Mecklenburger Stiere werden Lebensretter
Handballer initiieren Aufruf zur Blutspende und gehen mit guten Beispiel voran
Schwerin • Bei der Transfusionsmedizin könnten demnächst Blutkonserven knapp werden. Viele Vor-Ort-Termine fallen weg. Die Handballer der Mecklenburger Stiere initiieren angesichts der angespannten Situation einen Aufruf an alle Sportler und gesunden Erwachsenen, Blut zu spenden. Gestern Nachmittag fand sich eine Stiere-Gruppe beim DRK-Blutspendedienst in Schwerin ein.
„Die Mecklenburger Stiere stehen zur Gemeinschaft! In so schwierigen Zeiten wie diesen ist es doch selbstverständlich, uns für Menschen zu engagieren, die dringend auf Hilfe angewiesen sind. Die Ausbreitung des Corona-Virus und die damit verbundenen Ängste bestimmen unseren inzwischen für alle ungewohnten Alltag. Da muss nicht noch die Sorge aufkommen, dass im Fall einer notwendigen Versorgung einfach kein Blut mehr da ist“, sagt Patrick Bischoff, Geschäftsführer der Spielbetriebs GmbH der Mecklenburger Stiere. Spieler aus der Profi-Mannschaft des Schweriner Traditionsvereins erklärten sich spontan bereit, zum Blutspendetermin zu kommen oder aber einen der nächsten Termine wahrzunehmen. Vorsorglich wurde die Gruppe sehr klein gehalten. Die Abstände zwischen den Akteuren waren hingegen groß: Infektionsschutz ist auch bei Sportlern das A und O.
Die Idee, eine solche Aktion ins Leben zu rufen, kam aus dem Umfeld der U23-Mannschaft, dem Nachwuchs der Handballstiere. „Ich finde es großartig, dass unsere Handballstiere den Teamgeist, wie er im Mannschaftssport ganz normal ist, jetzt einfach viel umfassender sehen. Zusammenhalt ist einmal mehr gefragt in dieser angespannten Situation. Als Sportler erfahren wir von vielen Menschen Unterstützung. Jetzt können wir ein Stück zurückgeben, damit jene gut versorgt sind, die darauf dringend angewiesen sind“, sagt Robert Schneidewind, Vereinssportlehrer beim Verein Mecklenburger Stiere e.V. Etliche Jungstiere, so berichtet Robert Schneidewind, wären gern mitgekommen. Das Mindestalter von 18 Jahren verhinderte jedoch eine größere Zahl von Spendern aus den Nachwuchsmannschaften.
„Täglich werden allein in Mecklenburg-Vorpommern 350 Blutpräparate benötigt. Diese können nur von gesunden Erwachsenen im Alter zwischen 18 und 72 Jahren gespendet werden. Nur mit ihrer Hilfe können wir Leben retten! Denn Blut kann nicht künstlich hergestellt werden“, sagt Silke Hufen, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit beim DRK-Blutspendedienst MV. Noch sei die Zahl der Blutspender relativ konstant. „Wir verzeichnen aktuell einen leichten Rückgang von etwa 7 Prozent. Aber jede Blutspende wird benötigt. Wir müssen unsere Krebs- und Dialyse-Patienten kontinuierlich mit Blut versorgen. Es gibt da einfach keine Alternative.“
Los ging die ungewöhnliche Blutspende mit einem Fototermin. Auch, um den Aufruf der Mecklenburger Stiere in den sozialen Netzwerken bekannt zu machen, sagt Ideengeberin Carolin Schneidewind. „Wir sind jung und gesund, treiben täglich enorm viel Sport. Uns schadet es nicht, Blut zu spenden“, sagt Tillman Leu. Der 18-jährige Jungstier spielt seit einem Jahr in der ersten Männermannschaft und freut sich, dass auch einer seiner Kollegen es einrichten konnte. Trotz Arbeit, Studium oder familiärer Verpflichtungen, beispielsweise bei der Kinderbetreuung. Corona stellt alle vor besondere Herausforderungen – Spitzensportler bilden da keine Ausnahme. Rechtsaußen Magnus Aust erklärte sich sofort bereit, zum außergewöhnlichen und recht spontanen Termin zu kommen. Angesichts einer Leisten-OP vor kurzem durfte er jedoch nicht auf die Spende-Liege. „Ich habe mir schon in meinen Kalender eingetragen, dass ich in zwei Monaten spenden darf. Dann komme ich wieder.“
Für die anderen ging es mit der ärztlichen Visite weiter. Blutdruckmessen, Angaben im Fragebogen besprechen, mögliche Fragen loswerden. Dann Hände desinfizieren und ab auf die Liege. Ein kleiner Piks in den Arm. Sechs bis acht Minuten dauert eine Spende. Die Belohnung gab es kurz darauf: im Spendercafé. Für die aktiven Handballer, die an der Spende teilnahmen, entfiel die abendliche Sporteinheit ausnahmsweise. „Der reguläre Trainings- und Spielbetrieb ist ohnehin ausgesetzt. Körperliche Fitness bleibt aber ein Pflichtprogramm und wird mit individuellen Plänen bei Jogging, Kraftübungen und anderen Aufgaben umgesetzt“, so Robert Schneidewind. Maßgeschneiderte Trainingsprogramme im privaten Bereich sorgen auch bei den Profi-Handballern dafür, dass, sobald dies möglich ist, wieder Normalität einsetzt. „Das ist im Leistungssport ganz wichtig“, so Stiere-Chef Patrick Bischoff.
Quelle: Barbara Arndt