Wo die Einsamkeit Hausverbot hat

In den Nachbarschaftstreffs der SWG wird die finstere Jahreszeit mit Aktivitäten aufgehellt

Weststadt • Grauer Himmel, Nieselregen: Die dunkle Jahreszeit drückt vielen alleinlebenden Schwerinern aufs Gemüt. Elke Kortschlag und Gabriele Schlode, Ansprechpartnerinnen im SWG-Nachbarschaftstreff „Nebenan“ in der Lessingstraße lesen schon in den Gesichtern der ankommenden Besucher, ob diese gerade vor der Einsamkeit geflohen sind.

„Für viele ältere Weststädter ist dies hier der einzige Ort, an dem sie Geselligkeit erleben“, erzählt Elke Kortschlag. „Manche schauen bis zu vier Mal die Woche in ihrem ,zweiten Wohnzimmer‘ vorbei.“ Für gewöhnlich beobachten die beiden Frauen, die für den Verein Hand in Hand arbeiten, noch ein weiteres Phänomen. Jegliche Sorgenfalten verschwinden nämlich aus den Gesichtern, sobald die Veranstaltungen beginnen. Die werden von engagierten Freiwilligen geleitet, die es verstehen, andere für ihr Hobby zu begeistern und mitzureißen. Kein Wunder also, dass nahezu 800 Besucher im Monat in der Lessingstraße reinschauen.
„Dieser Treff ist hinsichtlich der Besucherzahlen und Angebotspalette auf jeden Fall der Spitzenreiter unserer sieben SWG-Nachbarschaftstreffs”, lobt Jürgen Wörenkämper vom Vereinsvorstand. „Hier gibt es zum Beispiel die Mal- und Singegruppen, den Tanz für Jedermann, Line Dance, Sport-AG’s, Yoga, Thai Chi, Qigong und eine Wandergruppe, die sich sogar im Winter trifft.” Und immer wieder werden neue Gruppen aus der Taufe gehoben. So gibt es seit kurzem eine Gruppe „Lebens-Zeit” - ein Treffen für Menschen in Trauer, begleitet von einer Pastorin der Berno-Gemeinde und der Quartiersmanagerin Weststadt. Nächste Termine sind der 13. Februar und 6. März jeweils um 17 Uhr. Einen unerwartet guten Start hatte das „Kennenlerntreffen“. Hierbei geht es darum, gleichgesinnte Menschen für gemeinsame Freizeitaktivitäten zu finden. Am
14. März um 10 Uhr ist es wieder soweit.
Die sieben Nachbarschaftstreffs der SWG sind nicht nur für die eigenen Mieter geöffnet, sondern auch für deren Nachbarn und somit für alle Bewohner der Stadtteile. Nur, wie schon erwähnt, der Einsamkeit bleibt der Eintritt verwehrt.

BU1: Das feste Team des Vereins „Hand in Hand”: Zu ihm gehören Carola Hoffmann, Torsten ­Koschig, Kerstin Archut, Jürgen Wörenkämper (SWG, Abteilungsleiter Soziales Management), Elke Kortschlag und Kordula Winterfeld (v.l.). Fotos: SWG
BU2: Die Malgruppe ist nur eine der vielen Interessengruppen, hier entstehen wahre Kunstwerke