NVS: Hochspannung garantiert

Der Arbeitsplatz von Oliver Osten und seinem Team liegt zwischen Oberleitungen und 700 Volt

Schwerin • Das Thema E-Mobilität ist in aller Munde. Neu ist es allerdings nicht. Immerhin fand die Geschichte des elektrischen Straßenbahnbetriebs in Schwerin ihren Anfang vor mehr als 110 Jahren. Über einen breiten Bügel auf dem Dach holt sich die Straßenbahn den Strom, der mit 700 Volt durch die Oberleitungen fließt. Bei so viel Spannung in luftigen Höhen verspricht auch die Arbeit von Oliver Osten jede Menge Nervenkitzel. Beim NVS ist er der Meister für Technik, Stromversorgung und Automaten.

Tag für Tag sorgen Oliver Osten und sein Team dafür, dass der Straßenbahnverkehr nicht stillsteht. Sie selbst stehen dabei ganz schön unter Strom. Und wer sie auf der Hebebühne des Zwei-Wege-Fahrzeugs gut fünfeinhalb Meter über dem Boden zwischen all den Fahrdrähten hantieren sieht, könnte leicht auf die fixe Idee kommen, sie seien lebensmüde. Zum Glück ist der Wagen mehrfach isoliert. „Wenn man da oben arbeitet, muss man nicht nur schwindelfrei, sondern ständig auch bei der Sache sein. Man muss immer aufpassen, wo man steht, wie man steht“, sagt Oliver Osten. Insgesamt 50 Kilometer Oberleitung liegen zum Teil wortwörtlich in ihren Händen und fädeln sich geschickt durch die Landeshauptstadt. „Alle halbe Jahre machen wir eine Kontrollfahrt und einmal im Jahr wird das Ganze gewartet. Das heißt, wir messen die Fahrdrahtstärke und bringen diese bei Bedarf gleich wieder in Schuss. Aber wir schauen uns auch die Tragseile, Streckentrenner, Mastschalter und Isolatoren an. Eine gute Woche dauert das schon“, so der 30-jährige Meister.
Und ,watt‘ steht sonst noch so auf dem Plan? „Alles, was eben mit Strom zu tun hat: elf Unterwerke, 40 elektrische Weichen, aber auch die Haltestellenbeleuchtung, die Gebäudetechnik vom Nahverkehr, Parkplätze sowie Fahr- und Parkscheinautomaten“, sagt Betriebselektroniker Thomas Hering.
Übrigens: Um zukünftig den Zugang zum Internet an den Schweriner Haltestellen zu ermöglichen, wollen Stadtwerke und Nahverkehr die Oberleitungen des Schweriner Straßenbahnnetzes nutzen. Derzeit überprüfen sie, wo die Verlegung von Glasfaser an den Oberleitungstragseilen möglich ist.

Text: Marie-Luisa Lembcke