Wärme aus den Tiefen der Erde

Feierlicher Bohrstart auf Lankower Geothermieanlage

Lankow • Die Tage werden kürzer und kälter, in vielen Haushalten wird bereits die Heizung aufgedreht. Wie genau die Heizung warm wird, fragt sich dabei kaum jemand. Dabei ist es doch sehr interessant zu wissen, dass viele Schweriner Haushalte bald mit Wärme aus den Tiefen der Erde geheizt werden. Dafür entsteht derzeit in Lankow eine Geothermieanlage.

Geothermie – oder auch Erdwärme – beschreibt die Nutzung von heißem Thermalwasser. Diese Sole wird durch kilometertiefe Bohrungen an die Erdoberfläche gepumpt. Dem Wasser wird seine Wärmeenergie entzogen. Diese wird dann in das Fernwärmenetz der SWS eingespeist. Die Geothermieanlage in Lankow nutzt die guten geologischen Voraussetzungen der Region, um die klimafreundliche und nachhaltige Energiegewinnung in Schwerin voranzutreiben. Betreiber ist die Energieversorgung Schwerin GmbH & Co. Erzeugung KG (EVSE), eine Tochter der Stadtwerke Schwerin GmbH (SWS).

Doch welche Vorteile hat diese Form der Energiegewinnung? Erdwärme ist eine unerschöpfliche Quelle, die das ganze Jahr über und unabhängig von Klima oder Jahreszeit genutzt werden sowie kostengünstig gespeichert werden kann. Die Nutzung fossiler Brennstoffe wird reduziert – das ist ein wichtiger Schritt zur angestrebten CO2- Neutralität der Landeshauptstadt Schwerin bis 2050. Durch das sehr gut ausgebaute Fernwärmenetz in Schwerin kann die geothermische Energie optimal ausgenutzt werden. Die Nutzung des geothermischen Potentials für eine nachhaltige Wärmeversorgung ist auch in anderen Gegenden des Landes ein aktuelles Thema. So gibt es beispielsweise in Rostock und Greifswald Bestrebungen, Erdwärme nutzbar zu machen. „Für uns ist das ein sehr wichtiges Projekt, denn es steht maßgeblich für die weitere energietechnische Ausrichtung der Stadtwerke. Wir bringen damit in Schwerin die Erneuerbaren Energien auf den Wärmemarkt”, so Dr. Josef Wolf, Geschäftsführer der Stadtwerke Schwerin.
Am 1. Oktober wurde auf dem Gelände neben dem Heizkraftwerk in Lankow der Bohrer in Betrieb genommen. Diesen offiziellen Bohrstart für das Tiefengeothermieprojekt ließen sich viele Vertreter aus Politik, Wirtschaft und interessierten Stadtwerken der Region nicht entgehen. Unter ihnen waren auch Schwerins Oberbürgermeister Dr. Rico Badenschier und Energieminister Christian Pegel.

„Die Nutzung der vorhandenen Thermalsohle zur Fernwärmeversorgung Schwerins ist ein bedeutender Beitrag zur Umsetzung des Klimaschutzkonzeptes der Landeshauptstadt. Damit kann jährlich eine Wärmemenge von bis zu 50 Gigawattstunden dem Raumwärmemarkt zur Verfügung gestellt werden“, sagte Landesenergieminister Christian Pegel und fügte hinzu: „Gerade in der Wärmeerzeugung muss der Anteil der erneuerbaren Energien künftig deutlich steigen. Die Nutzung der geothermischen Potenziale ist dafür eine gute Möglichkeit in unserem Land.“
Auch der Oberbürgermeister ist von dem Vorhaben überzeugt: „Damit  schlagen wir ein neues Kapitel in der Energieversorgung Schwerins auf. Die Geothermie ist ein weiterer Baustein, um unser Klimaziel zu erreichen, denn künftig können die Stadtwerke  mit Geothermie 15 Prozent  des Fernwärmebedarfs in Schwerin decken. Damit werden  pro Jahr 7500 t CO2-Emissionen vermieden“, so Dr. Rico Badenschier.

Ab dem Bohrstart wird es nun etwa sechs bis acht Wochen dauern, bis die Fördertiefe von circa 1.200 Metern erreicht ist. Mit Hilfe des Erddrucks und einer leistungsstarken Förderpumpe wird das Thermalwasser an die Erdoberfläche gebracht. Um einen geschlossenen Kreislauf herzustellen, ist eine zweite Bohrung – die Injektionsbohrung – erforderlich. Sie entsteht 2019 auf dem Gelände des Sportparks Lankow. Hier wird das Thermalwasser, nachdem es seine Wärmeenergie für die Schweriner Fernwärme abgegeben hat, wieder zurück in die Erdschicht verpresst, aus der es entnommen wurde.

Von Anfang Oktober bis Ende November haben interessierte Bürgerinnen und Bürger, aber auch Schülerinnen und Schüler immer mittwochs die Chance, die Baustelle neben dem Heizkraftwerk in Lankow während der Bohrphase zu besichtigen. Jeweils um 9 und 10 Uhr finden Rundgänge für Schulklassen statt, nachmittags dann ab 16 Uhr für Einzelbesucher oder Erwachsenengruppen. Eine Anmeldung für Gruppen  ist in jedem Fall erforderlich. Die Rundgänge mit den Führungen sind kostenfrei.

Alle weiteren Informationen, Anmeldemöglichkeiten, Erklär-Filme und Downloads gibt es unter www.stadtwerke-schwerin.de/home/ueber_uns/geothermie.

Fotos: Am 1. Oktober feierten die Stadtwerke Schwerin mit Vertretern aus Politik und Wirtschaft, z. B. Energieminister Christian Pegel (links) und Oberbürgermeister Dr. Rico Badenschier (rechts), auf der Geothermieanlage in Lankow den Bohrstart