Träumen erlaubt

OB und IHK haben neue Hochschul-Ideen

OB und IHK haben neue Hochschul-Ideen
Collage: maxpress

Schwerin • „Die Schweriner Schüler sollten nicht nach Kiel oder Lüneburg ziehen müssen, um Soziale Arbeit zu studieren“, begründet Oberbürgermeister Dr. Rico Badenschier seine Idee eines Studiengangs Soziale Arbeit in Schwerin. Im Schulterschluss beleben Stadt und IHK sowie der Verein Förderer von Hochschulen in Schwerin den Traum von einer staatlichen Universität mit neuen Vorschlägen.

Schwerin hofft seit 1990 auf eine staatliche Hochschule. Selber umsetzen kann die Stadt den Traum nicht. „Hochschulpolitik ist Ländersache, wir können keine Uni gründen, also können wir nur dafür werben und kämpfen“, erklärt der Oberbürgermeister die Ausgangslage. Hochschulstandort ist Schwerin längst. Mit der Außenstelle der Medical School Hamburg eröffnet im Oktober die aktuell fünfte private Hochschule. Die Zahl der Schweriner Studenten steigt dann perspektivisch auf 1.300. Zum Vergleich: An der HS Wismar studieren 7.900, Rostock hat 10.000 Studenten. Schwerin ist die einzige Landeshauptstadt ohne staatliche Uni.  
Viel Fingerspitzengefühl ist verlangt, um dies zu ändern. Denn landespolitische Unterstützung bekommt Schwerin nur, wenn  die Pläne keinem der staatlichen Hochschul-Standorte in MV Konkurrenz machen. Der Fahrplan könnte so aussehen: Die Stadt stellt einen spezifischen Ausbildungs-Bedarf fest, den bisher keine staatliche Uni in MV abdeckt. Das Fach sollte Schulabgänger in Schwerin halten und zusätzlich Studenten aus anderen Regionen in die Stadt bringen. Dr. Dorothee Wetzig, die das Thema bei der IHK betreut, hält es für unrealistisch, eine neue staatliche Hochschule in Schwerin zu gründen. Eine Möglichkeit wäre, eine bestehende Hochschule von dem anvisierten Fach zu überzeugen. Und diese lagert den neuen Ausbildungsgang dann nach Schwerin aus. Der naheliegende Partner für derartige Planspiele ist die Hochschule Wismar. Deren Kanzlerin Dr. Meike Quaas bestätigt gegenüber der hauspost: „wir sind offen für neue Aufgaben“. Einen neuen Standort werde es nicht geben, „aber Schwerin könnte eine Außenstelle werden.“ Eine entsprechende Erweiterung der Hochschule Wismar ist sogar in den Eckwerten des neuen Hochschulentwicklungsplans vorgesehen.  
Rico Badenschier sieht die erhofften mindestens 2.000 zusätzlichen Studierenden auch als Königsweg zurück zum Großstadt-Status. „Im sozialen Bereich wird sich der regionale Fachkräftemangel in den nächsten Jahren dramatisch verschärfen,“ bewirbt der OB seine Idee. Eine Konkurrenz zur entsprechenden Fakultät in Neubrandenburg sieht er nicht, weil die Schweriner bisher eher in Richtung Westen gingen, wenn sie Soziale Arbeit studieren wollten. Auch Kunststofftechnik oder den zunehmend akademisierten Pflegebereich sieht er als sinnvolle mögliche Fachgebiete.
Auf der Wirtschaftskonferenz der IHK wurden drei weitere Ideen erörtert. Ein technologisches Entwicklungszentrum, angesiedelt am TGZ, das auch als Push für den IT-Standort wirken könnte. Ein weiterer Vorschlag ist eine „grüne“ Landesakademie für Nachhaltigkeitsforschung mit viel Zukunftspotential. Schließlich eine Akademie für Wirtschaft, Sport und Gesundheit, die an die ehemalige Außenstelle der Deutschen Hochschule für Körperkultur Leipzig anknüpfen könnte. Für Dorothee Wetzig geht es zunächst  darum, neue Angebote „als Keimzellen“ zu schaffen, „an die wir später Größeres andocken“. 

maxpress/fm