Stadtgesicht: Ein Himmel voller Geigen

Carola Reinhold setzt musikalische Akzente in ihrer Heimtstadt

Carola Reinhold setzt musikalische Akzente in ihrer Heimtstadt
Fotos: maxpress/ba

Pingelshagen • Das Glück, wenn der Himmel sprichwörtlich voller Geigen hängt, ist am Stadtrand von Schwerin zu Hause. Genauer gesagt, in Pingelshagen. Hier wohnt Carola Reinhold seit vielen Jahren. Auch, wenn die Schwerinerin seit ihrem 13. Lebensjahr die Bratsche und damit die größere Schwester der Violine spielt, wird im Hause Reinhold ordentlich gegeigt.

Und das hängt nicht nur mit der Passion der 51-Jährigen zusammen. Ihr Mann Volker wurde bereits 1989 als Konzertmeister an die Mecklenburgische Staatskapelle Schwerin verpflichtet, wo er vielfältige solistische Aufgaben wahrnimmt und sich intensiv der Kammermusik widmet. „Und natürlich spielt er Geige“, sagt Carola Reinhold lachend. Während sie – dem Wunsch der Eltern folgend – im Alter von sechs Jahren begann, am Schweriner Konservatorium das Spiel auf diesem Instrument zu erlernen, hegten die heute längst erwachsenen Söhne diesen Wunsch selbst. Beide studieren Musik und spielen Geige. So kann es schon mal eine Hausmusik bei den Reinholds geben. „Das passiert aber nur zu runden Geburtstagen oder in Ausnahmefällen zu Weihnachten.“ Denn der Terminkalender von Carola Reinhold ist ziemlich voll. Sie widmet sich mit Hingabe und großem zeitlichen Engagement ihren beiden großen Hobbys: dem Bratschenspiel und dem Singen. Doch der Reihe nach.
Das intensive Üben machte Carola Reinhold in Kindertagen zu einer guten Geigerin. „Die Ansprüche an der Musikschule waren sehr hoch. Mir wurde klar, dass ich nie zu jenen gehören würde, die alle Chancen bekommen sollten. So wechselte ich mit 13 Jahren auf die Bratsche. Der Spaß ging nie verloren. Die Leidenschaft wuchs.“ Und die hätte die ebenfalls begnadete Sängerin in einer Spezialklasse für Musik am damaligen Goethe-Gymnasium pflegen können. „Da war aber auch der Wunsch, die französische Sprache zu erlernen. Warum, das weiß ich nicht so genau. Schließlich gab es damals ja gar keine Hoffnung darauf, die Kenntnisse bestenfalls vor Ort anwenden zu können...“ Dennoch stieg sie in die Sprachklasse ein. Ein Glück, wie sich später herausstellen sollte: Regelmäßig führen Urlaube die Musikerfamilie nach Frankreich – seitdem das Reisen möglich ist. Ein weiterer Wunsch erfüllte sich nicht: Das Studium der Musikwissenschaften blieb der Schwerinerin verwehrt, weil ihre Kenntnisse im Fach Klavier als zu gering befunden wurden. So studierte sie im Lehramt Musik und Germanistik, absolvierte erfolgreich ein Referendariat und begann sogar ein Forschungsstudium der Musikwissenschaften. „Lehrerin zu sein, entsprach jedoch nicht meiner Berufung. Nach der Geburt unserer Kinder blieb ich zunächst zu Hause, suchte aber den Anschluss an ein Orchester. Mit dem Collegium Musicum fand sich Anfang der 90er-Jahre ein Verein, in dem eine Bratsche willkommen war. Mit Freundinnen begann ich außerdem, als Quartett zu musizieren. Das macht so viel Spaß.“ Aus dem Studium brachte Carola Reinhold ein weiteres Talent mit: ihre Stimme. Die ist seit vielen Jahren in der Schweriner Singakademie zu hören, deren Vorsitzende die Sopranistin seit fünf Jahren ist. Neben dem Engagement in Musikproduktionen auf der großen Bühne des Mecklenburgischen Staatstheaters und bei den Schlossfestspielen füllt die Probenarbeit und auch das Organisatorische – wie die Vorbereitung der Norwegenreise der 100 Sängerinnen und Sänger zu Himmelfahrt – sie ziemlich aus. Das Leben der Hobbymusikerin lässt aber noch Raum, um mit Hingabe den Garten zu gestalten und das Steckenpferd ihres Mannes, das Einspielen virtuoser Violin-Literatur, zu unterstützen.

maxpress/Barbara Arndt