Ruhepol gleich um die Ecke

Am Strand in Godern betreibt Wilfried Thalmann einen Kiosk

Godern • Die Regale gut sortiert, für seine Gäste immer ein offenes Ohr – Wilfried Thalmann kam nach dem Mauerfall nach Mecklenburg, um hier sein Glück zu versuchen. Gefunden hat er ein kleines Refugium und hält seitdem die Kiosk-Kultur hoch.

Wer Entspannung und Erholung sucht, biegt mit dem Auto nach dem Ortseingang gleich rechts ab. Hier, am Goderner Strand, wo der Pinnower See die Landschaft prägt und Ruderboote im Wasser liegen, betreibt ­Wilfried Thalman seit sieben Jahren einen kleinen Kiosk. „Meine Gäste behandle ich wie Könige“, sagt der 64-Jährige. Den Kleinen steckt er oft Fruchtgummi zu, für die Großen gibt es das Typische: Currywurst mit Pommes. ­Wilfried Thalmann war schon vieles: Autovermieter, Immobilienmakler, Kneipenbetreiber. Doch mit dem Kiosk fühlt er sich am wohlsten, auch wenn es um die Finanzen nicht so gut bestellt ist: „Die Sommer werden immer schlechter, und damit sinkt auch mein Umsatz“, sagt er. Wegen Regens habe er im vergangenen Sommer auch keinen Eintritt für den Strand kassiert, den er zusammen mit dem Kiosk gepachtet hat. Jetzt, in der Nebensaison, öffnet er nur noch am Abend, für seine Stammgäste.
Um finanziell unabhängig zu bleiben, arbeitet der gelernte Konditor in den Wintermonaten als Betriebsleiter auf einer Schweizer Berg­hütte in Davos. Dieses Pendeln zwischen seiner Wahlheimat und den Alpen möchte er noch einige Jahre beibehalten. Indes plant die Gemeinde Pinnow die Umgestaltung des Strandes, ein kulturelles Zentrum soll errichtet werden. „Wenn das passiert, werde ich die Pacht abgeben“, sagt Wilfried Thalmann. Wobei er seine Gäste schon vermissen würde, denn die Menschen hier seien einfach toll. Und dann? „Vielleicht heuere ich auf der Aida an und betreue Touristen. Das würde mir Spaß machen, glaube ich.“

nj

Fotos: maxpress