Neustart auf großer Bühne

Schauspieler Martin Neuhaus fühlt sich längst als Schweriner

Schwerin • Halblanges Haar, Vollbart, sportlich gekleidet, ein sympathisches Lachen. So tritt Martin Neuhaus aus dem Bühneneingang des Mecklenburgischen Staatstheaters heraus. „Ich bin ein Rückkehrer, und zwar bewusst“, sagt der Schauspieler vor dem mächtigen Gebäude, das 1886 als herzogliches Hoftheater eingeweiht wurde.

Seit Herbst 2016 steht er wieder auf der Schweriner Bühne. Ein neuer Intendant, ein neues Ensemble, ein neuer Spielplan. Der komplette Neustart des Fünf-Sparten-Theaters hat ihn an den Ort zurückgeführt, an dem er schon einmal fünf Jahre im Rampenlicht lebte. „Da sind Bewegung, Kreativität, Gestaltungsmöglichkeiten im Spiel“, jubelt Martin Neuhaus, der sich an eine goldene Theaterzeit in Schwerin erinnert. Damals hatte er ein festes Engagement, Regie geführt und die Experimentierbühne werk3 mitbegründet. „Das Theater ist das Herz der Stadt“, betont er. Das sei einzigartig, das müsse so bleiben. Das Repertoire lockt ihn, weil dem Schauspiel eine enorme Bedeutung zukommt, die Themen eindringlich von den Freuden und Sorgen der Menschen vor Ort handeln. Schwerin erlebt er anders als vor zehn Jahren. „Früher fand ich die Stadt eng, jetzt ist sie offener, positiv verändert.“ Wieder gestaltet Martin Neuhaus die Szene aktiv mit. Kaum hier, initiierte das frisch gelandete Ensemble die Spielstätte E-Werk STUDIO, ein Podium auch für Talkshows und Diskussionen: „Ein Ort, den man angeregt oder aufgeregt wieder verlässt.“ Wenn er ungestört eine Rolle lesen will, segelt er mit der Jolle in die Seestille des Schweriner Sees. Oder er wandelt rezitierend im Schlossgarten, um Texte einzustudieren. „Beim Gehen in der Natur lernt es sich leichter“, findet er. Im Stück „Vor dem Fest“ von Sasa Stanisic sagt Martin Neuhaus als Glöckner: „Wo wir schlagen, schlagen lebende Herzen.“ Ganz so fühle sich Schwerin an.


Ein Gefühl von Zuhause angekommen zu sein
Martin Neuhaus wuchs in den Ost-Berliner Stadtteilen Oberschöneweide und Friedrichshagen auf und studierte Gesang an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ in Berlin, bevor er ins mecklenburgische Feldberg zog. Dort arbeitete er als Fährmann und Gastwirt, initiierte die Carwitzer Sommerkonzerte und gründete das Hotel „Haus Seenland”. Nach prägenden Theaterbesuchen nahm er ein Schauspielstudium an der Hochschule für Musik und Theater in Leipzig auf, das er mit Diplom abschloss. In der Spielzeit 2003/2004 war er am Deutschen Nationaltheater Weimar beschäftigt, bevor er für vier Spielzeiten nach Schwerin ging. Martin Neuhaus ist Mitbegründer der Schweriner Theatershow Spätschicht und der daraus hervorgegangenen Spielstätte werk3. Nach kreativen Ausflügen auf andere Bühnen und zum Film ist er zurück – in seiner Stadt, wie er sagt, wo ihn die Menschen auf der Straße grüßen, als wäre er nie weg gewesen. „Hier habe ich ein Gefühl von Zuhause“, so Martin Neuhaus. „Und auch als Ankerplatz zwischen Dreharbeiten ist Schwerin wunderbar.“ Ab 11. Mai ist er im Rechercheprojekt „Linien“ im E-Werk sowie im Stralsund-Krimi zu sehen.