Von Kinderwunsch bis Familienhilfe

Schwangerschaftsberatung bietet vielfältige Unterstützung für Frauen und deren Partner

Die Beraterinnen der AWO helfen dann zum Beispiel, die Antragsformulare für Eltern-oder Kindergeld auszufüllen, geben Rat für rechtliche und soziale Fragen und leisten psychischen Beistand.
Sozialpädagogin Stefanie Henschel

Schwerin • Es klingelt an der Tür der Schwangerschaftsberatung. Über die Sprechanlage wird der jungen Mutter Mitte 20 geöffnet. In einem der Beratungsräume spricht sie über ihr Problem. Sie ist in der 32. Woche schwanger. Ihr Mann ist plötzlich weg und weder über sein Handy noch sonst zu erreichen. Da sie berufstätig und schon Mutter eines zweijährigen Kindes ist, hat die Frau plötzlich ganz neue Herausforderungen zu meistern. Anne-Kathrin Ehret hilft ihr, zumindest bei einem Teil der Sorgen.

„Die Frau geht auf das Ende der Schwangerschaft zu, hat mit einem Mal weniger finanzielle Mittel zur Verfügung und muss organisieren, wie ihr Kind betreut wird, wenn sie in den Kreissaal geht. Da ist eine Menge zu regeln”, sagt die Sozialarbeiterin, die sich – wie ihre beiden Kolleginnen – um die Fragen von werdenden Müttern und Vätern kümmert. Die Beraterinnen der AWO helfen dann zum Beispiel, die Antragsformulare für Eltern-oder Kindergeld auszufüllen, geben Rat für rechtliche und soziale Fragen und leisten psychischen Beistand. „In manch einem Fall kann die Zeit der Beratung schon mal über zehn Wochen gehen”, sagt Anne-Kathrin Ehret.

Wie die Rat- suchenden in der Zeit nach den Gesprächen in der AWO-Einrichtung mit ihrem Leben zurechtgekommen sind, erfahren die Beraterinnen nur, wenn Betroffene sich später noch einmal melden. „Viele Klienten, die die Beratung nutzen, sagen uns: Ich bin froh, dass ich hierhergekommen bin”, berichtet Stefanie Henschel. „Der Grund dafür ist, dass wir den moralischen Druck aus dem Konflikt nehmen, den die Schwangeren haben.”

Beistand geben die Beraterinnen auch, wenn die Schwangerschaft nicht gewollt und abgebrochen werden soll. Laut §218 StGB sind Frauen verpflichtet, vor dem Abbruch eine Schwangerschaftskonfliktberatung wahrzunehmen. 285 Mal haben die Kolleginnen von Antje Paetsch im vergangenen Jahr diese Beratungsscheine ausgefüllt. Gezählt wurden hier nur die Frauen, die in die Schweriner Beratungsstelle gekommen sind.

Bei den circa 300 Konfliktberatungen zum Abbruch der Schwangerschaft sind 2019 nur 36 Männer bei den betroffenen Frauen gewesen. „Insgesamt können wir jedoch feststellen, dass Väter häufiger in die Beratung kommen und dass die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, größer geworden ist. Wenn beide Partner zu uns kommen, ist schon eine Menge gewonnen”, sagt Stefanie Henschel. „Wir finden es gut, wenn Männer sich bei uns öffnen und ihre möglichen Probleme in der Zeit der Schwangerschaft darlegen. Jeder Konflikt in der Zeit beruht auf individuellen Problemen. Die herauszufinden und Vorschläge zur Lösung zu unterbreiten, ist unsere tägliche Arbeit.”

Steffen Holz

Foto unten links: Sozialpädagogin Anne-Kathrin Ehret

Foto unten rechts: Sozialpädagogin Antje Paetsch

Fotos: maxpress