Nicht die Schale zählt, sondern das Glück der Leute
Cheftrainer des SSC im Saisonabschlussinterview
Felix Koslowski, die Finalserie des SSC gegen Stuttgart war eine hochemotionale Angelegenheit. Trotzdem haben Sie jedes Match sofort abgehakt und das nächste ins Visier genommen. Wie schafft man es, große Emotionen so unter Kontrolle zu kriegen?
Wir haben die ganzen Playoffs von Spiel zu Spiel gelebt, den Fokus immer auf das nächste Spiel gelegt und die Energien darauf gelenkt. Das erste Spiel in Stuttgart war wirklich superemotional, aber eine Viertelstunde später waren wir schon wieder voll fokussiert darauf, dass wir nach diesem Traumstart zuhause gewinnen müssen, weil er sonst nichts wert war. Auch an das dritte Spiel sind wir ganz rational rangegangen und haben versucht, die ganzen Emotionen als Push zu nehmen. Dieses positive Feedback, das man von überall bekommt und das eigene gute Gefühl will man ja bis zum Schluss um keinen Preis mehr hergeben. Das hat gut geklappt. Aber natürlich waren wir am Tag nach den Spielen auch echt kaputt. Als dann alles abfiel, konnten wir das richtig genießen.
Sie haben sich auch den Diskussionen um die strittigen Schiedsrichterentscheidungen im ersten Finalspiel entzogen.
Diese Sache war aus unserer Sicht Stuttgarts Weg, mit ihrem Druck umzugehen. Wir haben kurz überlegt, ob wir darauf antworten, aber ich hab dann zu unserem Geschäftsführer gesagt, weißt was, wir gewinnen einfach die nächsten beiden Spiele und fertig. Das ist doch besser, als das medial auszutragen. Ich denke, es wäre am Ende auch respektlos vor unserer Leistung, unseren Titel auf zwei Schiedsrichterentscheidungen zurückzuführen, wenn wir die Serie in drei Spielen in Folge klar gewinnen.
War der Meisterschaftsgewinn in fremder Halle denn genauso schön wie zuhause?
Nein, natürlich nicht. Meister werden natürlich schon, das ist einfach toll und die Siegerehrung superemotional! Es gab auch keine Option, ein Spiel zu verlieren, um dann daheim das vierte Spiel zu haben. Aber wir hatten an dem Abend auch Zeitdruck, den Flieger nach Hause zu kriegen, um die Schale nach Schwerin zurückzubringen, das war also alles ein bisschen gehetzt. Letztes Jahr in der Palmberg Arena mit 2000 eigenen Fans zu feiern, das war natürlich viel, viel schöner, das Allergrößte.
Das große Motto der Saison hieß „Gemeinsam zum Ziel“. Wie wurde das umgesetzt?
Das hat sich als perfekter Slogan für uns herausgestellt. Ich glaube, wir hatten noch nie so eine Geschlossenheit zwischen Mannschaft, Trainern, Geschäftsstelle, Teamleitung, Fans und auch Medien. Vor allem mit dem Fanclub sind wir so eng, denen gebührt echt ein großes Dankeschön, unfassbar, dass wirklich bei jedem Spiel Leute dabei waren. Mittlerweile ist das wie Familie, wie wir das in Schwerin leben. Jeder Sponsor, jede Spielerin, jeder medizinische Betreuer, einfach jeder hat daran mitgearbeitet. Meister sind wir auch geworden, weil wir optimale Bedingungen hatten. In der Finalserie hat einfach alles perfekt gestimmt für uns, nicht nur auf dem Feld. Umso schöner ist es, dass man mit dem Titel was zurückgeben kann. Es geht da gar nicht um die Schale, sondern darum, Leute glücklich und zufrieden zu machen.
Wie kommt man da nun damit zurecht, dass kurz nach der großen Freude auch Abschiede anstehen, dass man auch Leuten sagen muss, die gemeinsame Zeit endet hier?
Das ist echt eine sehr schwierige Situation. Deshalb blenden wir das auch für die Feiern in den Tagen nach dem Titel aus. Aber es gehört eben zum Profisport dazu. Sowohl, dass wir als Verein nicht alle Wünsche erfüllt bekommen und ebenso nicht alle Wünsche von Spielerinnen erfüllen können. Wobei ersteres öfter vorkommt, man sich beim zweiten trotzdem schlechter fühlt. Aber es fällt leichter, wenn man sich nach einer Saison in die Augen schaut und mit einer Goldmedaille nach Hause geht. Den Titel kann dir niemand nehmen, genauso wenig die Erfahrung hier, die Stimmung in der Palmberg Arena, die Aufmerksamkeit der Fans und Medien. Das ist schon etwas Besonderes.