Mehr Klimaschutz in Großschutzgebieten
MV beteiligt sich an EU-Projekt
Im Müritz-Nationalpark sollen künftig zunächst auf einer Fläche von 32.000 Hektar Maßnahmen umgesetzt werden, die Natur- und Klimaschutz sinnvoll miteinander verbinden sollen. Der Name des Projekts „ZENAPA“ ist die englische Abkürzung für „Zero Emission Nature Protection Areas“, zu Deutsch: emissionsfreie Großschutzgebiete. Insgesamt 11 Großschutzgebiete verschiedener Bundesländer beteiligen sich an dem Vorhaben.
„Für Großschutzgebiete soll der Handlungsschwerpunkt künftig nicht nur im Schutz der Natur, sondern auch im Klimaschutz liegen. Ziel ist es dabei nicht, den Großschutzgebieten neue Aufgaben aufzuerlegen, sondern Synergien zu finden zwischen den aktuellen Aufgaben und den Notwendigkeiten des Klimaschutzes“ sagte Umweltminister Dr. Till Backhaus heute beim offiziellen Projektstartschuss für Mecklenburg-Vorpommern in Bollewick.
Im Rahmen des Projekts erhält jedes teilnehmende Großschutzgebiet einen Klimaschutzmanager, der sich mit den Konstellationen vor Ort vertraut macht und im Austausch mit den Kollegen aus den anderen Bundesländern Maßnahmen für seine Region erarbeitet. Diese sollen perspektivisch mit den Akteuren vor Ort besprochen und umgesetzt werden. „Sicher können nicht in jedem teilnehmenden Großschutzgebiet die gleichen Maßnahmen erfolgen, dafür sind die naturräumlichen Konstellationen zu individuell. Dennoch gehen wir davon aus, dass ein Fachaustausch sinnvoll und notwendig ist, um sich gegenseitig zu inspirieren und voneinander zu lernen“, ergänzte der Minister.
Dass Natur- und Klimaschutz eng zusammenhängen, steht für ihn außer Frage: „Intakte Biotope, insbesondere natürliche Kohlenstoffsenken wie Wälder oder Moore, können den Klimawandel deutlich abmildern und zum Schutz der Biodiversität beitragen, betonte er. In den Mooren Mecklenburg-Vorpommerns lagern etwa 450 Millionen Tonnen Kohlenstoff. Jeder vollständig bewaldete Hektar Land in Mitteleuropa hat ein Kohlenstoffspeichervermögen von bis zu 250 Tonnen.
Das Land leistet bereits viele verschiedene Beiträge, um den abstrakten Klimaschutzplan der Bundesregierung mit Leben zu füllen. So hat es drei ökologische Wertpapiere entwickelt: die MoorFutures, den Streuobstgenussschein und die Waldaktie.
Der Polder Kieve im Süden des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte ist das weltweit erste durch den Verkauf von Kohlenstoffzertifikaten finanzierte Wiedervernässungsprojekt. „Bezogen auf die Projektlaufzeit von 50 Jahren werden Emissionen von über 14.000 Tonnen Kohlendioxidäquivalenten eingespart. Das Umweltbundesamt schätzt in einer Studie das Schadpotential jeder zusätzlichen Tonne Kohlendioxid in der Atmosphäre auf mindestens 80€, der tatsächliche Wert liegt wahrscheinlich weit höher. Damit werden durch die Wiedervernässung des Polder Kieve gesellschaftliche Kosten in Höhe von mehr als einer Million Euro vermieden, dieser Wert ist immerhin doppelt so hoch, wie die ursprüngliche Investition“, erklärte Backhaus.
Auch das Natura 2000-Netz wurde mit dem Ziel aufgebaut, den Fortbestand oder gegebenenfalls die Wiederherstellung eines günstigen Erhaltungszustands bestimmter Lebensraumtypen und Arten zu gewährleisten. 34,5 % der Gesamtfläche, d.h. 1 Mio. Hektar in MV sind Natura 2000-Gebiete.
Die 3 Nationalparke, 3 Biosphärenreservate und 7 Naturparke in Mecklenburg-Vorpommern sind aber nicht nur von hoher Bedeutung für die biologische Vielfalt, sondern erbringen auch Ökosystemleistungen etwa in den Bereichen Klimaregulation und Grundwasserschutz.
Das Gesamtbudget des ZENAPA-Projektes beläuft sich auf 17 Millionen Euro (für alle Teilnehmer auf acht Jahre bezogen), davon kommen rund 8 Mio. aus dem europäischen Life-Programm. Nach Mecklenburg-Vorpommern sollen mindestens 100.000€ pro Jahr fließen. Das Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt MV unterstützt das Projekt mit rund 12.500 € pro Jahr. Umgesetzt wird es von der Akademie für nachhaltige Entwicklung (ANE) gemeinsam mit dem Müritz Nationalpark.