Stadtgesicht: Viel Liebe fürs Detail
Tischlermeister Matthias Fuchs lebt seinen Beruf
Warnitz/Hansholz • „Wo sich Hase und Fuchs ,Gute Nacht‘ sagen” – wo genau ist das eigentlich? Zumindest eine ungefähre Ahnung davon bekommt der, der in Warnitz Richtung Moorbrink abbiegt. Dort erwartet einen absolute Idylle. Oder ist es Einöde? Im Schleudergang geht es über eine holprige Landstraße – Wald, Feld, Wald, Feld. Hat das Gefährt diese Tortur überstanden, zeigt sich das Ortsschild von Hansholz. Hier lebt Tischlermeister Matthias Fuchs.
In seiner Werkstatt riecht es nach Holz, überall liegen Späne. Am und im Haus hat er fast alles alleine gemacht – angefangen von den Böden, für die er auch alte Materialien aus dem Schweriner Schloss verwendete, über Möbelstücke bis zum Dach. „Ich versuche immer, historische Sachen in meine Arbeiten mit reinzubringen oder ihnen neues Leben einzu-
hauchen. Man muss die Arbeit seiner Vorgänger einfach auch schätzen“, sagt Matthias Fuchs.
Das gilt auch für Aufträge, die er jede Woche zu erledigen hat. Matthias Fuchs hat Freude an Details. Und hier kann er so richtig kreativ werden, auf seinem ruhigen Gehöft mitten im Grünen. Dabei lebt der 53-Jährige alles andere als zurückgezogen, ist weder schüchtern noch verschlossen. Das Gegenteil ist der Fall. Matthias Fuchs liebt Herausforderungen und Abwechslung – auf der Arbeit wie auch privat.
Mit 16 Jahren beginnt der Ur-Schweriner zunächst die klassische Tischlerlehre bei der Denkmalpflege. „Damals war es nicht so ganz leicht, einen Ausbildungsplatz zu bekommen und deshalb habe ich mich schon in den Ferien immer für Tätigkeiten in den Außenanlagen angeboten und mitgeholfen. Bei der Bewerbung war ich dann schon kein Unbekannter mehr“, erinnert er sich. Viele Jahre arbeitete er in verschiedenen Betrieben – hauptsächlich im Bereich Möbelrestaurierung. Das Geschäft lief gut. Heute sei es schwieriger geworden, denn nur noch wenige Leute wüssten den Wert solch alter Stücke zu schätzen.
Nach der Wende absolvierte er seine Meister-Ausbildung – doch sollte das alles gewesen sein? „Ich musste damals einfach mal raus und auch mal etwas anderes sehen, als immer nur Schwerin.“ Gesagt, getan und für drei Monate ging es nach Australien. Auch knapp zehn Jahre später ging er noch einmal diesen Schritt – wieder nach Australien, diesmal für sechs Monate, diesmal mit Freundin.
Das Freiheitsgefühl, das er damals verspürte, und die Möglichkeit, der Natur ganz nah zu sein, ließen ihn nicht mehr los. Zurück in der Heimat fand er all dies schließlich auch in der Selbstständigkeit und mit dem Grundstück in Hansholz. „Ich brauche das, auch mal durchatmen zu können und nicht so eingeengt im Büro zu arbeiten“, so der Vater zweier Kinder.
Trotzdem ist auch jetzt noch manchmal einfach Rauskommen angesagt. Im vergangenen Jahr etwa zog es Matthias Fuchs vier Wochen und 730 Kilometer vom Genfer See aus über die Französischen Alpen. „Eine unglaubliche Erfahrung”, wie er sagt – das Gepäck aufs Minimum beschränkt, der freie Blick, Nächte im Zelt, alleine, „man kommt sich so klein vor.” Auch für andere Menschen wünscht sich Matthias Fuchs, sie würden naturverbundener sein. „Wenn ich sehe, was jetzt in Australien los ist, ist das sehr traurig. Vielen fehlt einfach noch der Nachhaltigkeits-Gedanke – auch hier in Schwerin. Das beginnt schon beim Autofahren.“ Er selbst nämlich bevorzugt das Fahrrad. Zum Einkaufen oder zur Bibliothek, bei Wind und Wetter schwingt sich Matthias Fuchs aufs Fahrrad – über die holprige Landstraße. Ausnahmen bilden berufliche Erledigungen. Und geht es in den Wald, schmeißt er dann auch mal seinen alten Framo an. „Den habe ich von einem Freund bekommen und wieder in Schuss gebracht.” Holzholen mit Stil also.
maxpress/ml