Syrischer Reporter bei TV:Schwerin
Mohammad Al-Bayoush will wieder in seinem Beruf arbeiten
Schwerin • Er hatte einen beschwer- lichen Weg hinter sich. Ein überladenes Schlauchboot brachte ihn von türkischer Küste nach Griechenland. Dort ging es immer weiter – bis Mohammad Al-Bayoush schließlich in Schwerin landete. Eine Profi-Kamera war sein einziges Hab und Gut.
In seinem Heimatland hat Mohammad Al-Bayoush lange als Kriegsreporter gearbeitet. Unter dem Decknamen Omran Murad war er der Mann für alles: Text, Bild, Schnitt, Vertonung.
Zunächst wurde er als sogenannter „Bürgerjournalist” ausgebildet. Damals war es ein Crashkurs für Freiwillige, die über den Krieg in Syrien unabhängig berichten wollten. Auf eigene Faust unternahm Mohammad des Öfteren Reisen zu den gefährlichsten Orten des Landes – vorrangig nach Nordsyrien. Seine Fotos schafften es bis auf die Titelseiten der größten Tageszeitungen in den Vereinigten Staaten.
Auch sein Bruder Faris ging einen ähnlichen Weg. Doch leider ereilte ihn ein anderes Schicksal. Er riskierte sein Leben für die Wahrheit und musste seine Bilder schließlich mit dem eigenem Leben bezahlen. Auf offener Straße wurde Faris erschossen – höchstwahrscheinlich von islamischen Dschihadisten. Mohammad vermutet, dass es aber auch Anhänger von Assad gewesen sein könnten, die Faris töteten. Nach der Ermordung seines Bruders entschied sich Mohammad Al-Bayoush für die Flucht. Mit der Hilfe von „Reporter ohne Grenzen“ kam er schließlich nach Deutschland. Im deutschen Fernsehen wurde sogar ein Beitrag über sein tragisches Schicksal gezeigt.
Eines Tages klopfte Mohammad an die Tür von TV:Schwerin. Noch am selben Tag konnte der syrische Kollege beim Regionalfernsehen ein circa viereinhalbmonatiges Praktikum beginnen. Bis jetzt läuft es mit der Sprache noch etwas holprig. Deshalb unterstützt Mohammad Al-Bayoush das Team von TV:Schwerin zunächst als Kameramann und Cutter. Sein Umgang mit der Technik ist sehr sicher und professionell. Allen Kollegen tritt er aufgeschlossen, direkt und sehr freundlich gegenüber. „Sein Vorteil ist, dass er wirklich interkulturelle und internationale Erfahrungen hat. Er ist ein absoluter Vollprofi auf seinem Gebiet, ist sehr kompetent und hat auf jeden Fall eine Perspektive”, so Alexander Kamenezki, Redaktionsleiter von TV:Schwerin. Dass er zudem äußerst zielstrebig ist, hat Mohammad schon mehrmals unter Beweis gestellt. So macht der syrische Reporter im Moment zum Beispiel eine journalistische Weiterbildung in Berlin. Er will in seinem Beruf bleiben und das wird er ohne jeden Zweifel schaffen.