Nahverkehr ist wie Familie

Straßenbahnfahrer Peter Herfort ist seit knapp 46 Jahren im Unternehmen tätig

Schwerin • Der Schweriner Nahverkehr ist ein Unternehmen mit langer Geschichte und Tradition. Hier sind Kollegen noch wie Familie. Viele Mitarbeiter bleiben dem Unternehmen deshalb ihr Leben lang treu. Einer von ihnen ist Straßenbahnfahrer ­Peter Herfort. Im November 1973, im Alter von gerade mal 20 Jahren, fing er hier an – und wollte eigentlich nur ein halbes Jahr bleiben. Nun werden es 46 Jahre.

Nahverkehr – das bedeutete für Peter Herfort schon immer „Familie“. „Meine Mutter arbeitete früher auch dort. Als Kind bin ich vorne neben dem Busfahrer oft mitgefahren. Einige meiner späteren Kollegen und die Betriebsstätten kannte ich also schon”, so der heute 66-Jährige. Kein Wunder also, dass er selbst beim NVS landete. Auch sein Sohn arbeitet heute als Busfahrer in Hamburg.
Peter Herfort war aber nicht nur Straßenbahnfahrer. „Meine ungewöhnlichste Tätigkeit war die Zeit als Betreuer im Betriebsferienlager, wo ich, quasi über Nacht, Erzieher wurde. Die Entwicklung der Kinder meiner Kollegen über mehrere Jahre zu erleben, war etwas Besonderes. Und wenn die Kinder von damals heute noch nett grüßen, dann hat man alles richtig gemacht.“
Stolz zeigt Peter Herfort seine Sammlung von Fotos und Zeitungsartikeln der vergangenen 46 Jahre. Zu jedem Bild hat er eine kleine Anekdote – der Katastrophenwinter 1978/79 und auch die Linie 1 zum Zippendorfer Strand hat er noch „erfahren”. „Das hier war die letzte Fahrt mit der Linie 1“, sagt er und deutet auf eines der Bilder. „Die Strecke galt nicht nur als schönste, sondern auch als anspruchsvollste weit und breit. Friedensberg, Sachsenberg, Freilichtbühne, Paulshöhe, Funkhausberg und die S-Kurven am Zoo, dazu Haltestellen im Gefälle und Laubfall – alles zusammen fahrerisch eine Herausforderung.”
Zwar haben sich die Gesichter seiner Kollegen mit der Zeit verändert, neue Kollegen sind dazugekommen, aber Eines sei unverändert – der starke Zusammenhalt. „Es fühlt sich schon ein wenig wie Abschied nehmen an. Mir macht die Arbeit einfach Spaß. Und den Kontakt zu den Fahrgästen, sie sicher von A nach B zu bringen, auch Anerkennung zu erhalten, das werde ich vermissen“, sagt er. Dann beginnt seine heutige Schicht. Mit der Straßenbahn ,Wagennummer 817‘ auf der Linie 4 geht es erst einmal nach Pampow.

ml

BU: Früher (oben, 1974) wie heute (unten) macht Peter Herfort die Arbeit als Straßenbahnfahrer viel Spaß
Fotos: privat, maxpress