Volker Kitz erklärt Meinungsfreiheit

Am Tag der Menschenrechte liest und diskutiert Bestsellerautor im Kinderzentrum Mecklenburg

Schwerin • Ist es schon Demokratie, wenn jeder sagt, was er denkt? Antworten auf diese Frage sucht Bestseller-
autor Volker Kitz mit seinem Publikum bei einer Lesung im Kinderzentrum Mecklenburg. Vor seinem Auftritt am
10. Dezember – dem Tag der Menschenrechte – erklärt der Jurist Regeln der freien Meinung und gibt Tipps für Eltern.

hauspost: Meinungsfreiheit gehört zu den Menschenrechten. Aber darf jeder sagen, was er denkt?
Volker Kitz: Prinzipiell ja, die Meinungsfreiheit reicht in Deutschland sehr weit. Das Grundgesetz unterscheidet nicht zwischen „guten“ und „schlechten“ Meinungen, es sieht keine Meinungspolizei vor. Die Grenze verläuft dort, wo ich jemanden persönlich beleidige oder den Frieden im Land durch eine Volksverhetzung gefährde.

hauspost: Sagen Kinder ihre Meinung anders als Erwachsene?
Volker Kitz: Kinder sagen ihre Meinung unbefangener.

hauspost: An welche Regeln sollte sich jeder von ihnen halten?
Volker Kitz: Zwischen Meinungen und Tatsachen unterscheiden. Eine Tatsachenbehauptung („es regnet“) ist entweder wahr oder unwahr, eine Meinung („ich finde Regen gut/schlecht“) ist immer subjektiv, sie kann niemals „richtig“ oder „falsch“ sein.

hauspost: Welche Regeln sollten Eltern Kindern vermitteln?
Volker Kitz: Dass es zu allem unterschiedliche Meinungen gibt, dass sie nebeneinander existieren können, ohne dass man entscheiden muss, wer „Recht“ hat.

hauspost: Wie funktioniert das mit der Meinungsäußerung in der Demokratie am besten?
Volker Kitz: Viele glauben heute, Toleranz bedeute, ständig zu beteuern: „Ich hab’ nichts gegen...“ Dabei ist es umgekehrt. Toleranz ist, wenn ich durchaus etwas gegen die Meinung oder Lebensweise eines anderen habe und ihm zugestehe, dass er daran festhält. Toleranz beginnt, wo es weh tut. Wahre Vielfalt herrscht nur, wo ich anderen zugestehe, die Dinge nicht nur ein bisschen, sondern auch komplett anders zu sehen als ich selbst.

hauspost: Wie gehen Sie mit respektlosen oder beleidigenden Äußerungen um?
Volker Kitz: Wer sich öffentlich äußert, muss mit Gegenrede und Kritik leben. Nicht alles, was mir nicht passt, betrachte ich gleich als „unsachlich“ oder als „Hetze“. Handelt es sich allerdings um echte Beleidigungen oder gar Aufrufe zu Gewalt, kann eine Strafanzeige sinnvoll sein.

Am 10. Dezember liest ­Volker Kitz ab 18.30 Uhr im Kinderzentrum Mecklenburg aus seinem Buch „Meinungsfreiheit – Demokratie für Fortgeschrittene“. Karte: 12 Euro. Anmeldung unter info@­kinderzentrum-mecklenburg.de.