Sommerspaß ohne Promillerausch

AOK Nordost und die salus kliniken bieten ein kostenloses Online-Selbsthilfeprogramm bei Alkoholsucht

Schwerin • An lauen Sommerabenden gehört bei vielen Menschen der „Sundowner“ einfach dazu – beim Grillen im Park oder gemütlich im Garten oder auf der Terrasse. Doch zu viel Alkohol schadet der Gesundheit. Was beim kühlen Feierabendbier schnell vergessen wird: Etwa 2,5 Millionen Menschen in Deutschland sind alkoholkrank. Bis zu fünf Prozent der Erwachsenen in westlichen Ländern erkranken im Laufe ihres Lebens an Alkoholismus. Die hauspost sprach mit Prof. ­Johannes Lindenmeyer von der salus ­klinik Lindow über die Gefahren und was dabei hilft, den Konsum zu reduzieren.

hauspost: Prof. Lindenmeyer, ein Drittel der akuten Psychiatrieaufnahmen sind auf Alkoholismus zurückzuführen und der volkswirtschaftliche Schaden durch Produktionsausfall, Frühberentung und Behandlungskosten wird auf mehr als 30 Milliarden Euro im Jahr geschätzt. Was macht Alkohol so gefährlich?
Prof. Johannes Lindenmeyer: In geringen Mengen getrunken, wäre Alkohol kein großes Problem. Leider leben wir in einer gestörten Trinkkultur: Alkohol ist einerseits leicht zugänglich und vergleichsweise billig, also trinkt ihn die Mehrheit der Bevölkerung regelmäßig. Andererseits existieren keine klaren kulturellen Regeln, wie man mit Alkohol vernünftig umgeht. Das heißt: Selbst gefährliche Umgangsformen werden vom Betroffenen und seinem Umfeld als harmlos eingeschätzt. Dadurch werden die Betroffenen erst bei schweren körperlichen oder sozialen Schäden nachdenklich. Eine selbstständige Rückkehr zu risikoarmem Konsum ist aufgrund der Abhängigkeit dann oft schwierig.
 
hauspost: Ab wann können körperliche Schäden durch Alkohol entstehen?
Prof. Johannes Lindenmeyer: Einen vollkommen harmlosen Alkoholkonsum gibt es leider nicht. Aber wer auf der sicheren Seite sein will, sollte höchsten an fünf Tagen in der Woche trinken und dann als Frau höchstens ein Glas, als Mann sind zwei Gläser möglich. Die Größe des Glases ist bei Wein oder Sekt klar, bei Bier handelt es sich um ein kleines Bier (0,33 Liter), bei harten Alkoholika um einen einfachen Schnaps. Seltener und dafür mehr zu trinken funktioniert nicht – Häufigkeit und Alkoholmenge müssen beachtet werden. Schätzungen zufolge weisen 14,2 Prozent der erwachsenen Bevölkerung einen riskanten Alkoholkonsum auf. Die körperlichen Folgen können dann unter anderem Krebs, Lebererkrankungen, Bauchspeicheldrüsenentzündung und Bluthochdruck sein. Die gute Nachricht: Fast alle Risiken und Schäden gehen wieder zurück, wenn die Betroffenen ihren Alkoholkonsum reduzieren oder ganz aufhören.

hauspost: Welche Hilfsangebote gibt es für Betroffene?
Prof. Johannes Lindenmeyer: Erfahrungsgemäß fällt es Betroffenen sehr schwer, sich Hilfe zu holen. Darum bin ich sehr froh, dass es seit 2016 ein kostenfreies und anonymes Online-Portal „Selbsthilfe Alkohol“ gibt, das die AOK Nordost gemeinsam mit den salus kliniken betreibt. Hier kann jeder innerhalb von zwei Minuten durch einen kurzen Selbsttest herausfinden, ob hinsichtlich des eigenen Alkoholkonsums Änderungsbedarf besteht. Mithilfe des Online-Selbsthilfeprogramms können Betroffene dann ihren Alkoholkonsum gezielt reduzieren oder ganz aufgeben. Sie machen hierzu täglich Angaben zu Alkoholverlangen beziehungsweise zum tatsächlichen Alkoholkonsum. Sie treffen Vereinbarungen mit sich selbst und bereiten sich auf Risikosituationen und eventuelle Rückfälle vor. Ein professioneller Berater der salus kliniken steht zur Unterstützung per E-Mail bereit. Außerdem bietet ein abgeschirmtes Forum den Programmteilnehmenden die Möglichkeit, sich miteinander anonym auszutauschen und gegenseitig zu unterstützen.

Weitere Informationen zum Thema gibt es auf der Internetseite www.aok.de/nordost/selbsthilfealkohol.