Neuanfang in Schwerin für Geflüchtete
Fachdienst für Migration unterstützt Zuwanderer im Alltag
Schwerin • In den ersten Monaten dieses Jahres zählte der Fachdienst Migration 348 Kundinnen, davon 125 Neuaufnahmen, ohne Familienmitglieder. Es wurden 1.319 Beratungsgespräche mit Geflüchteten geführt. Ein zunehmender Bedarf sei deutlich zu spüren, sagt Teamleiterin Anett Kropp. Sie arbeitet seit 26 Jahren in der Migrationsberatung und hat mit Flüchtlingen schon sehr viel erlebt.
„Wir möchten Betroffenen helfen, die ersten Schritte der sozialen Integration erfolgreich zu meistern. Dafür ist bei der überwiegenden Mehrheit ein hoher zeitlicher Beratungsaufwand mit vielen Terminen notwendig, bei einigen reicht es oft auch nach kurzer Zeit, sie auf einen bestimmten Weg zu schicken, den sie dann selbständig weitergehen können”, sagt Anett Kropp. Die Asylverfahren der Geflüchteten sind bereits abgeschlossen, wenn sie die Hilfe beanspruchen. „Es geht nun eher darum, den Alltag mit seinen Besonderheiten, sowie das System, in dem sie künftig leben werden, zu verstehen und schrittweise durch eigenes Handeln in die Hand zu nehmen. Schließlich sind die meisten es gewohnt, Dinge per Handschlag zu regeln”, weiß
Anett Kropp. Die zunehmende Zahl der Menschen mit entsprechend hohen Bedarfen ist auch in der Mecklenburgstraße 31 deutlich zu spüren. Mit ihren Kapazitäten stoßen die Mitarbeiterinnen an ihre Grenzen und auch in Zukunft werden alle Hände gebraucht. „Ich denke dabei daran, welchen Anforderungen wir uns stellen müssen, wenn ein Teil der Geflüchteten offiziell ihre Familien ab März 2018 nachholen dürfen”, sagt Berater Tino Schwarzrock. Schon jetzt haben in Schwerin über 200 Flüchtlingskinder keinen Kitaplatz und die Anstrengungen mit den Schulen, alle Kinder altersgerecht zu beschulen, nimmt ebenfalls zu. „Es ist immer wieder interessant, die unterschiedlichen Biografien der Ratsuchenden kennenzulernen, weil sich daraus erst bestimmte Verhaltensweisen erklären lassen”, sagt Anett Kropp. „Ohne unsere drei Sprachmittlerinnen wären wir kaum in der Lage, den Umfang der Arbeit zu bewältigen. Wir können uns auf sie verlassen. Die Sprache ist schließlich die größte Hürde der Geflüchteten”, so Tino Schwarzrock. Bei vielen Arztterminen werden Sprachmittler gefordert, Grundkenntnisse unserer Sprache reichen hier nicht aus, um Diagnosen richtig zu verstehen. Auch 90 Prozent der Beratungen im Fachdienst müssen mit den Sprachmittlerinnen geführt werden. Die Termine sind oft über 14 Tage im Voraus ausgebucht. Ein geeignetes und notwendiges Begleitsystem für die Geflüchteten, gerade in der Anfangszeit, ist notwendig, um ihnen zu helfen. Dieses konnte jetzt ansatzweise durch eine Förderung, die die Landeshauptstadt Schwerin bis Jahresende zur Verfügung stellt, ermöglicht werden.