Werk von ZIM Flugsitz in Schwerin eröffnet

Das neue Werk der ZIM Flugsitz GmbH ist heute in Schwerin eröffnet worden. „Die neue Produktionshalle der ZIM Flugsitz GmbH ist für die Stadt Schwerin und für das Land Mecklenburg-Vorpommern insgesamt eine wichtige Investition. über 20.000 Hightech-Flugsitze sollen hier jährlich produziert werden nach höchsten Qualitäts- und technischen Standards“, freute sich Ministerpräsident Erwin Sellering bei der Werkseröffnung.
„Mecklenburg-Vorpommern ist ein hochattraktiver Standort für die Luft- und Raumfahrtbranche. Das zeigt die wachsende Zahl der Unternehmen in diesem Bereich, vor allem als Zulieferer innovativer Komponenten. Darunter sind viele renommierte Unternehmen, die seit Jahren mit ihren Produkten in der Weltspitze erfolgreich sind. Durch die Ansiedlung der ZIM Flugsitz GmbH kommt jetzt ein weiteres international tätiges Unternehmen hinzu“, erklärte der Ministerpräsident.
Wirtschaftsminister Harry Glawe: „Das innovative Unternehmen schafft 64 neue Arbeitsplätze. Das ist auch wichtig, weil dadurch Fachkräfte durch attraktive Arbeitsplätze im eigenen Land gehalten werden können. Die Neuansiedlung zeigt, dass die Investitionen in die Infrastruktur der vergangenen Jahre sich immer mehr bemerkbar machen. Hierzu zählen insbesondere der Ausbau der Autobahnen und die Erschließung der Gewerbegebiete. Wir arbeiten daran, die Rahmenbedingungen stetig weiter zu verbessern.“
Wirtschaftsminister Glawe übergab einen Zuwendungsbescheid für das Vorhaben vor Ort. Die Gesamtinvestitionen der ZIM Flugsitz GmbH für die Neuerrichtung des Standortes betragen rund 9,1 Millionen Euro. Das Wirtschaftsministerium wird das Vorhaben aus Mitteln der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) und dem „Europäischen Fonds für regionale Entwicklung“ (EFRE) in Höhe von rund 2,1 Millionen Euro unterstützen.
Ministerpräsident Sellering dankte „allen, die diese erfolgreiche Ansiedlung mit ermöglicht haben“, insbesondere der Wirtschaftsfördergesellschaft „Invest in MV“ und der Stadt Schwerin. Wirtschaftsminister Glawe betonte die intensive Zusammenarbeit aller Beteiligten: „Die Neuansiedlung ist ein Beleg dafür, dass unsere Wirtschaftsförderung, Land und Kommune erfolgreich an einem Strang ziehen. Es ist eine hervorragende Sache, wenn eine Neuansiedlung gelingt und hiermit Arbeitsplätze im produzierenden Gewerbe bei uns in Mecklenburg-Vorpommern entstehen. Dies ist Ansporn, diesen Weg nachhaltig weiter zu verfolgen.“

65.000 fliegende Sessel

Die Entwicklungsgeschichte der ZIM Flugsitz GmbH aus Markdorf bei Friedrichshafen verläuft wie ein Film im Zeitraffer. In sensationell kurzer Zeit ist es den Firmengründern Angelika und Peter Zimmermann gelungen, aus dem Unternehmen einen Global Player zu machen. Die beiden Diplomingenieure für Maschinenbau starteten 1995 mit ihrem eigenen Ingenieurbüro für Maschinen- und Flugzeugbau. Bis 2008 arbeiteten sie als Dienstleister für andere Unternehmen, wobei zunehmend Entwicklungsleistungen für den Flugzeugbau die Auftragsbücher füllten. Neben Bauteilen für Flügel oder Rumpfteile von Flugzeugen wurde auch der erste Flugzeugsitz entwickelt, der 2009 seine Zulassung und Serienreife erhielt. Das gab den Anstoß zur Gründung der ZIM Flugsitz GmbH. Peter Zimmermann blickt zurück und erläutert die damaligen Überlegungen: „Wir waren als Dienstleister am Ende der Wertschöpfung und sahen im Markt für Flugzeugsitze ein großes Potenzial. Deshalb haben wir uns zum Ziel gesetzt, die Entwicklung, die Produktion und den Vertrieb selbst zu übernehmen und dafür ein Unternehmen gegründet“.

Mit viel Optimismus und unternehmerischem Mut nahm das Ehepaar Zimmermann den Aufbau einer Produktionsstätte mit der zugehörigen Betriebsinfrastruktur in Angriff. Alles musste sorgfältig geplant werden: Einkauf, Entwicklung, Produktion, Qualitätssicherung, Vertrieb und Buchhaltung, quasi ein Unternehmen aus dem Stand heraus. Im Frühjahr 2009 fand der erste Spatenstich für das Produktionsgebäude im Industriegebiet Markdorf statt. Parallel dazu wurde der erste Economy Sitz EC01-ZIMflexible für Langstrecken auf Fachmessen in Long Beach/Kalifornien und in Hamburg präsentiert. Im Juni erhielt das Unternehmen den ersten Auftrag über 3.500 EC01 Sitze für den Einbau in Flugzeugen des Typs Airbus A300 und A310 sowie Boeing 747. Der Produktionsstart der ersten Seriensitze begann im November 2009.

Zufriedene Kunden überzeugten auch andere potenzielle Kunden und so platzierte Thai Airways 2010 einen Auftrag zur Ausstattung von verschiedenen Flugzeugtypen mit dem Economy Sitz EC01-ZIMflexible. Schon im November 2010 musste aufgrund der guten Auslastung die Produktion von der Einzelfertigung auf Linienfertigung umgestellt werden. 2011 erhielt ZIM Flugsitz Folgeaufträge von Thai Airways und konnte Airlines wie airberlin, Air Transat, Mahan Air, Luxair, Blue 1 und Japan

Airlines als Neukunden gewinnen. Im selben Jahr wurde im Auftrag von Air Transat (Kanada) der erste Business Class Sitz BC01-ZIMluxury entwickelt und zur Marktreife gebracht. Die Auslieferung dieser Neuheit erfolgte im Frühjahr 2012.

Die Firmengründer haben erkannt was Kunden wünschen und mit überzeugenden Produkten das Entree in einen technisch anspruchsvollen Markt geschafft. Nicht umsonst haben sie sich Zuverlässigkeit, Flexibilität, Termintreue und einen hohen Qualitätsanspruch auf die Fahne geschrieben. Made in Germany hat einen guten Klang, wenn damit Qualität und die Erfüllung von Kundenwünschen einhergehen. Ein „gewichtiger“ Erfolgsfaktor ist das reduzierte Gewicht. In der Tat dreht sich beim Bau von Flugzeugsitzen alles um das Gewicht. Je weniger ein Sitz wiegt, umso sparsamer kann eine Airline fliegen. Im Zeitalter der Billigflieger ein wichtiges Merkmal. Auch eine hochwertige Verarbeitung, bei der erstaunlich viel in Handarbeit erledigt werden muss, ist ein Punkt, der in Relation zu den Betriebskosten gesetzt wird. Je langlebiger ein Sitz, desto länger sind die Intervalle bis zum kostenintensiven Austausch. ZIM Flugsitz hat also mit seinem Konzept und seiner Philosophie ins Schwarze getroffen. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass die gute Auftragslage 2012 eine Ausweitung der Produktionskapazität verlangte. Eine neue Produktionshalle wurde in Markdorf errichtet und 2013 bezogen. Nun steht auch ein Labor zur Verfügung, das statische Tests, Komponenten-, Material- und Dauerfestigkeitstests ermöglicht.

Im April 2014 überraschte ZIM Flugsitz mit einem gelungenen Sitz für die Premium Economy Klasse. Der PC01-ZIMmagic besticht durch sein Design, seinen Sitzkomfort und die integrierte hochwertige Unterhaltungselektronik. Kaum verwunderlich also, dass auch die Lufthansa und deren Tochter Eurowings diesen Sitz für ihre Flugzeuge orderten. Ein Großauftrag von Singapore Airlines beflügelte die erfolgreiche Produkteinführung. Im gleichen Jahr erhielt ZIM Flugsitz auf der Aircraft Interiors in Hamburg für den Kurzstreckensitz EC00-ZIMunique mit seinem herausragenden Design die höchste Auszeichnung: den Crystal Cabin Award.

Inzwischen hat sich das Unternehmen weltweit einen Namen gemacht für gewichtsoptimierte hochwertige Flugzeugsitze der Economy, Premium Economy und Business Klasse. Ende 2016 waren 65.000 Flugzeugsitze aus der Produktion von ZIM Flugsitz rund um den Erdball unterwegs. Und es sollen noch viel mehr dazu kommen. Durch den internationalen Erfolg sind die Produktionskapazitäten erneut ausgeschöpft. Am 03. März 2017 startet deshalb die Produktion an einem zweiten Standort: in Schwerin. Da am Hauptsitz in Markdorf keine großflächigen Erweiterungen mehr möglich waren, wurde mit Schwerin ein Standort gewählt, der mehr Nähe zum Kunden Airbus und zum Hamburger Hafen bietet. Rund 8,5 Millionen Euro hat das Unternehmen investiert, um nun auf 7.500 Quadratmetern Fläche zu produzieren. Die Mitarbeiterzahl wird sich dadurch von bislang 160 auf 240 erhöhen.

Ein rasanter Aufstieg eines Unternehmens, das mit viel Mut, Engagement und persönlichem Einsatz aufgebaut wurde, bis es im Jahr 2015 bereits einen Umsatz von 48 Millionen Euro erreichte. Unweigerlich drängt sich die Frage auf, was die Unternehmer antreibt. Angelika Zimmermann hat dazu eine Antwort parat: „Es ist die Freude an Innovationen. Als Ingenieure für Maschinen- und Flugzeugbau haben mein Mann und ich eine technische Begeisterung entwickelt, die sich auch in unseren Produkten widerspiegelt. Es ist unser Ziel, diese Freude an Innovationen mit den Fachkräften in unserer Entwicklung und Produktion zu teilen und unseren Kunden dadurch das Bestmögliche zu bieten“. Der Funke scheint nicht nur im Unternehmen, sondern auch in der Familie übergesprungen zu sein. Die beiden Söhne, die im Moment noch Luft- und Raumfahrt und Jura studieren, haben sich bereits für die Mitarbeit im Unternehmen entschieden.