehr spannend. Zur Verwahrung wurden die 95 Jahre alten Stücke dem Freilichtmuseum Mueß übergeben.
BU1: Beschriftete Pappkassette lässt auf die Situation von Handwerkern um 1923 schließen
BU2: Umschlag mit Münzen
Fotos: ZGM