Wohnen im Erdloch und Hotel

Viele der Wildbienenarten in Deutschland sind bedroht

Schwerin • „Etwa 80 Prozent unserer Blütenpflanzen sind auf die Bestäubung durch Wildbienen und Honigbienen angewiesen. Nicht nur die Artenvielfalt hängt von den fleißigen Insekten ab, sondern auch wir Menschen und unsere Nahrungsgrundlage“, sagt Bienenexpertin Katja Burmeister vom Naturschutzbund Deutschland (NABU). In der Naturkontaktstation in Zippendorf betreut die Expertin einen ganzen Bienenweg, auf dem es jede Menge zu entdecken gibt. Beete in praller Sonne oder im Schatten können mit geringem Aufwand bienenfreundlich gestaltet werden. Wer mag, baut für die fleißigen Honigsammler ein Hotel. Schaubeispiele gibt es vor Ort. Dabei ist es wichtig, geeignetes Material zu wählen und für Schutz vor Witterungseinflüssen sowie hungrigen Vögel zu sorgen.

Ein kleiner Überstand und ein Drahtgeflecht schützen die besondere Herberge. „Das einfachste Wildbienenhotel lässt sich aus einer Konservendose bauen. Diese wird dicht mit Schilfhalmen gefüllt. Diese müssen glatt geschnitten sein, damit sich die zarten Wildbienenweibchen nicht verletzten“, erklärt Katja Burmeister. „Mit Seminaren für Erzieher, Führungen für Kita-Kinder und Schulklassen, mit Spielen und Dingen zum Ausprobieren wollen wir Interesse wecken und Ängste nehmen. Insekten reagieren nur unter Bedrohung aggressiv“, weiß die Expertin. Stiche von Wildbienen, von denen es mehr als 550 heimische Arten gibt, sind kaum zu erwarten. Die meist im Boden einzeln oder in kleinen Kolonien nistenden Weibchen haben zwar einen Stachel (ohne Widerhaken im Vergleich zur Honigbiene). Sie sind in der Brutzeit oft nach dem Sammelflug im Boden verschwunden. Wahrzunehmen sind davor viel mehr die paarungswilligen Männchen. Sie leben ohne Stachel, stechen also nicht.

Viele Wildbienen sind extrem gefährdet und stehen unter Schutz. Erdlöcher deshalb bitte nicht zuschütten. Die Brutzeit ist nach wenigen Wochen vorüber. Wer die fleißigen Insekten kennen lernen möchte, ist in der Naturkontaktstation willkommen.


Sich selbst und den Bienen Gutes tun
Wer einen Garten hat, spart sich lästiges Mähen, wenn anstelle des grünen Zierrasens eine bunte Blumenwiese angelegt wird. Pflegeleichte Blühpflanzen wie Fingerhut, Malven, Rittersporn, Frauenmantel, Lupinen, Sonnenhut, Aster, Fetthenne oder Katzenminze sorgen für ein Blütenmeer im Sommer. Sie decken den Tisch für Bienen und Co. Obstbäume und Beerensträucher (Brombeeren, Himbeeren) lassen gesunde Vitamine heranwachsen, nachdem Bienen, Hummeln, Wespen und Schmetterlinge hier emsig bestäubt haben. Nicht gefüllte Blüten bieten reichlich Pollen und Nektar. Auf Terrasse, Balkon und Fensterbrett sorgen Sonnenblume, Kapuzinerkresse, Ringelblumen und Veilchen sowie Kräuter (Salbei, Zitronenmelisse, Pfefferminze, Thymian, Liebstöckel, Bohnenkraut, Schnittlauch, Lavendel, Ysop, Oregano, Majoran, Borretsch) für leckere Zutaten in der Küche. Ihre Blüten sind bis in den Herbst hinein eine wichtige Nahrungsgrundlage für die emsigen Bienen.


BU1: Bienenexpertin Katja Burmeister vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) betreut einen ganzen Bienenweg
BU2: Einfaches Wildbienenhotel aus einer Konservendose gebaut und dicht mit Schilfhalmen gefüllt. Fotos: maxpress/ Barbara Arndt