„Stiere müssen wieder punkten“

Interview mit Geschäftsführer Patrick Bischoff und seinem Vorgänger Axel Schulz

Interview mit Geschäftsführer Patrick Bischoff und seinem Vorgänger Axel Schulz
Patrick Bischoff, Mecklenburger Stiere, Fotos: maxpress

Schwerin • Die hochgesteckten Ziele der Handballer haben die Mecklenburger Stiere in dieser Spielzeit nicht erreicht. Außerdem hat es die laufende Saison in sich: Wegen sportlicher Erfolglosigkeit wurde der Trainer gefeuert, der Verein als Gesellschafter der Spielbetriebs-GmbH kämpfte mit finanziellen Sorgen – und dann folgte noch der Geschäftsführerwechsel. Wo geht die Reise hin? Der Chefredakteur der hauspost sprach mit dem neuen Geschäftsführer Patrick Bischoff und dessen Vorgänger Axel Schulz.

hauspost: Herr Bischoff, sie sind der neue Mann im Leistungshandball und sollen es nun richten. Ist die Aufgabe, den Schweriner Handball wieder in die 2. Bundesliga zu führen, kurzfristig zu lösen?
Patrick Bischoff: Nein, kurzfristig wird das nichts werden. Aber der Aufstieg in die 2.Bundeslige bleibt das mittelfristige Ziel und wird somit auch in der kommenden Saison Bestandteil unserer Planungen sein. Wir visieren natürlich den maximal möglichen sportlichen Erfolg an. Wir brauchen jetzt Zeit, um das Konzept anzupassen. Mit Unterstützung von Axel Schulz arbeite ich mich derzeit in die Abläufe ein und dann machen wir Nägel mit Köpfen.

hauspost: Herr Schulz, was ist in den vergangenen Monaten schief gelaufen?
Axel Schulz: Die sportlichen Erwartungen, die wir an unseren Trainer und die Mannschaft gestellt haben, wurden nicht erfüllt. Da mussten wir reagieren. Wirtschaftlich stehen wir in der Spielbetriebs-GmbH solide da. Hier haben wir unsere Hausaufgaben gemacht und mit treuen Sponsoren und Partnern nach der Insolvenz wieder ein gutes Fundament geschaffen. Darauf kann man aufbauen. Es ist aber nicht gelungen, eine starke Entscheidungsstruktur aufzubauen. Das soll sich nun ändern.

hauspost: Mit Hochdruck arbeiten Gremien wie das Vereinspräsidium, der Wirtschaftsbeirat, die Stiere 100 oder der Nachwuchsförderverein an dieser neuen Struktur. Wer hat jetzt das Zepter in der Hand?
Patrick Bischoff: Der Wirtschaftsbeirat als Beratungsgremium der Spielbetriebs-GmbH hat vom Vereinspräsidium als Gesellschafter  das Mandat bekommen, die Voraussetzungen für eine professionelle Entscheidungsstruktur im Schweriner Handball zu schaffen. Gemeinsam mit Experten aus der Wirtschaft und dem Sport erarbeiten wir die dazu notwendigen Unterlagen. Wir sind in enger Abstimmung mit Sportfreunden aus Flensburg, die ihre Erfahrungen einbringen. Schließlich soll es aber zu uns in Schwerin passen, mit allem Drum und Dran.
Die Stiere müssen in allen Bereichen wieder punkten. Attraktiver Handball, Nachwuchsförderung, Sponsorenkonzept und Fanarbeit stehen unbedingt im Einklang. Bis zum 30. Juni 2020, zum Ende der Saison also, werden alle notwendigen Schritte vollzogen werden. Das ist der Plan, der auch unbedingt umgesetzt werden muss.

hauspost: Dirk Schimmler und Stephan Riediger sind zum zweiten Mal als Interimstrainer eingesprungen und machen wieder gute Arbeit. Die Mannschaft und auch einzelne Spieler entwickeln sich unter ihrer Führung. Was passiert auf der Trainerbank zur neuen Saison?
Axel Schulz: Nach der Trainerentlassung hat das Interimsteam die Mannschaft wieder stabilisiert und wichtige Punkte gesichert. Dirk und Stephan leisten gute Arbeit. Beide machen das ehrenamtlich, was auf Dauer nicht zumutbar ist. Daher beschäftigen wir uns intensiv seit einigen Monaten mit der Trainerfrage. Die bereits getroffenen personellen Entscheidungen des Gesellschafters werden sondiert und umgesetzt.

hauspost: Ein alter Bekannter, Norbert Henke, ist im Gespräch, aber auch der Name Robert Licu ist bereits gefallen. Worauf können sich die Handballfans einstellen?
Patrick Bischoff: Im April werden wir eine Entscheidung bekannt geben, wenn die Gespräche abgeschlossen und Vereinbarungen getroffen sind. Wir müssen hier alle Belange für die kommende Saison betrachten. Der Trainer muss zur aktuellen Situation passen.

hauspost: Was wollen Sie den Fans für die kommende Saison mitgeben?
Patrick Bischoff: Zunächst einmal setzen wir weiter auf unsere treuen Fans, auch wenn das letzte Heimspiel am 18. April  auf Grund der Aussetzung der Liga nicht mehr stattfinden kann. Über aktuelle Entwicklungen werden wir auf unserer Homepage und Social-Media-Kanälen berichten.
Für die kommende Saison wollen wir die Heimspiele noch intensiver zu Highlights in der Eventszene machen. Schwerin ist eine Handballstadt und das soll gelebt werden dürfen. Das betrifft den Sport auf der Platte, aber auch die ganze Atmosphäre in der Halle. Ich möchte, dass die Leute sich ärgern, wenn sie zum Heimspiel nicht in der Halle waren.

hauspost: Herr Schulz, wo werden wir Sie in der nächsten Handball-Saison finden?
Axel Schulz: Mein Herz schlägt für den Schweriner Handball. Daran hat sich nichts geändert. Ich lasse die Leute hier auch nicht im Stich. In den vergangenen Jahren haben wir hier im Schulterschluss mit vielen tollen Menschen soviel erreicht!
Diese ehrliche und konstruktive Zusammenarbeit werde ich vermissen. Auch wenn ich mich beruflich neu orientiere, bleibe ich dem Handball immer verbunden. Ich werde mich ehrenamtlich einbringen und auch bei den Spielen in der Sport- und Kongresshalle dabei sein...
Patrick Bischoff: ... Axel Schulz steht wie kaum ein anderer für den Handball in Schwerin. Zur neuen Saison wird er Markenbotschafter der Mecklenburger Stiere. Er wird auch Ansprechpartner seitens der Spielbetriebs-GmbH für Sponsoren und Partner bleiben. Darüber habe ich mich bereits nach unserem ersten Gespräch freuen dürfen.

hauspost: Vielen Dank für das Gespräch.


Patrick Bischoff (46, u.l.) hat eine handwerkliche Ausbildung und viele Jahre  Erfahrungen im kaufmännischen und oberen Management in der Dienstleistungsbranche. Der „Schweriner Jung“ war schon in seiner Jugendzeit begeisterter Handballfan und dem Verein verbunden. Sein Credo für die Zukunft und die neue Aufgabe ist: „Das ist hier keine One-Man-Show. Nur im Team werden wir erfolgreich sein.“

Axel Schulz (56, u.r.) übernahm Mitte 2017 die Geschäftsführung der neu gegründeten Spielbetriebs-GmbH. Aus privaten Gründen zieht er sich zurück. Er gehört zu den erfolgreichsten Handballspielern in der Historie der Stadt. Schulz spielte von 1986 bis 1998 als Rechtsaußen in der DDR-Oberliga, in der 1. und 2. Bundesliga sowie in der Nationalmannschaft.


Workshop zur Zukunft der Mecklenburger Stiere
Der Wirtschaftsbeirat der Spielbetriebs GmbH Mecklenburger Stiere Schwerin hat das Mandat angenommen, die strukturellen Voraussetzungen für den erfolgreichen Leistungshandball in Schwerin zu schaffen. „Wir wollen ein Kommunikationskonzept entwickeln, um die geplanten Maßnahmen zu flankieren und die richtigen Weichen zu stellen“, sagt Stiere-Geschäftsführer Patrick Bischoff. „Aus diesem Grund laden wir Fans, Sponsoren, Partner und Mandatsträger zu einem Workshop am 6. April 2020, 17 Uhr ein.“ Ziel ist es, Argumente, Ideen, Vorschläge und Maßnahmen nachhaltig zu diskutieren und anschließend in einem Kommunikationskonzept zusammen zu fassen. Maximal 20 Workshop-Plätze werden vergeben. Wer mitdiskutieren will, kann sich per E-Mail bewerben. Unter hh@mecklenburger-stiere.de wird jede Bewerbung für den Workshop angenommen. Unter den Einsendern werden 20 Teilnehmer gezogen und kurzfristig informiert. „Ich freue mich auf eine interessante Veranstaltung und die daraus resultierenden Ergebnisse“, so Patrick Bischoff.

Holger Herrmann