Organspender sind Lebensretter

Mehr als 10.000 Menschen in Deutschland warten auf ein Spenderorgan. Doch nur etwa 3.000 Organe werden jährlich ransplantiert. Viele Patienten bleiben unversorgt.

Schwerin • Viele schwerstkranke Menschen haben ohne ein neues Organ kaum eine Chance, zu überleben oder ihr Leben ist mit vielen Einschränkungen verbunden – jede Woche zur Dialyse und akribisch auf die Ernährung achten zum Beispiel. Täglich sterben etwa drei Menschen, weil sie auf ein Spenderorgan warten. Mit einer Organspende kann diesen Menschen geholfen werden. In den deutschen Transplantationszentren werden Niere, Leber, Herz, Lunge, Bauchspeicheldrüse und Dünndarm transplantiert. In Deutschland gibt es jedoch die sogenannte Entscheidungslösung – das heißt, der potenzielle Spender oder seine Angehörigen müssen eine Entscheidung treffen, ob die Organe freigegeben werden dürfen. Für Angehörige ist dies in Zeiten der Trauer sehr schwer. Am einfachsten ist deshalb ein Spenderausweis, auf dem jeder zu Lebzeiten festhält, was im Falle seines Ablebens geschehen soll. „Da gibt es auch kein richtig oder falsch. Wichtig ist aber, dass man sich überhaupt mit dem Thema auseinandersetzt, für sich eine Entscheidung trifft und diese auch mitteilt – ob schriftlich oder mündlich“, appelliert Dr. Detlef Schumacher, Chefarzt der Klinik für Intensivmedizin bei den Helios Kliniken Schwerin.

Noch immer haben viele Menschen Zweifel am Verfahren der Organ- und Gewebespende. Voraussetzung für eine postmortale Organspende ist die Feststellung des Hirntodes beim potenziellen Spender. „Hirntot heißt, dass alle Funktionen des Gehirns unwiederbringlich erloschen sind. Nur durch künstliche Beatmung wird die Herz-Kreislauf-Funktion noch aufrecht erhalten. Dadurch werden die Organe weiter durchblutet“, erklärt Detlef Schumacher. „Für die Angehörigen ist das oft schwer, zu verstehen.“ Die Diagnose wird von zwei Fachärzten, die nicht an der Transplantation beteiligt sind, unabhängig voneinander durchgeführt. Erst nach der Hirntotdiagnose kommt der Verstorbene als Organspender infrage und ein Gespräch mit den Angehörigen erfolgt. Ein Organspendeausweis kann hier eine schnelle Entscheidung begünstigen.

Fakten

• am 3. Dezember 1967 gelang dem südafrikanischen Chirurg Christian Barnard die erste Herztransplantation 

• im Schnitt werden 3,3 Organe pro verstorbenem Spender entnommen und transplantiert

• je nach Organ dürfen Transport und Transplantation maximal 4 bis 24 Stunden in Anspruch nehmen

• 8.000 Dialysepatienten warten auf eine Niere, nur ein Drittel werden versorgt

• bei der Organvergabe entscheiden Dringlichkeit, Erfolgsaussicht, und in einigen Fällen auch die Wartezeit der Patienten

• Lebendspenden von Organen (Niere oder Leber) sind nur unter Familienangehörigen möglich

• Blut, Blutplasma und Stammzellen können lebend und anonym gespendet werden


Marie-Luisa Lembcke