So können Frauen private Pflege und Beruf vereinbaren

Ihr pflegebedürftiger Sohn und ihr Beruf als Verkäuferin – zwischen diesen beiden Polen lebte Paula B. lange Jahre. Der Spagat verlangte der Schwerinerin alles ab. Immer wieder wollte sie etwas anders machen, hatte aber nur wenig Kraft dafür. Das änderte sich, als sie das Institut für Modelle beruflicher und sozialer Entwicklung betrat. Heute sagt sie: „Sie gaben mir dort immer das Gefühl, dass ich es schaffen kann.“ Und das hat sie!

„Bei uns stehen die pflegenden Angehörigen im Mittelpunkt“, sagt Nicole Leibinger. In der Heinrich-Mann-Straße 9 berät und betreut die Diplompflegewirtin seit drei Jahren Frauen dabei, wie sie über einen kurzen oder langen Zeitraum die private Pflege eines Angehörigen und ihren Beruf miteinander vereinbaren können. „Und zwar, ohne dass sie sich dabei ständig überfordert fühlen“, erklärt die Case-Managerin.
Ihre Klientinnen sind Frauen wie Paula B. Als die Mutter eines behinderten Kindes das erste Mal das Büro von Nicole Leibinger betrat, arbeitete sie noch im Schichtdienst. Doch umso älter ihr Junge wurde, desto schlechter bekam Paula B. alles unter einen Hut. Ständig pendelte sie zwischen Job und Familie. Zeitdruck und Müdigkeit waren ihre ständigen Begleiter. Sie wollte raus aus der Tretmühle, und vor allem rein in einen anderen Beruf mit günstigeren Arbeitszeiten. „Als wir ihre Situation analysierten, wurde sehr schnell klar, dass Paula B. Hilfe zustand, die sie bislang nicht abgerufen hatte“, erzählt die Beraterin. Kurze Zeit später erhielt ihr Sohn den Pflegegrad II und seine Mutter damit unter anderem finanzielle Entlastung sowie die Möglichkeit, einen Freund der Familie stundenweise als Betreuer zu beschäftigen. „Viele pflegende Frauen wissen gar nicht, dass sie Hilfen wie Verhinderungspflege und Entlastungsleistungen abrufen können“, erklärt Nicole Leibinger. Für Paula B. erleichterte sich nicht nur der Familienalltag, sie orientierte sich mit Hilfe ihrer Beraterin auch beruflich neu. „Ich fand eine Stelle bei den Dreescher Werkstätten, die Paula B. wie auf den Leib geschneidert war“, so die Pflegewirtin. Hier kann die Mutter nicht nur ihre Erfahrungen mit ihrem behinderten Sohn einbringen, sondern arbeitet zu geregelten Zeiten. Und sie hat jetzt vor allem eines: Genug Kraft und Zeit für ihren Sohn und ihren Mann.