Suchtgefahr oft unterschätzt

Jeder Patient braucht ganz individuelle Hilfestellungen zur Bewältigung seiner Krise

Wenn Dominique Maibaum morgens die Helios Kliniken aufsucht, lässt sie den von der Straße sichtbaren Neubau hinter sich. Ihr Arbeitsplatz befindet sich im historischen Gebäudekomplex der Carl-Friedrich-Fleming-Klinik
Dominique Maibaum zeigt auf, wie die Suchthilfe strukturiert ist, Foto: Helios/mu

Schwerin • Wenn Dominique Maibaum morgens die Helios Kliniken aufsucht, lässt sie den von der Straße sichtbaren Neubau hinter sich. Ihr Arbeitsplatz befindet sich im historischen Gebäudekomplex der Carl-Friedrich-Fleming-Klinik (CFFK), die schon Anfang des 19. Jahrhunderts entstand. Hier arbeitet die 37-Jährige als Sozialpädagogin in der Suchtklinik.

Bereits während des Studiums hat sie als Praktikantin geholfen, die Tagesklinik der Fachabteilung aufzubauen. Die Chemie stimmte und so ist Dominique Maibaum nun seit zwölf Jahren fester Bestandteil des Teams. In der Klinik gibt es Stationen für unterschiedliche Suchtbilder: die Abhängigkeit von Drogen, Alkohol, Medikamenten, Glücksspiel und auch Mediensucht.

Akzeptanz von Alkohol ist problematisch

„Jeder Patient braucht ganz individuelle Hilfestellungen, da die persönliche Lebens- situation, das familiäre Umfeld und auch die anschließende Perspektive unterschiedlich sind“, erklärt Dominique Maibaum. Im Schnitt ist sie für 46 Patienten aus den Bereichen Alkohol- oder Medikamentensucht da. „Alkohol erfährt als legale Droge eine hohe gesellschaftliche Akzeptanz und ist fester kultureller Bestandteil. Das birgt die Gefahr, dass der Missbrauch spät erkannt oder unterschätzt wird“, so die Expertin. Für jeden einzelnen ihrer Patienten klärt sie, welche Hilfen neben der medizinischen noch gebraucht werden. Hat der Patient einen Wohnsitz und eine Arbeit? Ist er versichert? Wer kommt für seine Behandlung auf? Benötigt er eine Anschlussbehandlung wie etwa eine Reha? All das zu recherchieren, bedeutet einen großen organisatorischen Aufwand. Das ist die eine Seite des Jobs. Die andere Seite sind Gespräche mit den Patienten, die Durchführung von Gruppentherapien, und der Austausch im Team, um die besten Optionen auszuloten.

Aggressive Patienten gehören zum Job

„Natürlich ist man in diesem Beruf oft auch mit schweren Lebenswegen konfrontiert“, so Dominique Maibaum, die als betriebliche Suchtkrankenhelferin auch für die Mitarbeiter als Ansprechpartnerin fungiert. „Manche Patienten sind aggressiv, andere kommen seit Jahren immer wieder. Aber das gehört dazu und wir werden ausgebildet, um damit umgehen zu können. Dabei hilft der Zusammenhalt im Team. Niedrige Hierarchien und ein Miteinander auf Augenhöhe machen für mich die gemeinsame Arbeit aus.“ Wer sich über das Thema Sucht weiter informieren möchte, kann sich auf den Internetseiten der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung informieren oder die Beratungsangebote der Suchtklinik in Anspruch nehmen.

mu