Naturschutz stärker in die Landwirtschaft integrieren
Minister trifft Umweltstaatssekretär
Landwirtschafts- und Umweltminister Dr. Till Backhaus tauscht sich heute mit dem Staatssekretär im Bundesumweltministerium, Jochen Flasbarth, zu Fragen des Naturschutzes und zur anstehenden EU-Agrarreform aus. Ein zentraler Punkt der Unterredungen im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft ist die Kopplung künftiger EU-Direktzahlungen an Umweltleistungen der Landwirte, wie im Modell „Veränderungen anschieben – Vorschläge aus Mecklenburg-Vorpommern zur EU-Agrarpolitik nach 2020“ bereits Anfang Dezember 2017 vorgestellt.
„Extreme Witterungsereignisse wie die anhaltende Trockenheit 2018 oder die Überflutungen von 2017 stellen sich immer häufiger ein. Die Kompensation der entstandenen Schäden überfordert die Landwirte ebenso wie die Gesellschaft. Deshalb muss der bisherigen Marktorientierung in der gemeinsamen europäischen Agrarpolitik eine klare Umweltorientierung entgegengesetzt werden“, so Minister Backhaus im Vorfeld der Veranstaltung. Die künftige europäische Agrarpolitik müsse es den Landwirten ermöglichen, mit Umweltleistungen Geld zu verdienen – auch um betriebswirtschaftlich unabhängiger von Witterungsereignissen zu sein.
„Die momentane Dürre in weiten Teilen Ostdeutschlands zeigt, dass es sich für die Landwirtschaft auszahlt, vermehrt in Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel zu investieren. Dafür brauchen die Landwirte finanzielle Mittel. Diese stünden in der EU-Agrarförderung bereit, dazu muss diese aber entsprechend umorganisiert werden. Da viele Umwelt- und Naturschutzleistungen der Landwirte auch der Klimaanpassung dienen, sollten die EU-Gelder für die Landwirtschaft endlich auch stärker an diese Umweltleistungen geknüpft werden. Ich begrüße, dass Mecklenburg-Vorpommern hierzu ein umfassendes, ehrgeiziges Konzept entwickelt hat“, so Staatssekretär Flasbarth.
Die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) bleibe trotz anstehender Kürzungen nach 2020 einer der größten Haushaltsposten der EU. Öffentliche Zahlungen an die Landwirtschaft seien aber dauerhaft nur akzeptabel, wenn im Gegenzug Klima- und Umweltmaßnahmen in den Landbau integriert würden. Für öffentliches Geld sollten auch öffentliche Leistungen erbracht werden, sind sich Backhaus und Flasbarth einig.
Anfang Juli hatten sich die Staatssekretäre der Umweltminister aller sechzehn Bundesländer dafür ausgesprochen, Umweltaspekte bei der Reform der gemeinsamen EU Agrarpolitik stärker zu berücksichtigen.
Am Nachmittag nehmen Backhaus und Flasbarth im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft das Küstenschutzsystem Ostzingst und die bereits teilweise renaturierte Sundische Wiese in Augenschein.
Die Neukonzipierung des Küstenschutzsystems auf dem Ostzingst seit 1991 und die 2018 begonnene Renaturierung der Sundischen Wiese tragen deutlich zur Sicherung der vielfältigen Flora und Fauna auf ehemals militärisch genutztem Gebiet bei. Neben Goldregenpfeifer oder Rotmilan sind hier 14 Gänsearten und 35 Küstenvogelarten anzutreffen. Neben Queller und Boddenbinse gedeihen auf der Sundischen Wiese weitere seltene Pflanzen wie Grasnelke, Salzkraut und Salzmiere.
Hintergrund:
Nationalparks sind Gebiete, die die Möglichkeit haben, sich vom Menschen weitestgehend unbeeinflusst zu entwickeln. In Deutschland gibt es 16 Nationalparks mit einer Gesamtfläche von 1.047.859 Hektar. Das entspricht 0,6 Prozent der terrestrischen Fläche Deutschlands. Allein Mecklenburg-Vorpommern verfügt über drei Nationalparks mit einer Gesamtfläche von 48.100 Hektar. Das entspricht einem Anteil von 2,1 Prozent an der Landesfläche.
Nationalparks sind ein wichtiger Beitrag zum Erreichen der Wildnisziele der Bundesregierung, wonach man auf zwei Prozent der Fläche Deutschlands „Natur Natur sein lassen“ möchte.