Schweriner Flippermuseum: Kunstobjekte zum Spielen

Zeitreise durch die Pinballgeschichte

Weststadt • Früher waren sie aus Kneipen nicht wegzudenken, heute sind sie nur noch selten gesehen: Flipperautomaten sind die Urväter heutiger Spielekonsolen. Doch die starren Kästen auf ihre blinkenden Lämpchen und lärmenden Fanfaren zu reduzieren wäre mehr als oberflächlich, meint Arne Hennes. Er hat das Flippermuseum in Schwerin mitgegründet und ist sich sicher: „Flipper sind vielschichtige Kunstwerke.“

Jedes Gerät habe neben der mechanischen und elektronischen Ebene „ein einzigartiges Design, das gesellschaftliche Strömungen und technische Entwicklungen der jeweiligen Dekaden widerspiegelt.“ Seit über zehn Jahren betreiben Arne Hennes und seine Vereinsmitgliedern das Flippermuseum in der Weststadt. Auf 400 Quadratmetern verteilen sich an die 90 Flipper. Fast alle sind funktionsfähig und können bespielt werden. Sie sind thematisch nach Epochen unterteilt, beginnend mit den 30er-Jahren. Damals bedeutete Flippern noch, eine Stahlkugel per Zufallsprinzip zwischen Reihen von Nägeln nach unten rollen zu lassen. 1947 brachte die Firma Gottlieb mit „Humpty Dumpty“ den ersten Automaten mit Flipperfingern heraus. Mit deren Hilfe konnte der Ball in eine bestimmte Richtung gelenkt werden, und der Spieler war plötzlich aktiv am Geschehen beteiligt. Eine Revolution! Die weltweite Flipperfangemeinde wuchs stetig, und mit ihr Marken und Modelle. „Ende der 70er-Jahre setzte die Flipperindustrie in den USA mehr Geld um als die Filmbrache“, sagt Arne Hennes. Zudem wurden die Automaten komplexer, Platinen und Transistoren ersetzten elektromechanische Relais und Zahnräder.
Schon immer aber waren Flipper auch gesellschaftliche Kritik. Beispiel Emanzipation: Im Museum finden sich Flipper aus den frühen 60ern, Tanzveranstaltungen mit züchtig bekleideten Frauen sind darauf zu sehen. Modelle der späten 60er hingegen zeigen wilde Amazonen in knappen Bikinis. Arne Hennes: „Jedes Gerät erzählt eine Geschichte und lässt den Spieler in eine Rolle schlüpfen.“ Er ist stolz, zusammen mit seinem Verein den Flipper als Teil der Retro-Kultur hochzuhalten. Dabei stemmen sie jegliche Investitionen aus eigener Tasche. Noch in diesem Jahr steht der Umzug innerhalb Schwerins an.
Das Flippermuseum ist an Wochenenden für Besucher geöffnet und kann für Partys und Geburtstage gebucht werden.


Beeindruckende Flippersammlung
Das Flippermuseum in der Friesenstraße 29 hält für Besucher ein breites Spektrum an historischen und aktuellen Automaten bereit. Dabei ist auch „Hercules“ von Atari aus dem Jahr 1979. Mit 2,36 Metern Länge und 2,11 Meter Höhe ist er der größte jemals in Serie gebaute Flipperautomat, Erwachsene wirken daneben, als seien sie auf Kindergröße geschrumpft. Der Spielball ist eine Billardkugel, und die Flipperfinger sind gegenüber klassischen Geräten dreimal so groß. Doch Hercules wurde nicht etwa für Basketballer konstruiert, sondern diente als Blickfang vor den früher so beliebten wie verbreiteten Spielhöllen. Schon von weitem war das Monster gut zu erkennen und sollte Interessierte dazu animieren, im Inneren der Halle ihr Geld in die Automaten zu werfen. Infos: flippermusem-schwerin.de.