„Und Gott wird abwischen alle Tränen“
Osterbotschaft von Bischof Dr. Andreas v. Maltzahn
Schwerin. Der Schweriner Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern, Dr. Andreas v. Maltzahn, schreibt in seinem Wort zum Osterfest: In diesen Tagen sind uns die Schrecken dieser Welt wieder besonders nahe gerückt: Anschläge in Stockholm und auf koptische Christen in Ägypten, durch Giftgas Getötete in Syrien, verhungernde Kinder und Erwachsene in Jemen und Ostafrika. Tränen der Trauer mischen sich mit Tränen des Zorns über das, was Menschen einander antun – oder einander schuldig bleiben. Viele fragen sich: Was können wir schon tun?
Voller Trauer war auch Maria Magdalena nach Jesu Kreuzigung. An sein Grab war sie gelaufen und hatte es leer gefunden. Sie war verzweifelt. Nicht nur den geliebten Menschen hatte sie verloren – ein ganzer Lebensentwurf war zu Bruch gegangen. Aus und vorbei, alles durchkreuzt durch das grauenvolle Sterben! So stand sie da und weinte. Durch den Schleier ihrer Tränen sah sie in der Grabeshöhle zwei Boten Gottes. Aber Maria war noch ganz gefangen vom Unwiderruflichen: Jesus war tot. Keine Hoffnung blitzte da auf: „Weggenommen, weggetragen“ – das war alles, was ihr in den Sinn kam angesichts des leeren Grabes. Wer heute meint, die Anhänger Jesu hätten ihre Auferstehungshoffnung so lange in die Realität hineinprojiziert, bis sie glaubten, dem Auferstandenen begegnet zu sein, der hat hier zu erkennen: Nichts war da von solcher Hoffnung – nur Verzweiflung. In ihrer Trauer erkennt Maria Magdalena zunächst nicht einmal den auferstandenen Christus.
Einer scheiternden, dem Tode verfallenen Welt hält das Osterereignis die Hoffnung entgegen:
„Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein“ (Offb 21,4). Es wird eine Zukunft bei Gott geben, in der die Wunden der Opfer geheilt sein werden und ihnen Gerechtigkeit widerfährt. Die Täter werden nicht davon kommen. Gottes Nähe wird unbeschreiblich sein und das Leben erneuern. Was auch geschehen mag – das ist der Horizont unseres Lebens.
Nicht vertrösten soll diese Hoffnung, sondern ermutigen, Verantwortung zu übernehmen und zu tun, was in unserer Kraft steht:
Beten wir dafür, dass die Kräfte des Friedens und der Vernunft sich durchsetzen werden! Es bedarf unserer Gebete, denn hier wird auch eine geistige Auseinandersetzung geführt.
Widerstehen wir den Versuchen, Menschen gegeneinander aufzuhetzen! Unsere Gesellschaft, auch Europa braucht mehr denn je konstruktive Streitkultur und Zusammenhalt.
Nehmen wir Menschen neu in den Blick, die für sich keine Zukunft sehen! Ihnen und uns selbst wird es gut tun, wenn wir miteinander nach Möglichkeiten der Veränderung suchen.
Bewahren wir mit unseren Spenden Menschen vor dem Verhungern! So überschaubar es auch sein mag, was wir geben – an den Orten der Not bedeutet es viel.
Bleiben wir zurückhaltend gegenüber einer Politik militärischen Eingreifens! Die Ursachen von Terror und kriegerischer Gewalt werden nicht auf diesem Wege überwunden.
Die Tränen der Trauer und des Zorns können zur Tat werden. Denn Gott stärkt uns den Rücken, wenn wir in seinem Sinne leben. Seit Ostern wissen wir: Der Horizont unseres Lebens ist Hoffnung.