Schwache Knochen richtig stützen

Komplizierte Brüche im Alter

Schwerin • Ein künstliches Gelenk – eine sogenannte Prothese – kommt bei Gelenkbeschwerden erst dann zum Einsatz, wenn alle anderen Methoden keine Linderung gebracht haben. Sie werden während der Operation entweder durch  Einpressen (zementfrei) oder mittels Knochenzement (zementiert) fixiert und sind in der Regel sehr lange haltbar. Probleme mit den neuen Gelenken ergeben sich meistens durch das vorhandene Knochenmaterial und nicht durch die
Prothese.

Denn Knochen ist im Gegensatz zu Titan oder Spezialstahl ein biologisches Material, das lebt und im Laufe der Jahre Veränderungen unterliegt. So kann sich auch ein optimal implantiertes künstliches Hüft-, Knie- oder Schultergelenk nach vielen  Jahren lockern. Die sogenannte „Standzeit“ der Prothese, also wie lange sie fest verankert ist und gut funktioniert, beträgt heute etwa 15-20 Jahre. Je länger Patienten mit einem Kunstgelenk ihre gewohnte Aktivität schmerzfrei aufrechterhalten können, desto höher ist natürlich das Risiko einer Lockerung. Darum erleben die meisten Patienten eine Prothesenlockerung erst in hohem Alter. Sehr hochbetagte Patienten haben aber wiederum den biomechanisch schwächsten Knochen. Bei einem Sturz kann dies zum Knochenbruch an oder in der Nähe der Prothese führen.
Der Wechsel  eines  gelockerten Kunstgelenkes  ohne Bruch des Knochens kann heute fast immer komplikationslos durchgeführt werden. Dagegen können Prothesenlockerungen mit  komplizierten Knochenbrüchen eine echte Herausforderung sein. Im schlimmsten Falle kann das Knochenbett nicht mehr rekonstruierbar sein. In der Orthopädischen Klinik der
Helios-Kliniken erfolgt in solchen Fällen der Teil- oder Komplettersatz des betroffenen Knochens mitsamt dem Gelenk. Mittels verschiedener Module kann entweder die Hälfte oder der gesamte Oberschenkelknochen ersetzt werden. Das künstliche Hüft,- Knie- oder gar beide Gelenke werden fest mit dem Oberschenkelersatz verbunden. Was im Röntgenbild schon fast roboterartig erscheint, kann bei noch guter Muskelführung hervorragend funktionieren.

Dr. Michael Biedermann

Fotos: Helios